Statt Russweiherstrand wählten die Verantwortlichen der Stadt Eschenbach und die Organisatoren des Bayreuther Jugendfestivaltreffens die Maria-Hilf-Bergkirche als Spielort, der mehr war als eine Ersatzlösung. Der sprichwörtlich frische Wind wehte durch ein barockes Kleinod der Stadt.
Ein junges Saxophon-Quartett entfachte anstelle des vorgesehenen Konzerts auf der Promenadenbühne des Rußweiher-Freibades in dem Gotteshaus einen Jubelsturm. Monsieur Adolph Sax wäre wohl glücklich gewesen über seine Idealisten am Saxophon, alles Mitglieder des Arcis-Saxophon-Quartetts aus München. Claus Hierluksch (Sopransaxophon), Ricarda Fuss (Altsaxophon), Anna-Marie Schäfer (Tenorsaxophon) und Jure Knez (Baritonaxophon), Instrumentalisten mit internationalem Format, verbreiteten mit ihrem „Blech“ vor dem Wallfahrtsbild der Gottesmutter einen fulminanten Klangzauber.
Immaterielle Klangkunst versprachen schon zur Begrüßung Bürgermeister Marcus Gradl und Dr. Sissy Thammer. „Genießen Sie Einmaliges in spiritueller Umgebung“, wünschte die Festival-Intendantin unter dem Generalmotto „Rituals“. Rituale für Neues, die Herzen öffnen. Offen für Neues und Herzerwärmendes und für Visionäres zeigte auch die Programmauswahl. Der kleine Kirchenraum erwies sich als Klanginsel für die „Experimente“ des Ensembles. Ob mit pochenden Bass-Fundamenten oder mit frohlockenden Oberstimmen: Alt-, Sopran-, Tenor- und Baritonsaxophon fanden auf Anhieb „Zugang“ zum Publikum.
Einer „Seelenheilung“ glich schon zu Beginn Wolfgang Amadeus Mozarts „Divertimento in F-Dur“. In der Sprache des Jazz folgte das „Präludium c-moll“ von Aleksey Igudesman und auch die Jazz-Suite Nr. 1 mit Walzer, Polka, Foxtrott und Blues von Dmitri Schostakowitsch imponierte. „Masters – neuGehört“, das Konzertmotto des Abends, wurde für das Ensemble zur besonderen Herausforderung. „Das wohltemperierte Klavier“ von Johann Sebastian Bach bereicherten die vier Saxophone mit meisterhaftem Bläserklang.
“Jesus is coming“ hieß es es schließlich mit einem zeitgenössischen Beitrag. Eine weitere Herausforderung meisterte das Ensemble mit vollendeter Klangkunst. Jet Song, Promenade, Mambo, Cha Cha Cha, Balkon-Szene und schließlich der Gassenhauer America, einem Arrangement aus dem Musical West Side Story von Leonhard Bernstein: Es steckte viel Muse in den feinsinnigen Elementen, den das Saxophon-Quartett mit einem Melodien- und Rhythmusfeuerwerk zündete. Eine dankbare Hörerschaft freute sich zudem über eine temperamentvolle Zugabe.
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