Planungsvarianten für das mit knapp 2,5 Millionen Euro veranschlagte Vorhaben hatte Architekt Georg Zunner aus Amberg am 13. Juni 2018 dem Stadtparlament unterbreitet. Thema war dabei der vorgeschriebene zweite Fluchtweg. Um den Saal im Dachgeschoss durch den Einbau nicht in Mitleidenschaft zu ziehen und die Bausubstanz des stadtbildprägenden Gebäudes so wenig wie möglich zu verändern, entschied sich der Stadtrat für einen Anbau an der dem Hof zugewandten Außenfront. Der Bauplan mit Einarbeitung dieser Vorgabe und Berücksichtigung weiterer Wünsche des Stadtrats steht am 13. September zur Beschlussfassung an. Die künftige Nutzung des mehr als 100 Jahre alten Gebäudes wird sich von der bisherigen Verwendung unterscheiden. Es hatte bisher nur Landesbehörden beherbergt, nun soll im Erdgeschoss die Stadtbibliothek einziehen. Räume im ersten Stock belegen Archiv und Registratur. Mit einem Aufzug gelangt man in die oberen Etagen. Toiletten sind für alle Etage vorgesehen. "Die künftigen Nutzer Bibliothek, Archiv, BRK, Liedertafel, Mutter-Kind-Gruppe, Musikschule und Seniorengemeinschaft GeHiH wünschen dies", erklärte Bürgermeister Peter Lehr.
Eigener Bezirksgeometer
Das Gebäude wurde 1900 für das Königlich-Bayerische Rentamt (Finanzamt) fertiggestellt, das bisher im Rathaus untergebracht war. Zum Finanzamt Eschenbach ist bekannt, dass für dessen Amtsbereich 1928 das Finanzamt Weiden und ab 1930 das Finanzamt Kemnath zuständig wurde. 1843 war für die Landgerichtsbezirke Eschenbach, Auerbach, Kemnath und Waldsassen ein Bezirksgeometer mit Sitz in Kemnath ernannt worden. Einen eigenen Bezirksgeometer erhielt Eschenbach 1854. Mit Auflösung des Messungsamtes Kemnath und Eingliederung in das Messungsamt Eschenbach 1929 wurden privat angemietete Räume zu klein. Es lag daher nahe, dass die Bayerische Staatsregierung das Gebäude der Vermessungsbehörde zuwies. Am 1. Dezember 1929 zogen die "Vermesserer" ein.
Eine erste Veränderung erfolgte 1954: Die Amtsräume wurden von 144 auf 191 Quadratmeter erweitert. Genutzt wurden alle im Hause zur Verfügung stehenden Räume aber erst ab 1965. 1972 kam die Gebietsreform mit Abzug des Landratsamtes. Als im Oktober 1978 Dr. F. Vohburger, Präsident der Bezirksfinanzdirektion Landshut, die Amtsleitung von Vermessungsdirektor Günthner an Vermessungsoberrat Gerard Hubmann übergab, versicherte er Bürgermeister Walter Ficker, dass an eine Auflösung des Amtes nicht gedacht sei. Es folgte vielmehr der Ausbau des Dachgeschosses mit Bau eines Sozialraumes 1988 und 1991. Lob sprach Wolfgang Hofmann am 1. Dezember 1989 dem örtlichen Amt aus. Als der Präsident der Bezirksfinanzdirektion Landshut Vermessungsoberrat Peter Jaskiola als Nachfolger von Vermessungsdirektor Kurt Rall einführte, bescheinigte er Eschenbach bei der Erstellung des automatisierten Liegenschaftsbuches "Vorreiterrolle" und würdigte Eschenbach als "Ausbildungsamt für Amtsvorsteher".
Viele Veränderungen
Mit dem Bau eines Waschplatzes mit Ölabscheider (1993), der Erneuerung der Fassade (1994), der Verkabelung für EDV (1995), dem Einbau einer neuen Telefonanlage (1996), dem Abdichten der Fenster und dem Anbringen von Lamellen (1997), dem Abschleifen der Parkettfußböden im Erdgeschoss (1998) und im 1. Stock (2001) nahm der Freistaat erhebliche Investitionen in dem denkmalgeschützten Gebäude vor. Es folgten unter anderem ein neues Hoftor, ein neuer Boden im Außenbereich (2003) und neue Thermostate an den Heizkörpern (2004). Im gleichen Jahr begann die Auflösung des Amts. Bei der Tagung der CSU-Landtagsfraktion im Jahr 2004 erfolgte die Zusage, dass das Amt als "Servicestelle des Vermessungsamts Weiden" erhalten bleibt. Hintergrund war der Ausbau des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr. Mit dem Erhalt auf Zeit sollte den Investitionen der Amerikaner Rechnung getragen werden. Die Befürchtungen einer Schließung waren vorerst vom Tisch. Für circa 7000 Euro ging es an den Umbau des Reproraumes in einen Büroraum (2005) und anschließend an die Sanierung des Kanals und des Ölabscheiders. Die "kalte Dusche" kam 2006 mit der Versetzung von Vermessungsoberrat Detlef Arnold nach Kronach. Da kein Ersatz kam, wertete dies Vermessungsdirektor Anton Hösl als ersten Schritt zur angekündigten Auflösung des Amts.
"Gründe aufgebraucht"
Die offizielle Degradierung zur Servicestelle des Vermessungsamts Weiden folgte zum 1. Januar 2007. Über viele Jahre hinweg waren die Bediensteten des Amtes damit beschäftigt, alle 73 270 Flurstücke mit einer Gesamtfläche von 81 719 Hektar digital zu erfassen. Als im Oktober 2008 das Projekt "Netzaberg" vermessungstechnisch abgeschlossen war, waren für Anton Hösl "die letzten Gründe für einen Fortbestand des Amtes aufgebraucht".
Letztmals lud er im November die Feldgeschworenen des westlichen Landkreises zu einer Informationsrunde ein. Der Umzug nach Weiden war für die 51. Kalenderwoche angesetzt. Am 3. Dezember übergab Hösl die Hausschlüssel an Stefan Adam von der Regionalverwaltung Oberpfalz der "Immobilien Freistaat Bayern". In den Folgejahren wurde das Gebäude für begrenzte Zeit nur noch für den Unterricht von Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz genutzt.














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