Eschenbach
02.10.2018 - 17:27 Uhr

Auf Zukunftsbäume setzen

Bei der Verjüngung des Waldes werden Entscheidungen für mindestens ein Jahrhundert getroffen. Einen besonderen Stellenwert hat dabei die Jungbestandspflege, wie Experten bei einer Waldwanderung deutlich machen.

Eine Wanderung zu Jungwäldern unternehmen Forstwirtschaftsmeister Reinhard Wiesent (links) und Forstamtsrat Martin Gottsche (Vierter von links) mit einigen Waldbesitzern. An vier Jungholzbeständen informieren sie über deren Pflege. Bild: rn
Eine Wanderung zu Jungwäldern unternehmen Forstwirtschaftsmeister Reinhard Wiesent (links) und Forstamtsrat Martin Gottsche (Vierter von links) mit einigen Waldbesitzern. An vier Jungholzbeständen informieren sie über deren Pflege.

Über "Unterschiede in der Jungbestandspflege im Laub- und im Nadelholz" informierte die Forstbetriebsgemeinschaft interessierte Waldbesitzer. Der Rundgang mit Forstamtsrat Martin Gottsche und Forstwirtschaftsmeister Reinhard Wiesent wurde zu einer ausgedehnten Lehrstunde für Maßnahmen mit dem Ziel, einen qualitativ guten, stabilen und wertvollen Bestand in der gewünschten Mischung in die spätere Durchforstungsphase hineinwachsen zu lassen.

Die Waldwanderung nutzten die Forstleute dazu, die Waldbesitzer auf den beginnenden Klimawandel hinzuweisen. Mit Blick auf ihn kommt der künftigen Zusammensetzung des Waldes große Bedeutung zu. Die Experten zeigten sich überzeugt, dass Mitteleuropa auch künftig eine Vielfalt von Holzprodukten für den lokalen und internationalen Markt werde produzieren können.

An vielen Standorten in Bayern sollten künftig jedoch keine reinen Nadelbaumbestände mehr stehen, weil diese sehr risikoreich sind. "Stürme, Borkenkäfer und Trockenzeiten werden zur großen Bedrohung und die bewährte 'Sparkasse Wald' wird zur Risikoanlage", lautete ein Merksatz, den Gottsche und Wiesent den Waldbesitzern mit auf den Weg gaben. Oder: "Eine Minimierung des Betriebsrisikos kann nur mit standortgerechten, gepflegten Mischwäldern erreicht werden."

An vier Plätzen zeigten die beiden Referenten die Wichtigkeit und die unterschiedlichen Vorgehensweisen bei der Jungbestandspflege im Laub und im Nadelholz auf. Erste Station war ein nach einem Sturm gepflanzter 14 Jahre alter Eichenwald mit Hainbuche und Linde. Gottsche befasste sich mit den bisher guten und erfolgreichen Pflegemaßnahmen, die von Förderungen begleitet wurden. An einem vor neun Jahren gepflanzten, eingezäunten Eichenwald mit Linde erkannte Wiesent dringenden Pflegebedarf. Er zeigte die dafür geeigneten Werkzeuge, um die unter enormem Druck stehenden Eichen von Weichlaubhölzern wie Birke, Aspe, Weide und Nadelhölzern freizustellen.

Ein längerer Aufenthalt ergab sich an einem vor 16 Jahren im Zaun gepflanzten Fichtenbestand mit inzwischen "angeflogenen" Birken und Weiden. Wiesent berichtete von mehrmaligem Ausgrasen und verwies auf den engen Pflanzverband, mit dem ein rasches Höhenwachstum der Bäume erzielt wurde. "Durch eine vor sechs Jahren mit einer Förderung von 400 Euro pro Hektar vorgenommene reihenweise Entnahme der Fichten hat sich der Bestand stabilisiert", merkte er an. Nun gelte es, durch eine gezielte Z-Stammfreistellung (Zukunftsbaum) sowohl bei der Fichte als auch bei der Birke die Stabilität und das Zuwachspotenzial auf diese Bäume zu lenken. Gefordert sei der Einsatz der Motorsäge.

Gottsche führte schließlich zu einem Bestand mit vorrangig Fichten, Kiefern-Naturverjüngung und 30 Prozent Beimischung verschiedener Laubhölzer. "Durch eine frühzeitige Standraumregulierung soll der Bestand in einen stabilen mehrschichtigen Mischbestand gebracht werden", lautete seine Empfehlung. In der Nachbereitung verwiesen die beiden Forstleute unter anderem auf Fördermöglichkeiten. Beide hielten es für wichtig, sich vor Beginn von Pflegemaßnahmen fachlichen Rat einzuholen.

 
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