Eschenbach
15.05.2020 - 13:45 Uhr

Heiner Kohl: "Wer täuscht, ist kein Schafkopfer"

Sie haben schon einmal von Wenz, Solo und Tout gehört, ansonsten aber keinen Schimmer von Schafkopf? Der Eschenbacher Heiner Kohl (81), Schulrat a. D., ist sich sicher, jedem die Regel „Der Alte muss“ und das „Hoppen“ erklären zu können.

Heiner Kohl (81), Schulamtsdirektor a. D., hat im Corona-Lockdown eine Anleitung für das Schafkopfen geschrieben. Bild: Eichl
Heiner Kohl (81), Schulamtsdirektor a. D., hat im Corona-Lockdown eine Anleitung für das Schafkopfen geschrieben.

Kann man das so sagen? Wenn ein Lehrer kein Lehrer mehr ist, also keine Schüler mehr hat, weil er in Pension gegangen ist, dann sucht er sich etwas, das er anderen beibringen kann. Heiner Kohl würde darüber herzlich lachen. Denn „Schafkopfer sind fröhliche Leut´“. Und Heiner Kohl ist nicht nur pensionierter Lehrer, sondern passionierter Schafkopfer. Und das schon viel länger, als er Lehrer war. Was also tut ein leidenschaftlicher Schafkopfer, der jahrzehntelang Lehrer war, wenn er wegen Corona nicht ins Wirtshaus darf zum Klopfen und Hoppen und Stechen? Er schreibt ein Buch übers Schafkopfen. Ein Lehrbuch mit Übungen und Hausaufgaben darin. Denn der Mann war Lehrer und ist Lehrer und nimmt den Lehrer sicher auch dermaleinst mit ins Grab. Bis dahin mögen aber noch viele Schafkopfrunden vergehen, wenn es nach Heiner Kohl geht.

Das Titelblatt der ersten Auflage, vorher eine mittelalterliche Szene, wird noch ersetzt durch ein zwar profanes, aber Sachbuch-tauglicheres Layout. Bild: Eichl
Das Titelblatt der ersten Auflage, vorher eine mittelalterliche Szene, wird noch ersetzt durch ein zwar profanes, aber Sachbuch-tauglicheres Layout.

Ohne Glück geht gar nichts

„Der sichere Weg zum Schafkopfspiel“ hat Kohl sein Büchlein selbstbewusst überschrieben, Untertitel: „Leitfaden für das Erlernen des urbayerischen Wirtshaus- und Familienspiels“. Der frühere Schulrat und Schulamtsdirektor ist überzeugt, dass mit Hilfe seiner etwas mehr als 50 Seiten starken Anleitung wirklich jeder das Schafkopfen lernen kann. Ob er oder sie es zur Meisterschaft bringt, hängt davon ab, inwieweit der oder die Lernende sich auf das Spiel einlassen könne, sagt Kohl. Und vom Glück im Spiel natürlich, fügt er lachend hinzu. Denn das Geheimnis des Schafkopfens liege in der „einzigartigen Verknüpfung von Glück und Können“.

Kohl gerät ins Dozieren, wenn er von seiner Leidenschaft spricht. Aber er weiß darum und bittet unausgesprochen und augenzwinkernd um Verzeihung für den Oberlehrer-Tonfall. Er kann nicht anders. Und man nimmt es ihm nicht übel.

Über tausend Schafkopf-Schüler

Der Mann spielt Schafkopf, seit er 15 war. So in etwa. Das sind bald sieben Jahrzehnte. Da darf man sich durchaus etwas einbilden auf ein solides Schafkopf-Wissen. Und immerhin hat Kohl schon mehr als tausend Männer und Frauen - übrigens deutlich mehr Frauen als Männer - in der ganzen nördlichen Oberpfalz in der Kunst des Schafkopfens unterrichtet; seinen 85. Kurs in seiner Heimatstadt Eschenbach musste er wegen Corona vorerst abbrechen.

Das Beste aus dem Blatt machen

Lassen wir den Herrn Schulamtsdirektor a. D. ein wenig dozieren über das Schafkopfen. Die Zuteilung der Karten von miserabel bis hervorragend mache das Kartenspiel zum Glücksspiel. Das Beste aus dem Blatt zu machen, mache es zum Intelligenz-, Denk- und Strategiespiel. Könner beherrschten alle im Spiel integrierten Eigenschaften etwa des Kombinierens, Schließens oder der kontrollierten Risikobereitschaft. So weit, der Herr Professor Schafkopf, der in seinem Buch nicht doziert, sondern ganz praktisch in das Spiel hineinführt. Und wenn Kohl in das Spiel hineinführen möchte, dann meint er das im Wortsinn, denn der wahre Könner - so sagt Kohl - sei der, der sich unabhängig von Intellekt ganz und gar in die Tiefe des Spiels hineinzubegeben vermöge.

Das kann und will nicht jeder. Viele bleiben darum an der Oberfläche, bleiben bemühte Schüler, aus denen nie ein Meister wird. Aber auch solche Schafkopf-Schüler können viel Freude an ihrem Spiel haben.

Trotzdem: Heiner Kohl besteht darauf, dass das Spiel in all seiner Tiefe durchdringen könne, wer sich mit Hilfe seines Buches auf das Spiel einlasse. Mit Haut und Haar. Jeder könne in seinem ganz eigenen Tempo mit seinem Leitfaden und den vielen darin enthaltenen Übungen das Schafkopfen lernen, wenn die Regeln auch nicht ganz einfach seien und einiges auswendig zu lernen sei.

Schafkopf als Schulfach? Nein!

Was sagt ein Schafkopf-Begeisterter wie Kohl zu dem Vorschlag des Bayerischen Philologen-Verbandes, das Schafkopfen an den Schulen zu fördern? Sollte der Vorschlag jemals ernst gemeint gewesen sein, sagt Kohl, müsse man diesen differenziert betrachten. Unter dem Aspekt der Brauchtumspflege ja, als verpflichtender Kurs nein. Spielintelligenz und kognitives Denken seien zwei Paar Stiefel. Aber als Wahl-Kurs könne das Spiel Schülern zum Beispiel Selbstvertrauen vermitteln.

Ach ja, wer das bisher nicht wusste: „Wer bewusst täuscht, ist kein Schafkopfer.“ Denn: „Schafkopfen ist ein ehrliches Spiel ohne Tricksereien.“ Diese beiden Regeln sind in Kohls Leitfaden ganz fett gedruckt. Und das „Tout“ von oben (französisch für „alle/alles/das Ganze“) ist das „Du“ vom Wirtshaustisch.

Heiner Kohl gibt auch Kurse

 
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