Ein prachtvolles Tier bekamen die zahlreichen Besucher der Info-Veranstaltung im Hexenhäusl in Eschenbach schon auf dem Weg zum Vortagsraum zu Gesicht. Schulterhöhe 65 Zentimeter, Länge 115 Zentimeter. War schon das präparierte Exemplar imposant und respekteinflößend, gehört die Begegnung mit einem echten Wolf in freier Landschaft nicht unbedingt zu den vorrangigen Wünschen von Wanderern und Waldspaziergängern.
Umgekehrt meidet auch der Wolf von Natur aus den Menschen. "Der Räuber ergreift aber bei einem Aufeinandertreffen mit dem Menschen nicht immer sofort die Flucht", mahnte die Referentin. Wie aber umgehen mit einem Tier, das in unseren Breiten längst ausgestorben schien? Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts galt Deutschland als wolfsfrei. Seit 1996 lebt der Beutegreifer wieder in hiesigen Breiten. Für Naturparkranger Stefan Niclas ein Grund, in Zusammenarbeit mit Ronja Schlosser vom Sachgebiet Naturschutz bei der Regierung der Oberpfalz über die Lebensweise der in die Oberpfalz zurückgekehrten Art aufzuklären.
Begegnungen
In ihrer Präsentation beleuchtete Schlosser das Wanderverhalten der Rudel, verwies auf standorttreue Populationen etwa im Truppenübungsplatz Grafenwöhr, im Veldensteiner und im Manteler Forst und beleuchtete das breite Nahrungsspektrum des Beutejägers. Den Lebensraum mit dem Wolf zu teilen und Konfrontationen mit dem Raubtier zu meiden, gehörte zu den vertiefenden Ausführungen der Referentin. „Laufen Sie bei einem Zusammentreffen nicht weg, machen Sie Lärm und füttern Sie niemals Wölfe“, lautete die dringende Empfehlung.
Zum Themenkomplex gehörte zudem die Begegnung zwischen Wolf und Nutztier. Als leicht zugängliche Nahrung gelte es besonders, Schafe und Ziegen auf extensiv genutzten Flächen zu schützen. Die Referentin beschrieb Maßnahmen wie Umzäunung, Behirtung und den Einsatz von Herdenschutzhunden. Sie gab Hinweise auf Maßnahmen des Landesamtes für Umwelt (LfU), Empfehlungen für Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Zur vertiefenden Aufklärung, zum Beispiel zu Förderkulissen und zum Wildtiermanagement verwies Schlosser auf einen Flyer des LfU. Thema waren zudem die strengen Schutzbestimmungen und die Monitoring-Methoden des Landesamtes.
Befürworter und Gegner
Dass der Wolf die Gesellschaft in Befürworter und Gegner teilt, kam spätestens in der Diskussion zur Sprache. Ob Nutztierhalter, Förster, Jäger, Tierschützer oder Bedenkenträger. Wölfe galten als ausgerottet und wurden auf natürliche Weise wieder heimisch. Das sorgte bei den Fragestellungen für eine breite Meinungsvielfalt. Sie reichte von der Sorge, bei Spaziergängen im Wald mit dem Raubtier konfrontiert zu werden bis zur Forderung einer Regulierung der Bestände. Auch mancher Jäger sehe das Thema mit Blick auf die Abschusspläne für das Reh- und Rotwild anders, mutmaßte die Referentin. Mit vielen unterschiedlichen Meinungen werde man auch künftig leben müssen, so die abschließende Einschätzung.
Zum Thema Herdenschutz verwies Ronja Schlosser auf Beratungsmöglichkeiten beim Amt für Ernährung und Landwirtschaft. Für das Wildtiermanagement Wolf empfahl sie als Ansprechpartner das Bayerische Landesamt für Umwelt und die Kontaktmöglichkeit über die E-Mail-Adresse fachstelle-gb[at]lfu.bayern[dot]de.
Der letzte Wolf
Eine Granitsäule auf dem Scheibenberg südlich von Mehlmeisel erinnert noch heute an den letzten Wolf im Kemnather Raum. Ein beredtes Zeugnis über den Abschuss gibt die Wolfssäule, die 1907 an der Stelle errichtet wurde, an der der Kulmainer Gastwirt Martin Wiesend im königlichen Forstrevier Frankenreuth, Forstamt Kulmain, am 21. Juli 1882 den damals von Bauern, Forstarbeitern, Beeren- und Pilzsammlern gefürchteten Feind mit zwei Schüssen niederstreckte. Für den Abschuss gab es vom königlichen Bezirksamt eine Prämie von 80 Gulden und im Wirtshaus in Frankenreuth einen ausgiebigen „Leichtrunk“. Präpariert soll der geschossene „letzte Wolf“ bis ins Germanische Museum Nürnberg gelangt sein.
In eine ausgediente Straßenbegrenzungssäule wurde das Datum des Abschusstages, 21. Juli 1882, eingemeißelt. Am Sockel befinden sich die Buchstaben H. R. G. Und das Jahr 1907, das Jahr der Aufstellung. Die Buchstaben hängen vermutlich mit dem Stifter, einem Beamten des Straßenbauamtes Kemnath und mit dem königlichen Förster zusammen.
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