Wahre Postgeschichte zum Anfassen brachten der Eschenbacher Heimatverein und der Verein der Briefmarkenfreunde ins Museum Beim Taubnschuster, wo nun die Ausstellung „Briefmarken und Postgeschichte“ eröffnet wurde.
Betrachten, informieren, staunen waren am vergangenen Donnerstag im örtlichen Kulturzentrum angesagt. Denn wer wusste wohl, dass die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg auch darin gipfelte, dass im Dezember 1923 die Gebühr für einen Brief 50 Milliarden Mark betrug?
Vor einer stattlichen Zahl von Besuchern erinnerte Karlheinz Keck an seine Gymnasialzeit mit Direktor Waldemar Hupp, „der uns Jugendliche immer wieder zum Hobby Briefmarken anregte“, und räumte ein, dass heute nur noch wenige Enthusiasten Briefmarken sammeln. Der Anfrage der Briefmarkenfreunde, anlässlich deren 60-jährigen Jubiläums beim Taubnschuster eine Briefmarkenausstellung zu zeigen, sei der Heimatverein daher zunächst skeptisch gegenüber gestanden.
Historische Exponate
Der Blick in das Heft „Die Post in der Stadt Eschenbach“ in der Reihe „Heimatgeschichtliche Beiträge über die Stadt“ habe jedoch nachdenklich gemacht. Keck griff zahlreiche Daten daraus auf, wonach die Stadt 1851 eine Königliche Postexpedition mit Expeditor August Barth erhalten hat und dessen Sohn 1883 „den Schuster und Landwirt Ferdinand Wolfinger, Hausname Taubnschuster, als Hilfsbriefträger einstellte“.
Für den Heimatverein sei es daher „klar gewesen, als Ergänzung zur Briefmarkenschau in die Eschenbacher Postgeschichte einzusteigen“. In der Ausstellung zu finden sind eigene und die vom Kultur- und Militärmuseum Grafenwöhr und vom Museum für Kommunikation Berlin erhaltene Exponate mit Uniformen aus den Jahren 1905 und 1960, historische Telefone, Briefkästen und Briefmarkenautomaten. „Dadurch haben wir sicher eine wertvolle und interessante Ergänzung zu den Briefen und historischen Briefmarken aus dem Besitz der Sammler gewonnen“, resümierte Keck.
Blick in die Geschichte
Erfreut, „dass wir hier im schönsten Museum weit und breit zum 60. Jubiläum der Briefmarkenfreunde unsere 18. Werbeschau zeigen dürfen“, zeigte sich Hermann Dietl. Nach einem Blick auf das Vereinsleben der Philatelisten stellte er die Inhalte der Werbeschau vor, die zum Großteil durch sehenswerte Briefbelege dokumentiert sind. Seine Aufzählung dazu weckte das Interesse der Besucher: Deutsche Kolonialgeschichte, Inflation bis 1923, Heimatbelege von Eschenbach, Bruderkrieg Bayern und Österreich gegen Preußen 1866, Deutsch-Französischer Krieg 1870/71, Kriegsgefangenenlager Grafenwöhr 1914 bis 1918, Bahnlinie Weiden–Bayreuth seit 1863, Lokalbahn Pressath–Kirchenthumbach, Briefesammlung Franzensbad, als Neustadt am Kulm zu Preußen gehörte (bis 1803), als Marktredwitz noch bei Österreich war (bis 1816) und Vatikan.
Viel Lob für die Ausstellung
Mit dem Urteil „solche historische Dokumente sieht man nicht oft“ wandte sich Hans Dietmayr, Preisrichter und Regionalbeirat Oberpfalz des Landesverbandes Bayerischer Philatelistenvereine, an die Besucher. Er sprach von Superstücken und zeigte sich überzeugt: „Mancher Schullehrer staunt über die Belege und deren begleitenden Hintergrund.“
Beeindruckt zeigten sich auch Bürgermeister Marcus Gradl und sein Vize Thomas Riedl. Erfreut zeigte er sich, dass die Post mit einer Sondereinheit wieder in die Innenstadt eingekehrt ist. Kulturbeauftragter und Stadtverbandsvorsitzender Michael König warnte vor Briefmarkenfälschungen und maß Briefen und Postkarten einen anderen Stellenwert bei als einer bloßen E-Mail.
Die Ausstellung
- Was? Ausstellung philatelistischer und postgeschichtlicher Exponate
- Wo? Museum Beim Taubnschuster, Eschenbach
- Wann? Bis 27. Oktober an Sonntagen von 14 bis 17 Uhr zu besichtigen
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