Eschenbach
22.11.2025 - 00:01 Uhr

Über 30 Jahre „Beim Taubnschuster“: Museum, Kulturhof, Zoigl

Ein kultureller Magnet der Verwaltungsgemeinschaft Eschenbach und ein Muss für alle, die noch nicht dort waren.

von hev

Wer sich der Verwaltungsgemeinschaft Eschenbach – sie besteht aus den Städten Eschenbach und der Gemeinde Speinshart – kulturell näher will, tut gut daran „Beim Taubschuster“ vorbeizuschauen, das sich in der Stadt Eschenbach befindet. Der Vorstand des Heimatvereins, Karlheinz Keck, kennt das Anwesen bestens und stellt es unseren Lesern vor.

Geschichte und Kultur in einem alten Ackerbürgerhauses

Bis ins 17. Jahrhundert kann man die Hausgeschichte des Taubnschusteranwesens in der Eschenbacher Wassergasse zurückverfolgen. Zimmerer, Schreiner, Leinweber und Schuster, die außerdem noch Landwirtschaft betrieben, wohnten vom 17. bis 20. Jahrhundert in diesem typischen Ackerbürgerhaus „Beim Taubnschuster“. Seit 30 Jahren werden hier vom Heimatverein Eschenbach historische Ausstellungen, Kunstausstellungen, Musikabende, Autorenlesungen und andere kulturelle Veranstaltungen abgehalten.

Auch Jazz- und Rockabende, Volksmusikantentreffen im lauschigen Innenhof gehören zum Jahresprogramm. Eine regelmäßige Einrichtung sind auch die traditionellen Zoiglabende in der letzten original erhaltenen Eschenbacher Zoiglstube.

Der Heimatverein entwarf ein Konzept für ein Kulturzentrum mit Museum, Kulturhof und Zoigl, das 2019 durch die Verleihung des Kulturpreises des Bezirks Oberpfalz und 2022 durch den Heimatpreis Bayern der Bayrischen Staatsregierung ausgezeichnet wurde.

Das Museum

Im 1. Stock des alten Ackerbürgerhauses wurde 2017 eine museale

Dauerausstellung zur Stadtgeschichte und zum Kommunbrauwesen Eschenbachs eingerichtet.

Vom Dorf zur Stadt

Im stadtgeschichtlichen Teil wird u.a. die Stadterhebungsurkunde von Kaiser Karl IV. aus dem Jahre 1358 gezeigt, die als wichtige Vorschrift das Recht einer Bannmeile beschreibt, die Eschenbacher Bierbrauer, Gastwirte und Handwerker vor der Konkurrenz aus umliegenden Orten schützte.

Fragen der Stadtentwicklung, des Stadtbildes und der Architektur typischer Ackerbürgerhäuser können besonders anschaulich anhand eines detailgetreuen Stadtmodells nach dem Ur-Katasterplan von 1839, studiert werden. Die fast 200 Häuser (und 400 Nebengebäude) des Modells sind digital vernetzt mit einem Computerprogramm, das dem Besucher über die Hausgeschichten der letzten 400 Jahre, sowie über die verheerenden Stadtbrände des 19.Jahrhunderts informiert.

Hopfenblöih und Zoiglstern

Dem Besucher des Hauses Beim Taubnschusterbegegnet gleich nach dem Betreten des Hauses ein regelrechter „Himmel der Zoiglsterne“. Eine Sammlung historischer Ausschankzeichen von Eschenbacher Zoiglstuben gibt einen Eindruck von der Bedeutung der lokalen Kommunbrautradition.

Die Ausstellung zur Braugeschichte setzt sich fort im 1. Obergeschoss, wo Brauutensilien und historische Fotos die Stationen der Eschenbacher Bierherstellung beleuchten: Malzhaus, Brauhaus, Felsenkeller, Hopfengärten. Auch hier eine Videostation mit Filmen zur Kommunbraugeschichte, aufgenommen an den Originalschauplätzen.

Eine wertvolle Sammlung alter Bierkrüge, Flaschen und Fässer, sowie eine Sonderschau von Zinngießerwerkzeug und Schmuckdeckeln für Bierkrüge erweitern den Blick auf die heimische Bierkultur vergangener Tage.

Historische Sonderausstellungen

Beachtung über die Stadt hinaus finden die jährlichen historischen Ausstellungen, die über Monate hinweg gezeigt werden. Highlights in den letzten Jahren waren zum Beispiel die Schau „Weiberleut’ und Frauenzimmer“, eine Ausstellung über das Frauenleben in der nördlichen Oberpfalz einst und jetzt, oder „Leintuch und Kreuzlstich“ zur Geschichte der Eschenbacher Weber und Tuchmacher. Weitere Ausstellungstitel der letzten Jahre: „Der Bockl kommt!“ Erinnerungen an die Lokalbahn, „Das waren die 70er Jahre“, „Was in der Zeitung steht“ zur Geschichte der Eschenbacher Lokalnachrichten, „O Maria hilf“ zur Geschichte der Oberpfälzer Mariahilf-Wallfahrten und „Unser täglich Brot – Brotbacken, Backöfen und Bäckereien“, „Aufgspüld und gsunga – Eschenbacher Musikanten und Musikgruppen“.

Die heimische Kunstszene

Kunstausstellungen gehören von Anfang an zum Konzept des Kulturzentrums „Beim Taubnschuster“. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung heimischer Künstler. So wurden die Werke der in Eschenbach lebenden akademischen Malerin Füsun Canay-Püschl und ihres Kunstkreises wiederholt präsentiert.

Sommerliche Hofmusik und Kleinkunst auf der Tenne

Unterschiedliche Stilrichtungen sind vertreten bei den musikalischen Sommerabenden im Taubnschusterhof. Vom Volksmusikantentreffen, über Rock und Pop bis hin zum Jazz mit Dixieland oder Bigbandsound und spontanen Jam-Sessions ist alles vertreten was die Region an Interpreten hervorbringt. Und das alles in lauschiger Hinterhofatmosphäre.

Literatur und Mundart

Auch als Forum für Dichter und Denker hat sich das Kulturzentrum Beim Taubnschuster schon bewährt. Krimiautoren der Region Oberpfalz und Franken fanden in den alten Gemäuern der Wagenremise oder im Haus bei schauriger Beleuchtung die richtige Atmosphäre ohne die auch die Mimi nie ins Bett will.

Ein besonderes Augenmerk hat der Heimatverein auf die Pflege der Mundart gelegt. „Sua red`n mia“ mit der passenden Musik heißt es auch weiterhin bei Heimatdichtern und Autoren aus der Region. „Eschenbacher Mundarttage“ mit Oberpfälzer Literaten wurden 2018 erstmals und seitdem jährlich durchgeführt.

Zoigl beim Taubnschuster

Zwei Taubnschusterstuben im Erdgeschoss in denen nach jahrhundertelanger Übung das eigene Gebräu mehrmals im Jahr ausgeschenkt wurde, ergänzt durch ein stimmungsvolles Gewölbe in dem früher die Pferde und Rinder des Hofes standen, jetzt möbliert und eingerichtet mit Antiquitäten der Heimat, bieten den authentischen Rahmen für die alte Zoigl-Tradition. Hier bedient der Heimatverein Eschenbach seine Gäste aus nah und fern mehrmals im Jahreslauf mit original Zoiglbier und typischen Zoiglbrotzeiten.

Adventsmarkt beim Taubnschuster

Den 30. November 2025 gleich vormerken: Alljährlich am 1. Adventssonntag wird’s vorweihnachtlich in der Wassergasse. Der Heimatverein veranstaltet seinen Adventsmarkt im Hof, in der Wagenremise und im Haus beim Taubnschuster. Oberpfälzer Brauchtum, Kunsthandwerk oder einfach die Begegnung am Lagerfeuer bei einem Glas Punsch stehen im Mittelpunkt dieses Nachmittags wenn der Duft der Bratwürste und gerösteten Maroni lockt. Der Nikolaus beschenkt die braven Kinder und nach dem Markterlebnis kann man sich am gemütlichen Kachelofen aufwärmen, sich Kuchen oder eine Brotzeit schmecken lassen und Kaffee oder eine halbe Zoiglbier genießen.

Gartenlust und Hopfenblüte

Hinter der historischen Stadtmauer im Stadlbereich öffnet sich eine Tür in das Gartenreich beim Taubnschuster. Ein liebevoll angelegter und gepflegter Garten um die mächtige, über hundert Jahre alte Eiche bietet Entspannung und Erlebnis nach viel Geschichte und Kultur im Ackerbürgerhaus. Ein Heilkräutergarten mit Hinweisen zur Pflanzenart und ihrer medizinischen Verwendung ist schön und lehrreich zugleich. Ruhebänke laden zum Verweilen ein.

Im Hofbereich rankt sich eine Hopfenanpflanzung nach alter Art an Stangen in die Höhe. Beim Hopfenzupferfest im September wird die Ernte an Hopfenzapfen eingebracht und gleich eine Brotzeit und eine frische Halbe angeboten.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.