In Marktredwitz gab es einst über 100 große Landschaftskrippen. Auf dem Marktredwitzer Krippenweg und im dortigen Egerlandmuseum sind noch einige zu bewundern. Eine solche Krippe hat auch Martha Keck aus ihrer Heimat mit nach Eschenbach gebracht.
Nach mehrjähriger Pause hat ihr Sohn, Apotheker i.R. Karlheinz Keck, ein Enkel des Krippenbauers Karl Reger, zusammen mit seiner Frau Juliane die historische Familienkrippe heuer wieder einmal im Schaufenster der Stadt-Apotheke aufgestellt: In seiner Wohnung ist für die zahlreichen Krippenszenen mit ihren fast 100 Figuren nicht genügend Platz.
Die liebevoll gestalteten Tonfiguren hat der bekannte Marktredwitzer Hafnermeister Wilhelm Meyer (1856 bis1935) geschaffen, die Krippenhäuser stammen von dem mit ihm befreundeten „Rawetzer“ Kaufmann Karl Reger (1891 bis 1951), dem Großvater von Karlheinz Keck. Meyer entstammte einer alteingesessenen Hafnerfamilie, die bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts ihr Handwerk in der Fichtelgebirgsstadt ausübte.
1886 übernahm Wilhelm Meyer den Betrieb. Er machte mit seinen Tonfiguren, die in Formgebung und Farbfassung künstlerische Qualitäten erreichen, den Namen seiner Familie über den Ort hinaus bekannt. Die Vielfalt seiner Krippenfiguren ist groß: Über 1000 verschiedene Motive hatte er in seinem Angebot.
Kennzeichen der Marktredwitzer Landschaftskrippen sind neben dem eigentlichen Geschehen um die Heilige Familie zahlreiche „Stickla“ – alltägliche Szenen aus dem Leben in unserer Heimat. So wird zum Beispiel die Bewirtschaftung eines Bauernhofes mit vielen Tieren, mit Mägden bei der Arbeit, einem Weiher mit Federvieh und weiteren Personen aus dem Dorfleben abgebildet.
Wenn der Fuchs eine Gans gestohlen hat, der Wachhund einem Buben in den Hintern beißt und die Unterhose herauszieht, der fromme Wandersmann vor einem Bildstock betet – dann sind das ebenfalls „Stickla“. Auch eine Mühle – davor Müller, Esel und Mehlsack – sowie eine Kirche samt Kirchgängern gehören dazu. Vor einer Jagdhütte steht der bayerische Prinzregent Luitpold, der bekanntlich gerne mit Flinte und Hund auf die Pirsch ging. In einer bergigen Szenerie steht eine Alm, davor sind zwei Volksmusikanten in alpenländischer Tracht am Musizieren.
Auffallend viele Tiere sind in der Krippe zu sehen: außer der obligatorischen Schafherde auch viele Tiere aus der Landwirtschaft – Kühe, Ziegen, Hühner, ein Pfau und Tauben an einem prächtigen Taubenhaus. Auch die Tiere des Waldes vom Hasen bis zum stolzen Hirsch und die dazu gehörigen Waidmänner kommen zu ihrem Recht. So ist diese Marktredwitzer Landschaftskrippe nicht nur ein Meisterwerk der Volkskunst, sondern auch ein Zeitdokument, das das Alltagsleben unserer Großeltern zeigt.
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