Etwa 320 Tiere – darunter ein Affe, Singvögel und Hundewelpen – konnten kürzlich bei einem illegalen Tiertransport auf der A 6 bei Waidhaus aus den viel zu engen Käfigen befreit werden, in denen sie mehrere Stunden lang eingepfercht waren. Der Fall schlägt auch Hundetrainerin und Tierpsychologin Daniela Simon aus Eschenbach aufs Gemüt.
ONETZ: Was geht Ihnen als Tierpsychologin da durch den Kopf?
Daniela Simon: Im ersten Moment denkt man wohl dasselbe, wie alle anderen Tierfreunde: „Wie können Menschen nur so grausam sein und den Tieren so etwas antun?“ Die Enge und der Geruch von Angst muss für alle Tiere furchtbar sein. Am meisten ärgert mich aber, dass es scheinbar immer noch eine große Nachfrage nach „Billigwelpen“ gibt, und die Käufer sich nicht ausreichend über die Herkunft informieren. Auch dieser Markt wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt, das sollten sich alle ins Gedächtnis rufen, wenn sie einen Hund für wenig Geld und ohne geklärte Herkunft kaufen.
ONETZ: Was bedeutet eine solche Stresssituation für junge Tiere?
Daniela Simon: Gerade Hundewelpen befinden sich oft mitten in der Sozialisierungsphase und nehmen neue Eindrücke besonders schnell auf. Der Transport an sich ist hierbei wohl noch das geringere Übel. Oft werden solche Welpen schon in einer abscheulichen Umgebung geboren und bis zum Transport auf engstem Raum unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen gehalten. Diese Welpen sind oft sehr verängstigt.
ONETZ: Wo beginnt Tiermisshandlung?
Daniela Simon: Tiermisshandlung beginnt in meinen Augen da, wo die Halter aufhören, sich Gedanken über das Tierwohl zu machen. Wie oft sieht man stark übergewichtige Hunde, die neben dem Fahrrad ihres Besitzers herlaufen müssen und das sogar bei sommerlichen Temperaturen. Es werden immer noch Hunde im Sommer im geschlossenen Auto gelassen. Es gibt jedes Jahr solche Vorfälle, bei denen Hunde sogar sterben. Jeder kann sich ein Tier anschaffen, man sollte sich aber bewusst machen, dass man Kenntnisse über die Tierhaltung haben muss. Fehlen diese Kenntnisse, muss man zum Beispiel in einer Hundeschule um Rat fragen.
ONETZ: Wie geht man mit traumatisierten Tieren um?
Daniela Simon: Ein Trauma äußert sich beim Hund meist in irgendwelchen Verhaltensstörungen. Manche Hunde reagieren mit großer Angst auf Berührungen oder neue Situationen. Wenn Hunde überfordert sind, können sie auch aggressive Verhaltensweisen an den Tag legen. Einige Tiere leiden aber auch still und lassen sich nichts anmerken. In allen Fällen ist wichtig, eine kompetente Beratung für so ein Tier zu haben und mit dem richtigen Training gegen Verhaltensstörungen vorzugehen.
ONETZ: Wie wird man Tierpsychologin?
Daniela Simon: Seit meiner Kindheit bin ich auf Hundeplätzen unterwegs. Mein Vater hatte einen Schäferhund und bildete diesen im Hundeverein aus. Ich hatte von Anfang an eine Verbindung zu den Hunden und durfte auch bald Trainingseinheiten mit unserem Familienhund durchführen. Neben der Arbeit im Schäferhundeverein begann ich, nebenberuflich als Trainerin in einer Hundeschule aus zu helfen. Mit meinem Studium der „Tierpsychologie“ und der Ausbilderprüfung im Bayerischen Landesverband für Hundesport rundete ich mein Wissen in Theorie und Praxis dann ab. Es folgte die Zulassung zur Hundetrainerin und die Eröffnung meiner Hundeschule in Eschenbach.
ONETZ: Haben Sie auch eigene Tiere?
Daniela Simon: Ja. Mit meinen zwei Hundedamen, Zwergpinscher „Lenie“ (5) und Hollandse Herder „Ruby“ (1), war ich schon oft auf Turnieren unterwegs.
ONETZ: Welche Aufgaben umfasst Ihr Beruf als Hundetrainer?
Daniela Simon: Hundetrainer ist kein Beruf, sondern Berufung. Wenn ich nicht gerade selbst an einem Seminar teilnehme, liegt mein Schwerpunkt in der Beratung von Kunden mit verhaltensauffälligen Hunden. Die häufigsten Probleme sind „an der Leine ziehen“, „nicht stubenrein werden“, „ständiges Bellen“ bis hin zu regelrechten Ausrastern bei Sichtkontakt mit Menschen oder Artgenossen.
ONETZ: Sie bieten auch Seminare an: Um was geht es da?
Daniela Simon: In Wochenendseminaren draußen im Wald verbessern wir die Kommunikation von Mensch und Hund und sorgen so dafür, dass Spaziergänge in Zukunft noch entspannter ablaufen können. Tagesseminare zur Beschäftigung der Hunde sorgen dafür, dass bereits erfahrenere Hundeführer ihr Wissen in Sachen Auslastung, Grundgehorsam oder Klickertraining verbessern können.
ONETZ: Zum Abschluss noch ein paar Tipps zum Umgang mit Haustieren?
Daniela Simon: Hören Sie öfter mal auf Ihren Bauch und glauben weniger, was man bei Google oder in Büchern liest. Beim Hundetraining gilt generell „Klasse statt Masse“ – bevorzugen Sie qualitativ hochwertiges Training in Kleingruppen.
Therapie-Erfolg bei Hunden
Das Schöne an Hunden ist laut Tierpsychologin Daniela Simon aus Eschenbach, dass sie sehr anpassungsfähig seien. Sie lernten ihr Leben lang und ließen sich sogar im hohen Alter noch gut therapieren.
Je nachdem was dem Tier zugestoßen ist, hinterlässt das Spuren und dann sei Rücksicht im Alltag und im Training besonders wichtig. Ein Hund, der mit Panikattacken auf das Erlebte reagiert, werde meistens eine langwierige Therapie benötigen. Hunde, die ihr Trauma mit Aggression ausdrücken, ließen sich da oft etwas schneller helfen. „Es ist schön zu sehen, wie schnell sich Hunde, egal mit welcher Vorgeschichte, an ihre neuen Menschen binden und das Training annehmen“, sagt Simon.
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