Eschenbach
11.06.2019 - 14:30 Uhr

Im Wald daheim

Ein Leben, geprägt von Forst und Jagd, hat sein Ende gefunden: Im Alter von 92 Jahren verstarb am 5. Juni nach längerer Krankheit Stadtförster a.D. Hans Wöhrl in Weiden.

Eine stete Erinnerung an Hans Wöhrl bleibt der von ihm vor 40 Jahren gestiftete Bildstock am Waldlehrpfad. Bild: rn
Eine stete Erinnerung an Hans Wöhrl bleibt der von ihm vor 40 Jahren gestiftete Bildstock am Waldlehrpfad.

Nach dem Requiem am Samstag, 15. Juni, um 10 Uhr in der Stadtpfarrkirche wird für den engagierten Forstmann, das Gründungsmitglied des Bläserkorps der Kreisgruppe Eschenbach im Bayerischen Landesjagdverband (1966) und den Initiator zur Gründung der Waldjugend Eschenbach (1967) auf dem örtlichen Friedhof ein letztes "Halali" erklingen.

Hans Wöhrl wuchs zusammen mit einem Bruder in der Ledergasse in Eschenbach auf, wo die Eltern Georg und Margarete eine Landwirtschaft betrieben. Nach der Schulzeit begann er 1941 beim Heeresforstamt Grafenwöhr eine Ausbildung. Bereits im Juli 1943 bestand er die Jägerprüfung und führte selbst Generäle zur Jagd.

Ein väterliches Verhältnis entwickelte sich dabei zu Generalmajor Eckart Hans von Tschammer und Osten, der von Herbst 1943 bis August 1944 Kommandant des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr war. Als Wöhrl im März 1944 zum Reichsarbeitsdienst und nach nur sechswöchiger Ausbildung zu einer Flakbatterie nach Regensburg-Tegernheim eingezogen wurde, bemühte sich der General, ihn für den Heeresforst freistellen zu lassen – allerdings vergeblich.

Es folgten Kriegseinsätze in Nürnberg und im Elsass, ehe im März 1945 die Abkommandierung in die Nähe von Leipzig folgte. Dort leistete der Eschenbacher vor allem Sanitätsdienst, bis er durch einen Granatsplitter selbst schwer verletzt wurde. In amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten, wurde er nach dem Rückzug der US-Truppen aus Thüringen des Russen übergeben. Bei einem Austausch von Gefangenen war er trotz schlechter Gesundheit mit dabei. Im November 1945 kehrte er in seine Heimatstadt zurück.

Aufgrund seiner beruflichen Ausbildung war Hans Wöhrl ab 1. Januar 1946 ersatzweise für den Eschenbacher Stadtwald und dann bis 1957 für die Betreuung von Privatwald zuständig. Im gleichen Jahr beendete er die Weiterbildung an der Forstschule in Lohr am Main. Bis zum Eintritt in den Ruhestand war er fortan als Stadtförster tätig, erschloss den Stadtwald durch ein 8,5 Kilometer langes Wegenetz, zapfte Fördermittel an und forstete damit mehr als 50 Hektar Ödfläche auf. Sein Engagement galt daneben der Forstbetriebsgemeinschaft, der er sich mehr als 30 Jahre als Geschäftsführer zur Verfügung stellte.

Wöhrls große Leistungen in der Forstwirtschaft führten 1989 zur Auszeichnung mit der Bayerischen Verdienstmedaille. Im April 2018 gratulierte ihm Präsident Jürgen Vocke zu 75 Jahren Mitgliedschaft im Bayerischen Jagdverband. Er sah in ihm einen Waidmann, „der unser Jagdwesen aktiv mit fortgeschrieben hat“ , dabei „stets für den zukunftsorientierten Erhalt unserer waidgerechten Jagd gestanden ist“ und sich „dabei lebendig und modern den ethischen Wurzeln verpflichtet gefühlt hat“.

Neben der Jagd, die ihn wiederholt nach Namibia führte und die er erst seit wenigen Jahren nicht mehr ausüben konnte, hatte sich Wöhrl lange Zeit auch der Fischerei verschrieben. Bis ins hohe Alter verstärkte er zudem als Basssänger Liedertafel und Kirchenchor.

Der 1955 mit Marlene Reger geschlossenen Ehe entstammen zwei Töchter. Als er im Mai 2017 mit vier Enkeln, drei Urenkeln und einer großen Schar von Gratulanten als rüstiges Familienoberhaupt seinen hohen runden Geburtstag feierte, konnte er es kaum fassen, „dass die Zeit bis zum 90. so schnell vorüberging“. Er zeigte sich dankbar, mit einer großen Gemeinschaft – an der Spitze Bürgermeister Peter Lehr und Ehrenbürger Vinzenz Dachauer – diesen festlichen Anlass feiern zu können.

 
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