"Lobet den Herrn mit Posaunen" - nach diesen Psalmworten musiziert der Evangelische Posaunenchor Erbendorf seit 70 Jahren. Für die Musiker wäre es natürlich ein Anlass gewesen, dieses Jubiläum zu feiern. Doch aufgrund von Corona und der damit verbundenen Einschränkungen verzichtete der Chor auf eine Feier. Die Gründung des Evangelischen Posaunenchors ist dem evangelischen Pfarrer Walter Krauß zu verdanken, der bereits kurze Zeit nach seinem Amtsantritt 1949 bei der evangelischen Kirchenverwaltung durchsetzte, Musikinstrumente aus Mitteln der Kirchenstiftung zur Gründung eines Posaunenchores anzuschaffen.
Starke Nachfrage
Im März 1950, so vermerkt die Chronik, wurde die Gründung noch "erwogen", da "eine starke Nachfrage vonseiten der männlichen Jugend" vorhanden war. Am Pfingstmontag des gleichen Jahres war es dann so weit: Nach dem Gottesdienst konnten zehn nagelneue Instrumente an eben so viele Jugendliche aus der Gemeinde übergeben werden. Die Gründungsmitglieder waren Heinz Bellmann, Erich Münchmeier, Lothar Bergler, Horst Stock, Richard Burucker, Karl Grünwald, Hugo Trötsch, Karl Trötsch, Günther Sulitze und Fritz Bergler.
Da alle sprichwörtlich vom "Tuten und Blasen" keine Ahnung hatten, war beim Erlernen eines Blasinstruments aller Anfang schwer. So trafen sich die Musiker wöchentlich zweimal zur Probe, damals noch in der Wohnung des Pfarrers im ehemaligen Pfarrhof am Kaiserberg (heute evangelischer Kindergarten am Kaiserberg).
Premiere an Erntedank
In erstaunlich kurzer Zeit waren die Anfangsschwierigkeiten überwunden. Bereits zum Erntedankgottesdienst am 1. Oktober 1950 spielte der neue Chor seinen ersten Choral und ließ sich anschließend an der Postmauer und am alten Krankenhaus hören. Weitere Auftritte folgten in der Weihnachtszeit am Marktplatz und in der Martin-Luther-Kirche. Unter der Leitung von Pfarrer Krauß war der Posaunenchor bei zahlreichen kirchlichen Grundsteinlegungen, zum Beispiel 1951 in Immenreuth und zur Einweihung des neuerrichteten Kreiskrankenhauses Erbendorf im Jahre 1952, zu hören. Darüber hinaus war der Chor zu öffentlichen Feiern im ganzen Dekanat Weiden unterwegs. Nicht fehlen durfte natürlich die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten in der Martin-Luther-Kirche. War zu Beginn die Mitgliedschaft nur der männlichen Jugend vorbehalten, bewiesen in den 1960ern zunehmend auch die Frauen, dass sie mit den Männern mithalten konnten.
Leider musste Pfarrer Krauß 1962 aus gesundheitlichen Gründen seine Pfarrstelle in Erbendorf aufgeben. Er hatte aber rechtzeitig vorgesorgt, indem er Lothar Bergler immer wieder auf Chorleiterkurse geschickt hatte. So führte Bergler den Chor weiter. Unter seiner Leitung und Nachwuchsarbeit erreichte der Posaunenchor zeitweilig eine Stärke von über 30 Musikern. Die Ausbildung der Instrumentalisten wurde in seiner Zeit als Chorleiter groß geschrieben. Nach 45 Jahren als Chorleiter gab Bergler 2007 den Dirigentenstab ab und übergab ihn an den jetzigen Chorleiter Jochen Neumann.
Ökumene wird großgeschrieben
Mittlerweile ist der Posaunenchor als Brückenbauer im Sinne der Ökumene unterwegs. So haben die Musiker auch in der katholischen Pfarrei einige Einsätze. Und dabei hat die Gruppe auch das Marschieren gelernt: nicht bei Festzügen, aber bei den Marienprozessionen am 1. Mai jeden Jahres. Auch an Allerheiligen ist der Chor bei der Friedhofssegnung zu hören. Trotz Corona auch im vergangenen Jahr - natürlich mit Abstand.
Auch im öffentlichen Leben erfreut der Posaunenchor die Menschen mit Parkkonzerten, Ständchen in den Altenheimen oder bei den Adventkonzerten. Dabei steht im Mittelpunkt der Musik der Choral und die ihm verwandte geistliche Musik. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass alle Musikanten ehrenamtlich zur Ehre Gottes spielen. 2020 war aber alles ganz anders. In den Vorbereitungen zum Osterfest hieß es aufgrund des Lockdowns "Schluss".
Regen statt Corona
Im August hatte der Posaunenchor den Festgottesdienst zu Mariä-Himmelfahrt im Stadtpark spielen dürfen - doch der fiel nicht wegen Corona, sondern wegen Regen aus. Dafür konnten die Musiker, allerdings mit wenig Proben beziehungsweise ganz ohne Proben, die Firmung in der Martin-Luther-Kirche, die Einweihung der neuen Urnenwand im Friedhof sowie zuletzt den Freiluftgottesdienst an Heiligabend an der Martin-Luther-Kirche übernehmen.
Und jetzt warten die Musiker um Jochen Neumann auf die Dinge, die da kommen. Ob es mit Ostern klappt, ist noch ungewiss. Aber auf jeden Fall wird das 70-jährige Bestehen mit einem Festgottesdienst und einem Konzert nachgeholt, wenn alles rund um Corona vorbei ist. Bis dahin heißt es: fleißig üben im stillen Kämmerlein zu Hause.
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