Eschenbach
03.07.2024 - 11:30 Uhr

Noch mehr Laubbäume im Stadtwald Eschenbach

Der Waldumbau im Stadtwald Eschenbach ist auf einem guten Weg. Dennoch gilt bei Neuanpflanzungen: zwei Drittel Laub- und ein Drittel Nadelholz. Dies wird bei einem Ortstermin mit dem Förster deutlich.

Wie geht es im Stadtwald Eschenbach weiter? Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Tirschenreuth-Weiden stellt die forstwirtschaftliche Planung für die nächsten 20 Jahre vor, auch im Hinblick auf den Klimawandel. Vor Ort trafen sich Forstdirektor Gerhard Hösl, Revierleiter Martin Gottsche, Forsteinrichter Markus Fritsch und Stephan Jüstl für die Koordinierungsstelle, Abteilungsleiter Günter Dobler, Zweiter Bürgermeister Udo Müller und Sachverständiger Helmut Josef Riederer.

"Ich bin sehr froh über unseren rührigen Stadtförster, der uns einiges beigebracht hat“, sagte Müller. Dobler zitierte aus den Aufgaben des Bayerischen Waldgesetzes: „Laubholz wird eine große Rolle spielen. Wer Nachhaltigkeit ernst nimmt, muss weiterdenken und umdenken."

Helmut Josef Riederer, öffentlich bestellter und beeidigter Sachverständiger für Standorterkundung der Regierung der Oberpfalz, gab eine Flächenübersicht zum Stadtwald: 556,7 Hektar Holzbodenfläche, 26,5 Hektar Waldwege und Holzlagerflächen und 119,39 Hektar Teich- und landwirtschaftliche Flächen. Sie diente als Vorbericht für die Beurteilungskriterien. Dass der Wald nicht nur der Holzproduktion dient, unterstrich er mit dem Hinweis auf 242 Hektar Erholungswald.

Die unterschiedlichen Ansprüche der Waldbehandlung begründete er mit dem Rechtsstatus von 90 Hektar Naturschutzgebiet, 515 Hektar Landschaftsschutzgebiet, 94 Hektar FFH-Gebiet und 97 Hektar Wasserschutzgebiet. Seine Vergleiche zu den Baumartenanteilen 2003 und 2024 fasste Riederer zusammen: „Es ist bunter geworden“. Interessante Aussagen zu Vorrat und Zuwachs traf der Waldsachverständige mit weiteren Vergleichen zu der gleichen Zeitspanne: „Es ist viel zugewachsen, der Altholzvorrat ist sehr hoch, es wurde nachhaltig gewirtschaftet.“ Zum Pflanzverjüngungsziel gab er vor: „Es muss viel gepflanzt werden, zwei Drittel Laub-, ein Drittel Nadelholz.“

Aufmerksamkeit fand ein Bereich im Birschling mit mehrjährigen Edelkastanien, denen Gottsche ein „ganz ordentliches Wachstum“ bescheinigte und für künftige Weinfeste Maroni ankündigte. Er führte die Forstleute zu Orten mit verschiedenen Anbauversuchen mit Douglasie, Eibe (eines der wertvollsten Hölzer“), Linde, Bergahorn und „der hier gut wachsenden Roteiche“ und verheimlichte nicht, dass der Stadtwald über anspruchsvolle Standorte verfügt.

Beim Beerschustermarterl hatte Udo Müller die ehrenvolle Aufgabe eine Eibe zu pflanzen. „Es ist gut, dass Eschenbach viele Anbauversuche hat, dies ist wichtig für regionale Erkenntnisse“, versicherte Dobler und sprach von einer guten Artenvielfalt. Bei regen Gesprächen ging es stets ortsbezogen um Themen wie Bodenbearbeitung, Bestockung, Verjüngen, Bodendiversität und Lichtmanagement.

Als Vorzeigebaum präsentierte Gottsche eine 200 Jahre alte Fichte, der er trotz sandigem Boden eine gute Wachstumsprognose bescheinigte. Viel Gesprächsstoff gab in der Dessenreuth ein 85-bis 135-jähriger „Altersklassenwald“ mit bestem Zuwachs, in dem jedoch eine reguläre Durchforstung nicht möglich ist. Der Stadtförster sprach von einem von Gräben durchzogenen ehemaligen Weihergebiet mit Schwarzstorchvorkommen und kündigte an, aus Gründen der Wasserrückhaltung die Gräben im Stadtwald „dicht zu machen“.

Am Nachmittag gesellten sich im Umfeld des Großen Rußweihers (Obersee) Wolfgang Nerb von der Höheren und Carola Wittmann von der Unteren Naturschutzbehörde zu den Forstleuten. Vor dem Hintergrund, dass Teile des Stadtwaldes wie Creußenaue und das Weihergebiet nordwestlich Eschenbach im FFH-Gebiet liegen, waren „integrierte Bewirtschaftungspläne“ insbesondere deshalb Thema, weil sich dort die forstwirtschaftliche Planung nach dem für das FFH-Gebiet gültigen Managementplan richtet. Es galt entsprechende Aspekte der Forsteinrichtung vor Ort zu besprechen.

Am Beispiel Schwimmrasen mit Kiefernbewuchs im Obersee zeigten sich Zielkonflikte. Es ging um eine räumliche Abgrenzung zum Waldbestand und um das Herstellen von Rechtssicherheit. Erkannt wurden die Probleme, den Bewuchs auf gut fünf Hektar Schwimmrasen zu entfernen. Dazu Gottsche: „Eine derartige Maßnahme ist nicht umsetzbar.“

Im Umfeld der Wasserflächen bestand Einvernehmen darüber, den Nadelholzbestand weitgehend zu reduzieren und als „lebensraumtypische Maßnahme“ in einer Zeitspanne von bis zu 20 Jahren Birke, Schwarzerle und Aspe Vorrang zu gewähren. Es gelte, diese wassernahen Flächen „anders als einen klassischen Wirtschaftsraum zu behandeln“.

Auf der Plattform am Paulusweiher zeigte sich Wolfgang Nerb überzeugt, dass die Erneuerung des Dammes und der damit bewirkte höhere Wasserstand eine erfolgreiche Maßnahme „zugunsten des Schwimmrasens und des Moorbestandes“ war. Er hatte auch ein Lob parat: „Martin Gottsche hat alles sehr verantwortungsvoll und fachlich in der Hand.“ Dessen Erwiderung blieb nicht aus: „Wir vermarkten unsere Natur sehr öffentlichkeitswirksam für den Tourismus.“

Hintergrund:

Das ist der Stadtwald

  • 556,7 Hektar Holzbodenfläche
  • 26,5 Hektar Waldwege und Holzlagerflächen
  • 119,39 Hektar Teich- und landwirtschaftliche Flächen
  • 242 Hektar Erholungswald
 
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