Am heutigen Donnerstag sind es 70 Jahre, dass alle Bewohner der westlichen Zonen Deutschlands und Westberlins die "Deutsche Mark" als neue Währung bekamen. Die "D-Mark", wie man sie bald nannte, beendete eine wechsel- und leidvolle Geschichte deutscher Zahlungsmittel. Obwohl erst zehn Jahre alt, bekam ich manches mit, was viele Menschen damals bewegt hat.
Besonders meine "Piehl-Oma" erzählte viel, vor allem aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, in dem ihr Ehemann gefallen war, sie mit vier Kindern allein dastand. Alles was sie hatte, war eine kleine Landwirtschaft, eine Kuh lieferte Milch, für einen kleinen Acker bekam sie Pacht als Brotgutscheine von der "Blechmühle", ein "Suggerl" lieferte Fleisch und Wurst. Fleisch gab es nur sonntags und an Feiertagen, dafür mehr "Erdäpfl" vom "Hausackerl", dazu alles, was der Gemüsegarten, vier Pflaumen- und zwei Apfelbäume und ein Birnbaum hergegeben haben.
Zeit der "Butterwährung"
Nach dem Ersten Weltkrieg hat man für die deutsche Währung nicht viel kaufen können, Geldscheine nannte die Oma "bedrucktes Papier". Wenn Ware da war, bekam man für eine Billion "Rentenmark" höchstens eine Schachtel Streichhölzer. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem alle drei Söhne meiner Oma gefallen sind, war es nicht viel besser. Es war die Zeit der "Reichsmark" der Lebensmittelmarken und Bezugsscheine, die Zeit der "Butterwährung."
Damit Tante Käthe, die in Hannover durch Bombenangriffe ihre Wohnung verloren hatte und mit den beiden Kindern bei der Oma wohnte, ein Kommunionkleid für Tochter Johanna bekam, wurde der Bass meines Onkels, der einst in der Blaskapelle "Zeitlmann" mitgespielt hatte, gegen Geräuchertes eingetauscht, um damit den Kleiderstoff zu kaufen. Aus dem Stofflager meines Vaters stammten Stoffe, die gegen Butter getauscht wurden, mit dem dann meine Mutter in Bayreuth die Kommunionkerzen für meine Cousine und mich bezahlen konnte.
Das alles änderte sich blitzartig am Montag, 21. Juni 1948. Gab es vor der Währungsumstellung kaum was zu kaufen, so hing bereits am Tag der Währungsumstellung im Schaufenster eines (ehemaligen) Eschenbacher Schuhgeschäfts ein Zettel: "Schuhe telegrafisch eingetroffen!"
Dass "was in der Luft liegt", dachte Hans Wöhrl, damals Stadtförster in Eschenbach, als sich Angestellte des Landratsamtes, die sonst erst im Herbst ihr Holz bei ihm kauften, schon Anfang Juni mit Brennholzvorräten eingedeckt haben, sogar bar mit der Reichsmark bezahlten. "Als dann die Währungsreform kam, wusste ich, warum", erinnert sich Wöhrl. "Und der, der noch am Tag vor der D-Mark-Einführung beim 'Sporrer' seine Reichsmark-Bestände gegen einen Räuscherl eingetauscht hat und sich noch a Krüagerl Bier für dahoam einschenken ließ, muss ein Hellseher gewesen sein."
Im Bayerischen Wald geboren, war der damals 22-jährige jetzige Ehrenbürger von Eschenbach, Vinzenz Dachauer, in Erlangen Angestellter, als die neue Währung kam. Was er sich damals mit seinem "Kopfgeld" angeschafft hat, weiß er nicht mehr. "Brauch'n hob' ich des neie Geld jedenfalls ganz guat kenna!"
Der damals 15-jährige Hans Krapf, später Vorsitzender des Imkervereins Eschenbach, wohnte mit Mutter Theresia, den älteren Geschwistern Alfons und Klothilde und Alois Lotter, Ehemann seiner verwitweten Mutter, bei Familie von der Grün. "Alfons hat für uns alle das Kopfgeld in der Gemeindekanzlei abgeholt, was die Mama damit gemacht hat, weiß ich nicht mehr. Aber am Sonntag danach gab es einen Schweinebraten mit Knödeln, was damals bei uns eher selten war", sagt er.
Mohnspitzl für a Zehnerl
Mein Vater, erst drei Monate vor der Währungsreform aus französischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, holte die 200 D-Mark für meine Eltern, die Oma und uns zwei Buben in der Gemeindekanzlei als Startkapital für seine Maßschneiderei ab. Aber für den Sonntagabend durfte ich beim Strauß-Metzger einen Ring Fleischwurst holen. Es war mit Soße und übrig gebliebenen Knödeln vom Mittag ein Festessen.
Erinnern kann ich mich, dass es in der ersten Zeit statt Hartgeld "Papierzehnerln" gab. Mit einem solchen Zehnerl, das mir meine Paulus-Oma geschenkt hatte, wollte ich mir beim Nußstein-Bäcker in der Schulpause ein Mohnspitzl kaufen, wo mir Frau Nußstein aber nicht glauben wollte, dass es echtes Geld war. Mein Mohnspitzl habe ich dann aber doch noch gekriegt!















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