Eschenbach
07.06.2022 - 14:23 Uhr

140 Jahre Gesellschaft Frohsinn: Eschenbacher feiern Jubiläum nach

Geselligkeit und gute Laune sind immer gefragt, vor 142 Jahren genauso wie heute. Die Gesellschaft Frohsinn, am 26. September 1880 in Eschenbach gegründet, feiert nun ihr Jubiläum nach.

"Die Tradition, die pflegen wir in unserem Verein - und Eschenbach dich lieben wir, so soll es immer sein." Die Vereinshymne wird auch am Samstag, 18. Juni, erklingen, wenn die Gesellschaft Frohsinn Geburtstag feiert. Im Rahmen einer Jahreshauptversammlung im Vereinsheim der Eschenbacher Kleintierzüchter am Birschlingweg zur Feier des Jahres ein großes Familienfest statt. Nach Absagen wegen der Corona-Pandemie jubiliert die Gesellschaft erst zwei Jahre später. Unkonventionell feiert der Frohsinn dann eben sein 140 plus 2-Jubiläum. Der Verein wurde am 26. September 1880 gegründet.

Die Gründung des Vereins vor 142 Jahren sei laut der 92-seitigen Festschrift bemerkenswert gewesen, berichtete Vorsitzender Erwin Dromann auch mit Blick auf die Nachforschungen von Karlheinz Keck, von Karl Reiß und von Hans Oberndorfer. Außer der Feuerwehr und der Kriegerkameradschaft habe es damals kein nennenswertes Vereinswesen gegeben.

Der Alltag im 19. Jahrhundert ließ für Freizeitgestaltung wenig Zeit. Vielfach herrschte noch die 7-Tage-Arbeitswoche und die Verpflichtung zur Sonntagsschule. Fahrradausflüge oder eine Spritztour mit dem Automobil waren kein Thema. Es gab weder Kino, Fernseher noch Radio. Die Idee einiger Burschen, sich in geselliger Gemeinschaft in Wirtschaften und Zoiglstuben zu treffen, fiel deshalb auf fruchtbaren Boden.

Vereinsname Symbol für gute Laune

Am Kirchweihsonntag 1880 wurde der Geselligkeitsverein aus der Taufe gehoben. Die Gründungsmitglieder vereinbarten Bier- und Tanzabende, Ausflüge, Gartenfeste und Theateraufführungen. Zu den feuchtfröhlichen Symbolen des Vereins gehörte schon damals ein Trinkhorn mit einem Fassungsvermögen von 7 Seidel Bier, das bei jeder „Sitzung“ gefüllt mit Gerstensaft und von edlen Spendern finanziert reihum ging.

Viele Termine hatte die Gesellschaft in Zeiten des Kommunbierausschankes. So galt es, bis zu 38 Zoiglstuben zu besuchen. Ein Umstand, der den Zulauf zum Verein weiter förderte. Auch „gstandne“ Bürger stießen zu den überwiegend jungen Leuten. Einen Grund zum Feiern gab es immer, bis 1914 der Erste Weltkrieg dem gesellschaftlichen Leben den Todesstoß versetzte.

1919 lebten die Treffen wieder auf. Spätestens ab Mitte der 1920er Jahre blühte das Gesellschaftsleben wie in alten Zeiten, bis im Jahr 1935 von den Nationalsozialisten die Vereinskasse beschlagnahmt und der völlig unpolitische Männerzirkel verboten wurde.

Wiederbelebung 1947

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Leben Schritt für Schritt wieder los. Der spätere Bürgermeister und Landrat Josef Decker und Friseurmeister Karl Reiß beschlossen 1947 mit Einwilligung der Militärregierung den Frohsinn in Eschenbach wiederzubeleben. „Dadurch würde die Verständigung zwischen Einheimischen und Flüchtlingen ermöglicht und das Einleben der letzteren in die örtlichen Verhältnisse erleichtert“, lautete der Inhalt des Bittschreibens an die Militärregierung.

Groß war die Sehnsucht nach neuer Geselligkeit trotz der wirtschaftlichen Zwänge. Das Vereinsprotokoll registrierte 1947 schon wieder 49 Zusammenkünfte. Mit Unterstützung des Frohsinns gelang es auch, die alte Tradition des Chorsingens fortzuführen. Der Frohsinn verhalf der Liedertafel zur Wiedergeburt.

Weibersleut sorgen für Belebung

Karl Reiß, von 1949 bis 1987 Vorstand der Gesellschaft und Wahrer Alteschenbacher Traditionen, wurde zum 90-jährigen Jubiläum zum „Präsidenten“ ernannt. Dem „alten Boder“, wie er liebevoll genannt wurde, folgten die weiteren Präsidenten Baptist Groß und Martin Schusser. „Auch Frauen gehören in die Gesellschaft Frohsinn“, forderte Martin Schusser schon beim Amtsantritt. Eine kluge Entscheidung. Seit 1999 bewährt sich die Damenwelt als belebendes Element des Frohsinns, das auch der amtierende Vorstand zu schätzen weiß.

Seit 2011 leitet Erwin Dromann die Geschicke des Vereins. Ein Führungswechsel, der dem Frohsinn einen weiteren Schub verlieh. Die Vielfalt an Veranstaltungen, wie zum Beispiel Mehrtagesausflüge, Faschings- und Kaffeenachmittage, Truppenübungsplatz-Rundfahrten, Fahrten ins Blaue, Weihnachtsfeiern und Familienfeste stoßen auf riesigen Zuspruch. „Frauen sind unsere Rettung“, gibt der Vorsitzende zu. Die Folge: Der Mitgliederzulauf hält unvermindert an.

Derzeit registriert Rudolf Danzer, Ehrenmitglied Schriftführer „auf Lebenszeit“ 530 Mitglieder. Sie genießen das Wohlfühlklima von Dromann und seinem Führungsteam. Das Frohsinn-Programm bedeutet Freude, Gemeinschaft und Dankbarkeit in einem, wie es auch in der 1. Strophe des Frohsinn-Liedes heißt: „Die Jahre werden vorüber geh'n, aber nicht die alten Sympathien. Drum freu'n wir uns auf ein Wiedersehn, am Sonntag beim Frohsinn“.

Familienfest und Jahreshauptversammlung

Die Gesellschaft Frohsinn lädt zum Feiern am Samstag, 18. Juni, ab 11 Uhr in das Kleintierzüchterheim ein. Dem Mittagessen ab 11.30 Uhr folgt gegen 13.45 Uhr die Generalversammlung mit Ehrungen. Die Versammlung endet traditionsgemäß mit dem gemeinsamen Anstimmen des Frohsinn-Liedes. Anschließend gemütliches Beisammensein mit musikalischer Unterhaltung.

Präsident Baptist Groß und seine Köi

Gerne hörten die Frohsinn-Mitglieder bei ihren regelmäßigen Stammtisch-Treffen ihrem Präsidenten zu. Groß, mit Hausnamen Boderweber, galt als wandelndes Lexikon, wenn es um Heimatgeschichten ging. Einmal gab er folgende Anekdote zum besten: Er fuhr mit seinem Kuhgespann den Stadtberg hinauf, was naturgemäß mit Zugtieren nicht so schnell ging. Da rief ihm ein Polizist zu: „Kenna döi Köi net a weng schneller geih?“ Der Boderweber war nicht aufs Maul gfalln und schrie zurück: „Sags eana doch selber“.

Info:

Verein mit Tradition

  • Am 26. September 1880 wurde die Gesellschaft Frohsinn in Eschenbach gegründet
  • Die Gründungsmitglieder hatten Bier- und Tanzabende, Ausflüge, Gartenfeste und Theateraufführungen im Sinn
  • Bei den Treffen spielt ein Trinkhorn (Fassungsvermögen 7 Seidel Bier) eine große Rolle
  • Erste und Zweiter Weltkrieg bremsten die Aktivitäten aus
  • Das Jubiläum wird am 18. Juni ab 11 Uhr im Vereinsheim der Kleintierzüchter gefeiert
 
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