Den Bischofsstab des Heiligen Nikolaus durfte der zweieinhalbjährige Noa nicht halten und auch sonst gab es bei den Hausbesuchen des Heiligen Mannes in Eschenbach viel Distanz und allerhand Besonderheiten. Was also tun, damit der Nikolaus trotz aller Widrigkeiten seine Botschaft in oder besser vor die Wohnungen tragen konnte? „Wir wissen um die große pastorale Not vieler Menschen“, erklärte Petra Danzer nach zahlreichen Anfragen. Den vielen Elternwünschen hätten sie auch in Corona-Zeiten nicht widerstehen können, betonte die Vorsitzende der Gemeinschaft Sankt Georg (GSG), die seit Jahrzehnten die Hausbesuche organisiert.
So kam es unter strenger Beachtung eines Leitfadens zu „kontaktlosen Hausbesuchen“. Nur eine Familie durfte anwesend sein, der Nikolaus musste seinen Hirtenstab selbst halten oder übergab ihm Knecht Ruprecht, das Geschenk war vor die Haustür zu stellen, die schon bereitstehenden Mitbringsel sollten die Eltern den Kindern übergeben und während des gesamten Besuches hieß es, eine Bischofsstablänge Abstand wahren.
Doch von all diesen Vorgaben bekam der kleine Noa gar nichts mit. Der Bub blickte gefasst und ehrfurchtsvoll nur auf den stattlichen Mann, der da plötzlich im leuchtenden Mantel mit wallendem weißen Bart, Bischofsmütze und weißen Handschuhen vor ihm stand. Die wertvollen Stickereien des Bischofsgewandes glitzerten im Licht der Kerzen und Lampen. Imposant auch der Begleiter. Knecht Ruprecht, in einen dicken Fellmantel gehüllt, mit schwarzem Bart und dunkler Mütze schwang allerdings nur symbolisch die Rute. Sankt Nikolaus berichtete nur Gutes. Glückselig strahlte der kleine Noa, wenngleich er den Schnuller abzugeben hatte, und warm ums Herz wurde auch den Eltern Isabell und Walter Thurn.
Bereits am Vorabend des Nikolaustages waren bei den traditionellen Hausbesuchen der Eschenbacher Gemeinschaft Sankt Georg (GSG) die mahnenden und lobenden Wohltäter unterwegs. „Besonders in der Rolle der Anerkennung kommt von den Kindern viel zurück“, wusste Martin Sporrer aus langer Nikolauserfahrung. Deshalb machen dem „Heiligen“ mit der väterlich fürsorglichen Stimme die Hausbesuche beim Eschenbacher Nachwuchs immer noch Spaß.
Am Nikolaustag herrschte deshalb auch in der Familie Sporrer geschäftiges Treiben. Die heiligen Gewänder waren vorzubereiten und ein von GSG-Vorsitzender Petra Danzer vorbereitetes Besuchsprogramm minutiös zu beachten. Nicht nur Papa Martin war als Nikolaus in Aktion. Schon längst hat auch Sohn Johannes Gefallen an der Rolle des Krampus gefunden. „Bisher war der alte Kartoffelsack mit Geschenken meist prall voll“, erklärte „Knecht Ruprecht“. Doch Corona habe alle Pläne und Überraschungsmomente beim Auspacken der Gaben durchkreuzt.
Dem Nikolaus und seinem Begleiter zur Seite stand auch der Fahrdienst. Die vermeintlich ungleichen Himmelsboten wurden von Mama Doris Sporrer chauffiert. In diesem Sinne setzte sich eine Familientradition fort, die von der Eschenbacher Gemeinschaft Sankt Georg seit vielen Jahrzehnten gepflegt wird. Vier Nikolaus-Paare besuchten trotz Corona wieder Dutzende von Haushalten. Auch US-Familien im Eschenbacher Stadtteil Netzaberg, einem der größten Soldaten-Wohnquartiere der US-Armee, gehörten zum Besuchsprogramm der Botschafter der Herzen.
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