Gibt es eine Aufnahmepflicht für Frauen in Traditionsvereinen, deren Satzung nur männliche Mitglieder zulässt? Viele Jahrzehnte stellte sich bei der Gesellschaft Frohsinn diese Frage nicht. Der Eschenbacher Geselligkeitsverein gründete sich am 26. September 1880 als reiner Männerclub. Frauen waren bei den Treffs laut Satzung nur geduldet. Ungeduldig erwarteten zur Gründerzeit des Frohsinn junge Burschen ihren 18. Geburtstag, um in der Gesellschaft aufgenommen zu werden. Samstagabends durften sie dann an den feucht-fröhlichen Bierrunden teilnehmen.
Als Vereinssymbol diente ein Horn, das von edlen Spendern mit sieben Seideln Gerstensaft gefüllt bei jeder Sitzung reihum ging. So heißt es im Frohsinn-Lied unter anderem: „Gefeiert hat man manche Tat, versoffen auch manch Zorn. Der Stiefel wurde oft geleert, viel öfter noch das Horn“. „Nach echter Männerart“, wie es weiter heißt. Das Protokollbuch gibt Zeugnis über diese Zechrunden, über Zoiglabende, Gartenfeste, Schafkopfrunden und Faschingsbälle. Nur bei den Tanzabenden konnten und wollten die Herren der Schöpfung naturgemäß nicht auf die Teilnahme der „holden Weiblichkeit“ verzichten, so heißt es in den Protokollaufzeichnungen. Auch in den Silvesternächten waren „Ehrenjungfrauen“ willkommen. Nach den beiden Weltkriegen wuchsen aus Ruinen und Armut wieder Zuversicht und Zukunftshoffnungen. Dem Verein hauchten die Eschenbacher „nach echter Männerart“ neues Leben ein.
Anregung von Martin Schusser
Im Laufe der Nachkriegsjahrzehnte hinterließen die gesellschaftlichen Veränderungen und der stete Gleichklang der Veranstaltungen tiefe Spuren. 1996 forderte Präsident Baptist Groß die Mitglieder in der Generalversammlung auf, die drei großen „F“ (Filzpantoffel, Flaschenbier und Fernseher) hinten anzustellen und wieder die traditionelle Frohsinn-Geselligkeit zu stärken. Appelle wie Schall und Rauch, bis am 10. Januar 1999 Martin Schusser als neuer Präsident anregte, alte Zöpfe abzuschneiden und Frauen in die Gesellschaft aufzunehmen.
Eine Neuausrichtung, die Frohsinn zu neuem Schwung verhalf. Schon ein Jahr später verkündete der Vorsitzende in der Generalversammlung die Aufnahme einer stattlichen Anzahl weiblicher Mitglieder. Eine Entwicklung, die sich dank attraktiver Gestaltung der Jahresprogramme erfolgreich fortsetzte. „Frauen waren die Rettung“, bilanzierte die neue Führungsmannschaft um Präsident Erwin Dromann schon 2014 mit Blick auf die Beitrittswelle weiblicher Mitglieder. Unter dem Leitgedanken „Neues wagen“ setzte sich die Frauen-Power fort. Die Vielfalt der Veranstaltungsformen zeigte Wirkung. Familienfeste, Fahrten ins Blaue, Themenveranstaltungen und mehrtägige Erlebnisreisen weckten ein riesiges Interesse und führten zu einer bis heute nicht enden wollenden Beitrittswelle.
Frauenanteil fast 50 Prozent
Mittlerweile verzeichnet Frohsinn, mit 570 Mitgliedern der zweitgrößte Verein der Stadt, einen Frauenanteil von fast 50 Prozent. Einfallsreich bringt sich ein starkes Frauenteam in die Vereinsarbeit ein. Der Präsident ist stolz auf den Frauenpower im Verein. „Die Frauen bereichern die Vereinsarbeit mit vielen guten Vorschlägen und inspirieren zu neuen Taten“.
Erwin Dromann freut sich zudem über die Bereitschaft vieler Frauen, im Verein Führungsaufgaben zu übernehmen. Dankbar ist der Präsident über die Schriftführertätigkeit von Michaela Danzer. Auch der Beirat mit Sieglinde Danzer, Brigitte Dromann, Maria Förster, Annegret Franz, Edeltraud Gradl und Monika Stopfer belebe ideenreich und voller Einsatzfreude die Vereinsarbeit, lobt der Vorsitzende.
Diesen Samstag Familienfest
- Familienfest und Generalversammlung am Samstag, 27. Juli, im Heim der Tremmersdorf/Speinsharter Kleintierzüchter
- Für die Frauen der ersten Stunde gibt es eine besondere Ehrung
- Hubert Haberberger und die Liedertafel begleiten die Veranstaltung musikalisch und gesanglich
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.