Eschenbach
29.05.2018 - 13:35 Uhr

Viel Geschichte und Geschichten

Das Löschwesen in früheren Zeiten: Von Bränden in Eschenbach im 19. und 20. Jahrhundert

Am 20. September 1896, acht Jahre nach ihrer Gründung, stellte sich die Freiwillige Feuerwehr Eschenbach als einsatzbereite Truppe vor. rn
Am 20. September 1896, acht Jahre nach ihrer Gründung, stellte sich die Freiwillige Feuerwehr Eschenbach als einsatzbereite Truppe vor.

(rn) So mancher Eschenbacher hatte in früheren Zeiten ein ganz besonderes Verhältnis zum Feuer. So wurde sogar der Hydrant versteckt und bei Gewitter traf man auch schon mal „Vorbereitungen“.

Mehrere Jahrestage begleiten die 150-Jahr-Feier der Feuerwehr: 1828 vernichtete ein Großfeuer 28 Scheunen, 1868 wurde die Bürgerwehr durch die Gründung der Feuerwehr abgelöst - im Jahr zuvor hatte ein weiteres Großfeuer zwischen dem Gasthof „Weißes Roß“ und Schreibwaren Wamser 78 Gebäude betroffen -, 1928 brannte die Gaststätte Schuhmann - an ihrer Stelle befindet sich heute das Fitness-Studio "Sportakus" - und im gleichen Jahr trafen sich die Wehren der Region in Eschenbach zum Gaufeuerwehrtag. 1998 schließlich kehrte der Feuerteufel bei der Schreinerei Jäger ein.

„Habt ihr denn in Eschenbach keinen Verschönerungsverein?“, lautete 1935 die Frage eines Kriminalbeamten an Feuerwehrkommandant Johann Ziegler, als er die kleinen Bauernhäuser in der Wassergasse sah. Anlass waren Untersuchungen nach einem Brand, der die Anwesen Fraunholz und Schreml vernichtete und bei dem ein Übergreifen auf das Taubnschuster-Anwesen gerade noch verhindert werden konnte. Das Drumherum bei diesem und bei weiteren Bränden im vergangenen Jahrhundert zeigt, dass man früher nicht zimperlich war, wenn Altbauten weichen sollten oder alte Bausubstanz nicht mehr erhaltenswert erschien.

Das, was einige ältere Eschenbacher Bürger bereits vor mehreren Jahren darüber erzählten, löst heute Schmunzeln aus. 1928 brannte in der Grafenwöhrer Straße die Gaststätte Schuhmann (später Ackermann). Die nächstgelegene Anschlussstelle für einen Hydranten lag beim Zimmermannsplatz. Die Feuerwehr setzte einen Hydranten und rollte Löschschläuche zur Brandstätte. Als jedoch das Kommando „Wasser marsch!“ kam, blieben die Schläuche trocken: Der Hydrant war weg. Irgendjemand hatte offensichtlich kein Interesse an einem wirksamen Löscheinsatz.

Auch 1934, als die Anwesen Fraunholz und Schreml in der Wassergasse niederbrannten, sorgte ein Hydrant für Gesprächsstoff. Als dieser als Anschlussvorrichtung für Löschschläuche benötigt wurde, wurde er erst nach längerem intensiven Suchen gefunden: in einem Graben unterhalb der ehemaligen Stadtmauer. Da inzwischen auch ein Nebengebäude des Taubnschusterhauses zu brennen begonnen hatte, fragten Wehrmänner beim damaligen Besitzer an: „Solln man loua?“ ("Sollen wir ihn brennen lassen?") Wie erzählt wurde, hatte der gut versicherte Eigentümer im ersten Schrecken das Löschen verlangt ...

Bei diesem Brand war auch die Feuerwehr Leidtragende. Als damals einer der Wehrmänner den Schlauchwagen durch die Gerbergasse nach unten rollte, konnte er ihn wegen des Gefälles nicht mehr kontrollieren. Der Wagen machte sich selbstständig und zerschellte an der Häuserfront der Wassergasse.

Ein Großfeuer, dessen Hitzestrahlung die Fenster eines nahegelegenen Wohnhauses zerspringen ließ, legte 1935 drei Holzscheunen auf dem Platz der späteren Stock-Mühle in Asche. Ursache soll Brandstiftung gewesen sein. Der Besitzer einer der Scheunen wurde danach darauf angesprochen, dass er tags zuvor alle seine alten Bierfässer dort einlagert, jedoch alle neueren abtransportiert hatte.

Ein weiteres Zeugnis für das besondere Verhältnis der Bevölkerung zum Feuer ist eine Bemerkung, wonach beim Aufziehen eines Gewitters unterschiedliche Vorkehrungen getroffen wurden. Sie dienten der Rettung wichtiger Unterlagen oder auch der Vorbereitung für „Feuer durch Blitzschlag“.

Diese Brände zwischen den Weltkriegen sollen nun Anlass sein, das örtliche Brandgeschehen, soweit Nachrichten darüber verfügbar sind, zurückzuverfolgen. Wie in manch anderer in Jahrhunderten gewachsenen Stadt, wiesen auch in Eschenbach früher die Häusergiebel zur Straße beziehungsweise zum Stadtplatz hin. Größere Brände, vor allem im 19. Jahrhundert, ließen jedoch die historische Bausubstanz verloren gehen. Das Fehlen von Brandmauern zwischen den zum Teil mit Stroh und Schindeln gedeckten Häusern begünstigte verheerende Brandkatastrophen. Sie sind seit vergangenem Herbst an einem Stadtmodell beim Taubnschuster nachvollziehbar.

Es ist überliefert, dass im Jahr 1430 die Hussiten aus der Gegend von Bayreuth kommend in größerer Zahl eingefallen sind. Nur durch die schnelle Flucht in die umliegenden Wälder habe sich die Bevölkerung retten können, heißt es. Während die zurückgelassene Habe eine in Kriegszeiten willkommene Beute geworden sei, sei der größte Teil der Gebäude durch Brandschatzung vernichtet worden. Mit Urkunde vom 14. April 1432 hat Pfalzgraf Johann den durch Raub und Brand geschädigten Bürgern neben anderen Freiheiten das Meierfeld vererbt.

Etwa 200 Jahre später, im Jahr 1633, drangen die Schweden während des 30-jährigen Krieges in die Oberpfalz vor. Eingeschüchtert durch schreckliches Geschehen in der Umgebung, öffneten die Eschenbacher die Stadttore. Für längere Zeit musste eine starke Besatzung aufgenommen und versorgt werden. Nach Aufzeichnungen aus den Akten des Stadtmagisters kam es aber im Frühjahr 1641 zu einem blutigen Treffen zwischen bayerischen und schwedischen Landsknechten. Die siegreichen Schweden plünderten Eschenbach nicht nur: Sie brannten die Stadt sogar teilweise nieder und zerstörten unter anderem das besonders befestigte untere Stadttor.

Über verschiedene Einzelbrände wird in den Jahren zwischen 1818 und 1825 berichtet. 1828 wütete der Rote Hahn besonders wirkungsvoll: Innerhalb von nur einer Stunde brannten 28 Scheunen ab. Ähnliches hätte sich am 18. Mai 1969 wiederholen können, als während des Sonntagsgottesdienstes eine der Scheunen an der Grafenwöhrer Straße in Flammen aufging. Die umgehend alarmierte Feuerwehr und die Windstille verhinderten aber das Niederbrennen weiterer Scheunen. Nach nicht wenigen Äußerungen aus der Bevölkerung hätte man hier jedoch nicht von einem Schaden sprechen können. Die damalige Alarmierung der Feuerwehr wird heute noch als überflüssig angesehen.

Ein gespenstiges Bild bot am 18. April 1989 die zur Hälfte ausgebrannte Lagerhalle des Wellpappenwerks Ströbel (heute Firma Mondi). Augenzeugen hatten beobachtet, dass am Vorabend kurz vor 20 Uhr das in der Versandhalle ausgebrochene Feuer mit einem explosionsartigen Knall einen Teil des Hallendaches durchschlugt. Am Löscheinsatz, den Kreisbrandrast Josef Beutler aus Altenstadt/WN leitete, waren in dieser Nacht die Wehren Eschenbach, Gössenreuth, Grafenwöhr, Kirchenthumbach, Speinshart, Tremmersdorf und Pressath beteiligt. Der Schaden lag bei 500 000 Mark.

Großalarm wurde am 2. März 1992 um 0.12 Uhr für sieben Feuerwehren gegeben: Eine zum Raiffeisen-Lagerhaus gehörende Halle beim ehemaligen Bahnhof stand in Flammen. Etwa eine halbe Stunde nach Beginn der Löscharbeiten war der zunächst aus ungeklärter Ursache entstandene Brand unter Kontrolle. Verhindert werden konnte ein Übergreifen auf eine angebaute Baracke, in der Düngemittel lagerten. Bei dem Einsatz waren besonders die Atemschutztrupps der Wehren Eschenbach, Kirchenthumbach, Pressath und Speinshart gefordert. Wegen der enormen Rauchentwicklung war davon ausgegangen worden, dass Dünger in Brand geraten war und sich deshalb giftige Dämpfe entwickelt haben. Vorsorglich war daher die Bevölkerung über Rundfunk aufgefordert worden, die Fenster zu schließen. Der Schaden wurde auf rund 30 000 Mark geschätzt.

Die 120 Meter lange und rund 20 Meter breite Fertigungshalle der Schreinerei Jäger wurde am Abend des 25. November 1998 fast komplett zerstört. Mit 150 Aktiven in 15 Fahrzeugen rückten die Floriansjünger aus Eschenbach, Grafenwöhr, Gössenreuth, Kirchenthumbach, Pressath, Speinshart und Tremmersdorf an. Vor Ort schlugen ihnen rund 20 Meter hohe Flammen entgegen. Bereits eine halbe Stunde nach der Alarmierung war der Brandherd unter Kontrolle. Vom Feuer vernichtet waren jedoch unter anderem Fenster und Türen für fünf Kindergärten und ein fertig produzierter Auftrag im Wert von einer halben Million Mark für eine Schule in München. Nach ersten Schätzungen belief sich der Schaden auf rund zwei Millionen Mark.













Am 20. September 1896, acht Jahre nach ihrer Gründung, stellte sich die Freiwillige Feuerwehr als einsatzbereite Truppe vor. rn
Am 20. September 1896, acht Jahre nach ihrer Gründung, stellte sich die Freiwillige Feuerwehr als einsatzbereite Truppe vor.
Vor 90 Jahren brannte in der Grafenwöhrer Straße die Restauration Schuhmannn (später Ackermann) ab. Das Löschen verhinderte ein entwendeter Hydrant.. rn
Vor 90 Jahren brannte in der Grafenwöhrer Straße die Restauration Schuhmannn (später Ackermann) ab. Das Löschen verhinderte ein entwendeter Hydrant..
 
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