Erinnerungen an Gaststättenkultur und Wirtshausseligkeit wurden bei so manchem Besucher des Taubnschuster-Museum wach, die erwartungsfroh und neugierig zur Eröffnung einer Ausstellung mit Zeitreise in die Wassergasse gestrebt waren. Vor den großen Wandtafeln war an so manchen Gesichtern und Handzeichen ein Rückbesinnen und Rückerinnern abzulesen.
Jedem, der sich mit Heimatkunde befasst, bescheinigte Karlheinz Keck das Erkennen von vielen schönen und interessanten Dingen. Richtig weh tun können dabei jedoch „schmerzliche Prozesse“. Dazu konkret wurde der Vorsitzende des Heimatvereins, als er sich dem Wirtshaussterben und der Schließung traditionsreicher alter Gaststätten zuwandte und auch die Gründe dafür fand: „Das Wirtsehepaar ist in die Jahre gekommen. Die Jungen haben eine andere Berufswahl getroffen, Personal bekommt man kaum noch und die Lebensentwürfe sind heute ganz anders als früher. Man will keine unattraktiven Arbeitszeiten mehr, abends lange aufbleiben wegen ein paar Seideln, kein freies Wochenende. Und wenn dann der Inhaberwechsel ansteht, kommen die Behörden mit vielen Auflagen, die allerhand Geld kosten. Das Ende vom Lied: wieder macht eine alte Wirtschaft zu.“
Keck sprach von landesweit mehr als 20 Prozent der alten Kneipen, die seit 2006 geschlossen haben, und nannte die Ausstellung einen Nachweis dafür, dass von den 31 Lokalen im Eschenbacher Land, die fast alle bis in die 1960er Jahre und darüber hinaus noch bestanden haben, heute nur noch elf übrig blieben. Mit einem längeren Zitat aus einem Schreiben der Eschenbacher Gesellschaft „Tafelrunde“ aus dem Jahr 1905 an den Stadtmagistrat räumte er ein, dass auch früher in der hiesigen Gastronomie nicht alles zum Besten stand. Eines von genügend Gegenbeispielen, „wo sich Einheimische und Fremde aller gesellschaftlichen Schichten sehr gut aufgehoben fühlten und über die Sperrstunde hinaus gar nicht mehr nach Hause wollten“, war für ihn das Gasthaus Obersee.
Er ließ dessen Geschichte lebendig werden und berichtete von Wagnersängern aus Bayreuth, die am probenfreien Tagen einkehrten und „mit ihren Brunhilden zu einer Bootspartei aufbrachen“. Als nach dem 2. Weltkrieg Toni und Klara Löw das Wirtshaus übernahmen, habe es niemanden gestört, dass es keine große Küche gab, „denn die Klara sorgte auf ihre We4ise für beste Unterhaltung mit ihrer Gesangsstimme, Gitarre oder Zither“. Das Restaurations-Idyll Obersee gibt es nicht mehr, bedauerte Keck und verwies auf das neu gebaute Hotel „Glutschaufel“, wo man „zwar gute Betten, aber kein Bier, keine Brotzeit und keinen Gesang mehr bekommt, und die hungrigen Hotelgäste mit dem Taxi in umliegende Wirtshäuser gefahren werden müssen. Weit hamma’s gebracht!“
Mit Blick auf die immer internationaler werdende Wirtshausszene rief er dazu auf, traditionelle Wirtschaften zu pflegen, in denen man immer nette Leute und freundliche Wirtsleut‘ trifft und das Neuste vom Tag erfährt. Er zeigte Hoffnung, dass die Ausstellung ein bisschen dazu beiträgt, die Popularität der alten Bierwirtschaften wieder zu steigern. Den Erfolg der Zoiglwirtschaften, „die jetzt in der Oberpfalz wieder allerorts eröffnet werden“, wertete er als Beweis für den „Bedarf solcher Kneipen“. Zu einer Belebung der Wirtshaussituation könnte auch der schon lange angeregte Bierweg beitragen.
Zu einer heiteren Belebung der Ausstellungseröffnung trugen Heiner Kohl, Dr. Georg Bayerl und Franz Geigenberger bei. Kohl erinnerte an eine „sehr tiefgreifende Mahnung“ der Schwiegermutter vom Böhm Andreas an heiratsfähige Mädchen: „Moila, merkt’s enk! Jagerer, Tauberer und Musikanten, dei taug’n nix!“ Und gerade in diesen sah er neben vielen anderen stete Dauergäste „im Kultwirtshaus bei Toni und Klara“. Was folgen musste waren Kultlieder der Klara: „Mir Alt’n“ und „San zwoa Ent’n übern Weiher nübersch‘wumma“. Nicht fehlen durfte eine der vielen Obersee-Episoden, die ein Sperrstunden-G’schichtl mit der Polizei zum Inhalt hatte. Begeistertes Mitsingen war angesagt, beim Egerländer Dipfl-Lied „Ja wenn i na a Dipfl heit, wou Beia drinna war … Houts allawal gsagt, es doudara nix, houts allawal gsagt dou zou; und as dem zDoudaranixdouzou is wurn an kloina Bou“. Das Trio steigerte sich bei „Brandewein, Feuerwasser und nur noch Schnaps“ und schuf damit Wirtshausatmosphäre. Die Gesprächsrunden an den Bildtafeln des Ausstellungssaales setzten sich noch lange in der Kachelofenstube fort.
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