Mit dem Ende des Eingangsgebetes von Pfarrer Manuel Sauer (Wildenreuth) begann es in Strömen zu regnen. Es schien ein Zeichen des Herrn zu sein, denn die evangelischen Steinwaldgemeinden müssen ihren Pfarrer an diesem Tag verabschieden, ab kommender Woche wird er in der Auferstehungsgemeinde in Nürnberg tätig werden. "Ich geh jetzt zum Glubb", sagte Zeh scherzhaft, weil der Zweitligaverein seinen Sitz in seiner neuen Gemeinde habe. Die ein oder andere Träne wurde an diesem Sonntagvormittag vergossen und während des restlichen Gottesdienstes schien der Himmel mit zu weinen.
Regen krempelt Gottesdienst um
Wer Pfarrer Christoph Zeh in den vergangenen sechs Jahren seines Wirkens in Erbendorf und Windischeschenbach begegnet ist, wusste, dass auch an diesem Tag eine spontane Alternative für den geplanten Freiluftgottesdienst gefunden wird: In Windeseile wurde die gesamte Technik der Band auf die Tribüne des Sportplatzes "Am Kreinzl" getragen und neu aufgebaut. Zeh erinnerte sich an eine Begebenheit in der Martin-Luther-Kirche: "Ich habe einmal gesagt, wenn alle immer hinten sitzen, werde ich mich hinter sie stellen und den Gottesdienst von dort halten. Dass ich das einmal wirklich machen werde, das habe ich damals nicht gedacht." Kurz darauf wurde der geplante Ablauf wieder unterbrochen, diesmal aber waren es die Kindergartenkinder des evangelischen Kindergartens Regenbogen, die ihrem Pfarrer ein Abschiedslied sangen. "Mögen Engel Dich begleiten" wünschten sie ihm musikalisch alles Gute für seine neue Aufgabe.
"Pfarrer Zeh versteht es zu begeistern"
Band, Chor und die vier Geistlichen, die durch den Gottesdienst führten, haben in ungewohnter Enge das Beste aus der Situation gemacht. Zehs Abschiedspredigt lehnte er an einen Brauch amerikanischer Universitäten an: Dort sei es üblich, dass Hochschulprofessoren in einer Vorlesung so über ihr Wirken und ihre Forschungsergebnisse reden, als ob es ihre letzte Vorlesung sei. "Gerade deshalb gibt es dort wenig Geschwafel, vielmehr seien diese Vorlesungen ergreifend, tiefgründig, aber trotzdem humorvoll und leicht", sagte Zeh und merkte an, dass er dies in all den Jahren immer versucht hatte, wenn er die Kanzel bestieg.
Später sagte Dekan Thomas Guba, dass der Erbendorfer Kollege seine Gemeinden durchaus zu begeistern verstanden habe: "Normalerweise wird in Gottesdiensten ja nicht geklatscht, hier ist das aber anders." Viel Applaus gab es während des einstündigen Glaubensfestes für die musikalischen Darbietungen des evangelischen Posaunenchors Erbendorf, des Kirchenchores EinKlang aus Windischeschenbach und der Band von Pfarrer Christoph Zeh. Auch seine "last lecture" wurde mit viel Beifall bedacht.
Zu besonderen Anlässen hatte Pfarrer Zeh in der Vergangenheit mit einem Predigttext auf Fränkisch überrascht. Der geborene Mittelfranke hatte auch für diesen besonderen Tag seine Predigt wieder im Dialekt gereimt und damit auf seine neue Wirkungsstätte in Nürnberg übergeleitet.
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf war das Thema des vergangenen Sonntags, in dem die Frage beleuchtet wurde, ob nicht jeder seine Herde alleine ließe, um das eine verlorene Schaf wieder aufzuspüren. So hatte sich Jesus damals zum Unmut vieler Menschen mit den Zöllnern umgeben, um sie zum Glauben zurückzugewinnen. "Das sind nicht nur Nettigkeiten", fränkelte Zeh weiter, "sondern die Menschen spürten, dass mit Jesus andere Zeiten kommen. Und diese Botschaft möchte ich weitergeben!" Diese Botschaft, führte Zeh weiter aus, treffe die Menschen mitten ins Herz und es werde ihnen bewusst: "Hoppla, was der erzählt, das ist kein Scherz." Plötzlich habe das Leben wieder einen tieferen Sinn.
Ökumene intensiv belebt
"Wir können die Karten, die wir bekommen, nicht tauschen, aber wir entscheiden, wie wir sie ausspielen." Sein eigenes Handeln habe Zeh stets unter den Vorsatz gestellt, nicht nur schön reden, sondern auch Taten folgen lassen. So hatte er mit seinem Kollegen Pfarrer Sauer die Steinwaldgemeinden zusammengeführt und neu aufgestellt, die Technik in der Martin-Luther-Kirche runderneuert und mit seinem katholischen Kollegen Pfarrer Martin Besold die Ökumene intensiv belebt, zum Beispiel mit der spektakulären Tandemfahrt der beiden Erbendorfer Geistlichen zur 100-Jahr-Feier des Endes des Simultaneums oder mit dem anmutigen Werbesport für den Erbendorfer Kunst- und Kulturverein. Daher war es für Pfarrer Besold auch selbstverständlich, an diesem Abschiedsgottesdienst aktiv mitzuwirken und unter anderem die Lesung an diesem Tag vorzutragen.
"Wir lassen Sie fröhlich ziehen", erklärte Dekan Guba in seiner Ansprache zur Entpflichtung Zehs von seinen Aufgaben in Erbendorf und Windischeschenbach. "Wir gehen nicht im Groll auseinander", fuhr er fort und wies vor allem auf die Errungenschaften des scheidenden Erbendorfer Pfarrers hin. "Mit Ihrem Ideenreichtum haben Sie Ihre Gemeinden über die Dekanatsgrenzen hinweg bekannt gemacht." Unter anderem erwähnte er die Wohnzimmerandachten, die Pfarrer Zeh und Pfarrer Sauer während der Pandemiezeit entwickelt haben. Aber auch die vorbildliche Zusammenarbeit der Gemeinden sei führend und könne als Vorbild für die Zukunft anderer Kirchengemeinden gelten. "Jede Menge Fußstapfen, die Sie hinterlassen, wir hätten Sie auch gerne bei uns behalten", schloss der Dekan seine Worte, bevor er zum offiziellen Teil der Entpflichtung kam.
Betriebsausflüge
Der Regen versiegte und in zahlreichen Grußworten gingen die vielen Redner noch einmal auf besondere Erlebnisse mit dem evangelischen Pfarrer ein, die sie mit ihm erfahren durften. Der Zweite Bürgermeister Windischeschenbachs, Erich Sperber, und der Erste Bürgermeister der Stadt Erbendorf, Johannes Reger, stellten die Bedeutung des Wirkens in beiden Städten heraus und wie wichtig die sozialen Dienste der Kirche für die Gesellschaft seien.
Kindergartenleiterin Kathrin Öcal bedankte sich für den Rückhalt und die tolle Zusammenarbeit und blickte humorvoll auf die beliebten und teils kuriosen Betriebsausflüge zurück. Weitere Grußworte folgten von Daniel Bär (Band und Elternbeirat des Kindergartens), Pfarrer Hartmut Klausfelder (Senior/Vertrauenspfarrer des Pfarrkapitels Weiden), Pfarrer Sauer (für die Notfallseelsorge), Ulrike Weiß (stellvertretend für alle Kirchenvorsteher der Gemeinden), Elvira Freifrau von Lindenfels (Kirchengemeinde Krummennaab, Thumsenreuth) und Sarah Schwarz (Jugendgottesdienst).
Am Ende schien die Sonne
Zum letzten Mal griff Pfarrer Zeh zu seiner Gitarre im Stadion und spielte sein persönliches Abschiedslied mit seiner Band. Genau zu diesem Augenblick fand die Sonne wieder einen Weg zwischen den Wolken und erleuchtete die Gemeinde hell. "Ich wünsche einen angenehmen Nachhauseweg", schloss Zeh das letzte Mal einen Steinwaldgottesdienst.
"Wir können die Karten, die wir bekommen, nicht tauschen, aber wir entscheiden, wie wir sie ausspielen."
Wie geht es weiter?
Dekan Thomas Guba verkündete, wie die Arbeit des scheidenden Pfarrers Christoph Zeh während der Vakanz der Pfarrstelle aufgeteilt werde.
- Die Vertretung der Pfarramtsführung übernimmt Pfarrer Manuel Sauer (Wildenreuth).
- Für die Kausalien (kirchliche Amtshandlungen wie Taufe, Konfirmation, Eheschließung, Beerdigung) zeichnet Pfarrer Martin Schlenk aus Mitterteich verantwortlich. Ihm steht Pfarrer Ulrich Gruber im Hintergrund zur Unterstützung bereit.
- Die offene Stelle ist für den 1. Februar 2022 ausgeschrieben, Dekan Guba hofft auf eine rasche Besetzung.
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