"Eine sehr gelungene und aufschlussreiche Ausstellung. Wir haben viel Neues erfahren." Diesen Eintrag im Besucherbuch des Museums ergänzen Aussagen von Schriftstellern und Essayisten wie Walter Benjamin und Louis Aragon, die die Philatelie als ein Universum sinnlicher Reize und geistiger Dimension beschreiben. Denn dass Millionen von Sammlern ihrem Reiz verfallen, hängt zusammen mit der bunten Fülle all dessen, was Briefmarken und andere philatelistische Sammelgegenstände an Geschichte und Geschichten erzählen.
Weitere Einträge wie "Schön war's, ein lohnender Besuch" oder "Eine schöne Postgeschichte" bescheinigen den Ausstellern, dass sie mit ihren Briefmarken und vielseitigen Exponaten postgeschichtliche Erkenntnisse dokumentieren und sie sich als eine Art Chronisten und Konservatoren betrachten dürfen.
Zeit der vielen Nullen
Der "jüngste" Zeitabschnitt, den die Ausstellung dokumentierte, war die Inflation in Deutschland von 1920 bis 1923, als im Dezember 1923 das Briefporto 50 Milliarden Mark betrug. Kurz vor dieser hohen Ära der Nullen war die relativ kurze Zeit der deutschen Kolonialgeschichte zu Ende gegangen, die die Ausstellung mit Briefmarken und Postbelegen von Kamerun bis Samoa belegte. Als weiteren Lehrbeitrag in Geschichte werteten die Besucher Briefbelege aus der Zeit, als Neustadt am Kulm zu Preußen gehörte (bis 1803) und Marktredwitz noch bei Österreich war (bis 1813), aus den Zeiten des deutsch-französischen Krieges 1870/71 und der Lokalbahn Pressath-Kirchenthumbach. Ein "Leckerbissen" aus Briefexponaten aus der Zeit vor den ersten bayerischen Briefmarken war wohl der Brief eines Maurergesellen vom 11. Januar 1846 an den "Allerdurchlauchtesten, Großmächtigen König" Ludwig von Bayern, in dem der Parksteiner seine bedrängte Lage schildert und "huldreiche Unterstützung erbittet".
Der Heimatverein dokumentierte mit Informationen auf großen Waldtafeln und Leihgaben des Museums für Kommunikation Berlin und des Militärmuseums Grafenwöhr die Eschenbacher Postgeschichte ab 1851.
Historische Gegenstände
Ins Auge fielen insbesondere Uniformen aus den Jahren 1905 und 1960, historische Telefone, Briefkästen und Briefmarkenautomaten. Sie reflektierten ein Stück Stadtgeschichte und führten zu Besucherbucheintragungen wie "Eine wunderschöne Ausstellung, alle Achtung" oder "Mit Herzblut zusammengestellte Ausstellung. Weiter so!"
Kinder nutzten gerne einen kleinen Postschalter, auf dem sie Oma und Opa auf Postkarten des Heimatvereins ihren Besuch der Ausstellung mitteilten und dies auch noch mit einem "besonderen Poststempel" bescheinigten.
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