Die Grabplatte des berühmten Minnesängers Wolfram von Eschenbach ist der helle Marmorstein vor dem Kirchturm von St. Laurentius wohl eher nicht. Denn dieser war aus schwarzem Marmor, wie der Eschenbacher Mädchenlehrer Johann Groskopf in seinem Manuskript schreibt, das er 1844/45 für den Historischen Verein der Oberpfalz verfasst hat. Dennoch hat der Heimatverein Eschenbach jetzt das Bamberger Archäologieunternehmen Digroma beauftragt, den sagenhaften Stein am Kirchplatz zu untersuchen. Die Untersuchung wurde auch in der Diskussion um den Bürgerhaushalt angeregt.
Verschiedene Scanverfahren
Roman Schneider, Archäologe und Denkmalpfleger war inzwischen mit einer weiteren Mitarbeiterin für Digroma in Eschenbach und hat die rätselhafte Grabplatte mit verschiedenen Methoden gescannt, um die Oberfläche nach Spuren von eingemeißelten Zeichen oder Schriftresten zu erforschen. Mit bloßem Auge sind nur die Umrisse von zwei Wappen in den Ecken des Steines zu erkennen. Heimatverein und Stadt Eschenbach, die sich die Kosten für dieses Unternehmen teilen, erhoffen sich von dieser erprobten Untersuchungsmethode weitere Erkenntnisse über den Ursprung der Platte, auch wenn schon sehr große Teile der Steinoberfläche über die Jahrhunderte verloren gegangen sind. Erste Erkenntnisse werden nach Auswertung der digitalen Aufzeichnungen in einigen Wochen erwartet.
Vielleicht ist der Stein identisch mit einer Platte, die nach Groskopf damals im Innenraum der Kirche lag und die er als 7 Fuß lang und 5 Fuß breit beschreibt, „von weißgrauem Kies- oder Feldspath (ge)bildet, worauf noch einzelne Liniamente von Wappen und Buchstaben sichtbar sind.“
Auch Inschriften am Kirchturm schützen
Heimatvereinsvorsitzender Karlheinz Keck und Kreisheimatpfleger Hannes Oberndorfer, die die Untersuchungen verfolgten, äußerten sich zwar skeptisch über die Erfolgsaussichten, gleichwohl müsse man alles versuchen, um die Rätsel der Stadtgeschichte aufzuklären. Beide wiesen auch auf die bedeutenden Inschriften, Wappen und figürlichen Darstellungen am Kirchturm hin, die durch Umwelteinflüsse bereits stark geschädigt und Schutzmaßnahmen dringend erforderlich sind.
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