Im nordböhmischen Aussig an der Elbe empfehlen am 30. Juli 1945 vereinzelt Tschechen ihren deutschen Nachbarn, am nächsten Tag nicht auf die Straße zu gehen. Am 31. Juli verübten tschechische Revolutionäre an der deutschen Bevölkerung ein Massaker, dem nach Historikerquellen mehrere hundert Aussiger aller Altersgruppen grausam zum Opfer fielen. Das Geschehen bildet den Hintergrund für den neuen Kriminalroman Raimund A. Maders, „Engel und der Fluch des Golem“, den der Autor im Kulturzentrum Taubnschuster einem großen, interessierten Zuhörerkreis vorstellte.
Dämonen der Vergangenheit
Einleitend sprach Mader von einem vom tschechischen Innenministerium gesteuerten Pogrom, das „weniger von örtlichen Tschechen, sondern dem Aussehen nach von Zuchthausentlaufenen“ verübt wurde, die dem Aufruf von Edvard Benesch gefolgt waren, „die Deutschen zu liquidieren“. Als Einstieg in seine Lesung wählte er die Zeit „irgendwann im Jahr 1959“, als Papa Engel (seine Person ist bestimmend für das weitere Romangeschehen) seinem Sohn erzählt, auf welch grausame Weise sein damals zwölfjähriger Bruder und weitere Aussiger um Leben gekommen sind. Im Rückgriff auf den Prolog seines Buches fallen Zitate wie „Ort der Schande“, „Opfer des Mobs“ oder „Suche nach dem Mann, den du töten willst“. Letzteres ist bestimmend für den weiteren inhaltlichen Verlauf des Romans, in dem Engel seinen Sohn durch einen Unfall verliert und er während einer psychiatrischen Behandlung die „eingebildete Fratze von Dämonen“ zu erkennen glaubt, was ihn zum Mordversuch zwingt.
Geschickt lässt Mader die in der jüdischen Mystik fußende Sage um den Golem aus dem jüdischen Prag einfließen und weckt damit Erinnerungen an das Alte Prag mit seinen jüdischen Riten. Spannung und Neugier auf das weitere Geschehen in seinem 228-seitigen Werk schuf Mader in einem Kapitel zur „schönen Seele mit nach innen gerichteten Augen“. Nur relativ kurz widmete er sich einer schönen Nonne, deren Seele vor 20 Jahren gebrochen und sie deswegen ins Kloster geflüchtet war. Zum dortigen Geschehen gehörte der Besuch eines Mannes im Kloster, der der Äbtissin eindringlich aufgab: „Ihr müsst gut auf sie aufpassen. Sie ist in Gefahr. Das Böse ist unterwegs …“.
Themenauswahl aus dem Moment heraus
Mader blickte auf sein Auditorium und fügte schmunzelnd hinzu: „und das hoffe ich, bleibt uns heute erspart.“ Petra Gottsche, die die Lesung mit angepasstem Flötenspiel begleitete, bereitete ihr mit Mozartklängen ein „fröhliches Ende“. Als Karlheinz Keck während einer Gesprächsrunde auf 15 Jahre Krimiautor Raimund Mader zurückblickte und wissen wollte, ob es einen roten Faden zur Auswahl der Themen gibt, gestand die ehemalige Lehrkraft an den Gymnasien Eschenbach und Weiden: „Entscheidend ist, was mir gerade vor die Augen kommt …“













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