Nach zwei Jahren feierten die evangelische Kirchengemeinde und die katholische Pfarrei wieder ihr Simultankirchenfest. Mit einem ökumenischen Atempause-Gottesdienst in der St.-Jakobus-Kirche eröffneten Pfarrer Martin Besold und Pfarrer Manuel Sauer das Fest.
„In den letzten Tagen ist auf dem Dorfplatz viel aufgebaut und vorbereitet worden“, stellte Pfarrer Sauer fest. „Auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt, das ist wichtig.“ Wie er ausführte, sei dies nicht alles. „Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein, sondern auch vom Wort Gottes“, sagte Sauer.
„Unsere Seele braucht auch Nahrung“, betonte Pfarrer Martin Besold. „Deswegen sind wir auch heute hier.“ Es sei gut, dass das Fest mit einer „Atempause“ begonnen werde. „Atem holen mit einem Gottesdienst, mit einer Stunde, die unserer Seele gehört und Gott.“
Im Zwiegespräch gingen Pfarrer Martin Besold auf der Kanzel und Pfarrer Manuel Sauer am Ambo auf die Ruhe ein. „Schon in der Lesung verheißt uns Jesus für unsere Seele Ruhe, wenn wir zu ihm kommen“, merkte Besold an. „Und Ausruhen, das hört sich auf jeden Fall immer gut an.“
Dem stimmte Pfarrer Sauer zu. „Ruhe ist richtig und wichtig, wir brauchen sie.“ Er nannte als Beispiel das Credo der heutigen Gesundheitsapostel: „Die Life-Balance muss stimmen.“ Sauer schlug eine Brücke zur Schöpfungsgeschichte. Er wies darauf hin, dass die Erde, wie manche Christen heute noch glauben, in sieben Tagen geschaffen wurde.
„Als Christen müssen wir unser Hirn nicht abgeben, ganz im Gegenteil“, hob Sauer hervor. „Wir wissen, dass die Welt in vielen Jahrmillionen entstand und Wissenschaftler können das wunderbar beschreiben.“
„Was uns die Bibel mit den sieben Tagen sagt ist, dass das Werk Gottes nach den sechs Tagen noch nicht vollständig war“, erklärte Pfarrer Sauer. „Die Erde, die Pflanzen und Tiere sind da, auch der Mensch, aber sie ist noch nicht vollendet“, führte er aus. „Es braucht den siebten Tag, denn er hat eine symbolische Bedeutung.“
Dem stimmte Besold zu. „Es braucht den siebten Tag als Ruhetag, denn er steht für die Vollendung.“ Gott vollende Himmel und Erde, indem er einfach mal ruht. Wie Sauer anmerkte, heiße es, dass der Mensch die Krone der Schöpfung sei. „Das ist eigentlich falsch“, stellte er fest. „Die Krone der Schöpfung ist eigentlich die Ruhe, der Ruhetag.“
„Im Schöpfungsbericht heißt es über Gott, dass er nicht ruht, sondern er vollendet und heiligt den siebten Tag“, sagte Besold. „Das ist mehr als nur Ruhe und Entspannung.“ Nach Sauer mache damit Gott den siebten Tag zu etwas Besonderem. „Das hat mit Segen und Heilig zu tun.“
„Im Judentum ist der siebte Tag der Sabbat, der letzte Tag der Woche“, wusste Pfarrer Besold. „Im Christentum dagegen ist der siebte Tag der Sonntag unser Ruhetag. Der Tag der Auferstehung und somit der erste Tag der Woche, an dem wir Gott besonders feiern.“ Am Rande merkte Sauer an, dass jeder Tag beinahe wie ein kleines Osterfest sei.
Beide Pfarrer gingen darauf ein, wie Gott Platz in unserer Sonntagsgestaltung habe. „Wir wollen aber heute nicht die beliebte Klage der Pfarrer anstimmen, die Kirchen könnten etwas voller sein“, merkte Sauer augenzwinkernd an. Besold verband den Sonntag als Geschenk Gottes an die Menschen. „Er schenkt uns einen arbeitsfreien Tag, dem Gott gehört und aus dem wir Ruhe schöpfen können.“ Dies sei ein Angebot, zu Jesus zu gehen und Ruhe für die Seele zu finden.
„Der Sonntag soll arbeitsfrei bleiben.“ Dafür setzen sich auch Besold und Sauer ein. Pfarrer Sauer unterstützte das Aktionsbündnis „Allianz für den freien Sonntag“. Wie er ausführte, gebe es Bestrebungen in der Politik, den Sonntag auszuhöhlen. „Begründet wird das damit, dem Online-Handel etwas entgegenzusetzen“, so Sauer.
„Der Sonntag ist durch das Grundgesetz geschützt“, stellte der Wildenreuther Pfarrer fest. Daran sollte nicht gerüttelt werden. „Denn wer zahlt denn am Ende für eine Öffnung am Sonntag? Das sind die Verkäuferinnen.“ Seiner Meinung nach reichen sechs Tage, um einkaufen zu gehen.
„Da sind wir einer Meinung“, bekräftigte Besold die Ausführungen Sauers.“ Der Sonntag sei der Tag für die Seele, ein geschützter Tag. „Viele müssen eh schon im Krankenhaus und Rettungsdienst arbeiten, das geht nicht anderes“, stellte er fest. „Der Sonntag darf nicht verzweckt werden.“
„Die Verheißung Jesu liegt auch auf dem Sonntag“, so Sauer. Am Ende lud er zum Simultankirchenfest auf dem Dorfplatz ein. Wie er sagte, habe es sich mittlerweile schon fast zum zweiten Dorffest entwickelt. „Feiern wir gemeinsam ein Fest des Glaubens“, betonte er. Er wies darauf hin, dass der Erlös des Simultankirchenfestes zur Hälfte in die Renovierung der St.-Jakobus-Kirche gehe. Den Rest teilen sich die katholische und evangelische Pfarrei.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.