Eschenbach
11.06.2023 - 10:59 Uhr

Wie Phönix aus der Asche: Eschenbach nach Großbränden schnell wieder aufgebaut

Was haben die vier Großbränden in den vergangenen 150 Jahren mit der Stadt und ihren Bewohnern gemacht? Historiker Bernhard Fuchs hat genau nachgeforscht. Seine Erkenntnisse sind schon mal verblüffend.

von hev

Drei Großbrände vor über 150 Jahren sowie ein letzter im Jahr 1901 haben das Gesicht der Stadt Eschenbach völlig verändert. Über 150 Wohnhäuser und hunderte Nebengebäude waren ein Raub der Flammen geworden. Wie konnte das passieren? Wie gingen die Menschen mit diesen Katastrophen um? Mit diesen Fragen befasst sich der Pressather Historiker Bernhard Fuchs seit längerer Zeit in seiner Doktorarbeit. Bei einem Vortragsabend im Taubnschusterhaus berichtete er vor einer ansehnlichen Schar Geschichtsinteressierter über seine Forschungsergebnisse.

Eschenbach war laut Fuchs nicht der einzige Ort mit solchen Geschehnissen im 19. Jahrhundert. Eine auffällige Häufung solcher Brandfälle habe es besonders im östlichen Teil von Oberfranken und der Oberpfalz entlang der böhmischen Grenze gegeben, während der Rest Bayerns deutlich weniger Großbrände verzeichnete. Herausragend waren die Ereignisse im früheren Bezirksamt Eschenbach, denn außer der Bezirkshauptstadt waren noch Grafenwöhr, Kirchenthumbach und Auerbach zur nahezu gleichen Zeit schwer betroffen.

Keine Feuerwehren, zu wenig Löschwasser

Gründe für die verheerenden Brände war die Bauweise der zum Teil noch mittelalterlichen Häuser mit teilweise „weicher“ Bedachung aus Holz und Stroh, fehlender Brandschutz, mangelhafte oder nicht vorhandene Feuerwehren, Vorratshaltung leicht brennbarer Ernteerträge auf den Dachböden, Trockenheit und nicht ausreichend vorhandenes Löschwasser. Auch Brandstiftung war in einigen Fällen offensichtlich. Die Behörden kamen bei den wiederholten Bränden in Eschenbach ganz offiziell zu diesem Schluss und kritisierten die örtlichen Dienststellen, dass sie zu wenig eingegriffen hätten.

Wiederaufbaumaßnahmen gingen sehr zügig vonstatten. Bereits ein Jahr nach dem Großbrand von 1867 in Eschenbach, bei dem fast 60 Anwesen in der südlichen Stadthälfte niedergebrannt waren, sind die meisten der neu zu errichtenden Wohngebäude wieder erstanden gewesen. Aus giebelständig zur Straße stehenden Häusern mit hochaufragenden Dächern, wurden traufseitig eher gedrungen aussehende Bürgerhäuser. Eine grandiose Leistung der örtlichen Bauplaner, Handwerksmeister und Arbeiter (meist Tagelöhner aus der engeren und weiteren Umgebung), würdigt Fuchs.

Neidisch auf "Abbrändler"

Die schmucken Neubauten im damals aktuellen „Maximiliansstil“ mit Segmentbogenfenstern erregten natürlich Begehrlichkeiten bei manchem Nachbarn, der noch in seinem alten Haus wohnte. Für die Abbrändler wurde in ganz Bayern gesammelt, die Feuerversicherung und auch König Ludwig II. leisteten erhebliche Zuschüsse. Wenige Wochen nachdem die ausgezahlten Beträge für jeden einzelnen Brandleider bekannt gegeben wurden, brach der noch größere Brand auf der Nordseite der Stadt aus. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Weitgehend erhalten blieben die öffentlichen Gebäude der Stadt wie Schloss (Landratsamt), Rathaus, Amtsgericht, Brau- und Malzhaus und die Kirchen. In Kirchenthumbach, Grafenwöhr und Auerbach wurden neben zahlreichen Bürgerhäusern auch die Kirchtürme geschädigt.

Breitere Gassen

Neu festgelegt von den Behörden wurden die Baulinien hin zu einer größeren Gassenbreite. Einige kleinere Häuser im Bereich des heutigen Backofens in der Färber-/Brunngasse durften an dieser Stelle wegen der Enge nicht wieder aufgebaut werden. Die Hausbesitzer mussten auf neue Bauplätze in der Speinsharter und Pressather Straße ausweichen. Große Eingriffe in den Baulinien gab es besonders in Kirchenthumbach, wo die Häuser am Marktplatz in gerader Linie neu errichtet wurden.

Die Brandereignisse in Eschenbach sind nach Meinung von Bernhard Fuchs im Museum Beim Taubnschuster mit seinem interaktiven Stadtmodell so gut dokumentiert wie kaum in einer anderen Stadt Bayerns.

In der ausführlichen Diskussion kamen besonders viele Erzählungen über Brandstiftung zur Sprache, die aber vermutlich nur Einzelfälle waren. Die Unterbringung der Obdachlosen, die behördlich verordnete Schieferdeckung der Eschenbacher Häuser, die verbesserte Brandbekämpfung durch die neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehren waren weitere Themen dieses ortsgeschichtlichen Abends.

 
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