„Solche zwölf Monate hatten wir vorher noch nie erlebt“, blickt Leiterin Anita Benkhardt auf ein „total verrücktes Jahr“ der Bücherei in Erbendorf zurück. Die Corona-Pandemie mit ständig neuen Regeln habe jede Menge zusätzliche Arbeit beschert und viele Dinge unmöglich gemacht. „Erst durfte man gar nicht öffnen, dann durfte nur eine bestimmte Zahl von Besuchern in die Räume und dann spielte plötzlich der Impfstatus die entscheidende Rolle“, klagt die Leiterin. Die meisten Leser hätten die von oben aufdoktrinierten Maßnahmen akzeptiert, aber es habe auch einige gegeben, die sehr unwirsch reagiert hätten. Aber das sei die große Ausnahme gewesen.
Die gemeinsamen Arbeitstreffen des Büchereiteams zum Einbinden, Auszeichnen und Aufnehmen der Medien in die Bestandskartei seien zeitweise ebenso wenig möglich gewesen wie Vorlesestunden, Schulklassen- und Kindergartenbesuche sowie andere Veranstaltungen. Trotzdem habe das Team alles getan, um den Laden am Laufen zu halten. So habe man zeitweise einen Bestell- und Abholservice eingerichtet, Bücherpakete geschnürt und kontaktlos übergeben, um die Erbendorfer Leseratten mit Futter zu versorgen.
Keine Klassenbesuche möglich
„Natürlich konnten wir aufgrund der Einschränkungen nicht die Ausleihzahlen der vergangenen Jahre erreichen. Vor allem die fehlenden Klassenbesuche bei den Schulausleihtagen haben sich negativ bemerkbar gemacht“, bilanziert die Leiterin. Trotz all dieser Widrigkeiten haben die Nutzer im vergangenen Jahr immer noch 5456 Medien ausgeliehen. Das ist lediglich ein Rückgang um knapp 14 Prozent (-870) gegenüber dem Vorjahr.
Die höchsten Zahlen gab es auch diesmal wieder im Bereich Kinder- und Kindersachbücher mit 3174 Entleihungen (-793 gegenüber 2020). Bei den Romanen und Jugendbüchern gab es gegenüber dem Vorjahr sogar eine Steigerung um knapp 20 Prozent auf nunmehr 1307 Entleihungen (+217). Die Zahl der entliehenen Zeitschriften ist mit 231 (-16) etwas zurückgegangen. Bei den Tonträgern gab es mit 434 (-131) einen Einbruch. Außerdem nahmen die Leser 82 DVDs (-13) mit. Die Zahl der Nutzer hat sich, vor allem wegen der fehlenden Schulklassen- und Kindergartenbesuche, von 330 auf 152 mehr als halbiert. Dafür gab es zur Freude der Leiterin auch 21 Neuaufnahmen.
Trotz aller Widrigkeiten haben die Mitarbeiterinnen im vergangenen Jahr alles getan, um den Buchbestand aktuell zu halten. 8673 Medien (+ 384) können in der ehemaligen Hausmeisterwohnung bei der Schule aktuell ausgeliehen werden. Die Büchereidamen haben 201 Medien ausgemustert, weil sie beschädigt, abgenutzt oder nicht mehr aktuell waren.
Höhepunkt im vergangenen Jahr war eine gemeinsam mit der Grund- und Mittelschule sowie dem St. Michaelsbund veranstaltete Lesung mit Kinderbuchautor Fabian Lenk in der Grundschule. Rund 80 Kinder aus den 3. und 4. Klassen hingen im Oktober an seinen Lippen, als er aus seiner neuen Buchreihe "Die Wupis“ vorlas. Alle anderen Veranstaltungen fielen hingegen aus, darunter auch die traditionellen Adventsvorlesestunden.
Neues EDV-Programm installiert
Ein Kraftakt war die Umstellung auf ein neues EDV-Programm, das seit einigen Wochen läuft und es demnächst möglich macht, den gesamten Bestand auch online zu präsentieren. „Dann können unsere Leser auch daheim bequem nachschauen, ob dieses oder jenes Buch verfügbar ist, und Medien reservieren“, freut sich Anita Benkhardt. Zudem sollen auch wieder die Grundschulklassen regelmäßig mit Lesestoff beliefert werden. „Wenn die Kinder nicht zu den Büchern kommen können, dann müssen halt die Bücher zu den Kindern kommen“, sagt die Leiterin. Sie hat mit Rektorin Sabine Graser vereinbart, vorübergehend die Klassen mit altersgerechten Bücherkisten zu versorgen. Das Projekt soll demnächst starten. „Dieses Angebot gilt natürlich auch für die Kindergärten“, betont Anita Benkhardt.
Eine weitere Neuerung, die die Damen in den nächsten Wochen präsentieren wollen, ist die Aufnahme von "Tonies" in den Bestand: Es handelt sich dabei um Figuren, die digital Geschichten und Märchen in die Kinderzimmer transportieren.
Die Erbendorfer Pfarrbücherei in Zahlen
- Trägerin: Katholische Kirchenstiftung Mariä Himmelfahrt
- Gründungsjahr: 1950
- Bestand: 1102 Sachbücher, 2383 Romane und Jugendbücher, 4102 Kinder- und Kindersachbücher, 389 Zeitschriften, 368 Tonträger, 328 DVDs
- Jahresgebühr: Kinder 3 Euro, Erwachsene 8 Euro und Familien 10 Euro. Zusatzkosten fallen nur für DVDs an
- Öffnungszeiten: mittwochs von 16 bis 18 Uhr, freitags von 17 bis 19 Uhr und sonntags von 9 bis 11 Uhr
- Personal: neun Mitarbeiterinnen, die alle ehrenamtlich tätig sind
„Wenn die Kinder nicht zu den Büchern kommen können, dann müssen halt die Bücher zu den Kindern kommen.“
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