Eslarn
31.08.2022 - 13:02 Uhr

Alte Glocke läutet in neuem Turm in Eslarn

Mit dem Bau eines Glockenturms in Putzhof holt die Vergangenheit die Gegenwart ein. Kreisheimatpfleger Peter Staniczek hat sich näher mit der Geschichte von der Hief befasst.

Auf das ehemalige Anwesen von Maria Theresia und Adam Bösl kam um 1900 ein Glockenturm. Nach dem Abriss wurde an selber Stelle ein neuer Glockenturm errichtet. Bild: gz
Auf das ehemalige Anwesen von Maria Theresia und Adam Bösl kam um 1900 ein Glockenturm. Nach dem Abriss wurde an selber Stelle ein neuer Glockenturm errichtet.

Im Rahmen der Segensfeier des neuen Glockenturms im Eslarner Ortsteil Putzhof, der im Sprachgebrauch kurz "Hief" genannt wird, befasste sich Kreisheimatpfleger Peter Staniczek mit der Geschichte des Weilers. Eigene Erfahrungen, aber auch Aussagen von Zeitzeugen, das Saalbuch des Pflegeamtes von Treswitz und überlieferte Bücher der damaligen Geschichtsforscher Hans Schlemmer und Dr. Hanauer gaben dem Experten für Heimatgeschichte reichlich Auskunft.

Im 15. Jahrhundert trug Putzhof zusammen mit Oberaltmannsrieth die Bezeichnung "Altmannsrieth" und wurde während der Hussitenkriege vollkommen zerstört, so dass das Gebiet wieder einer Öde glich. Erst im 16. Jahrhundert folgte erneut die Besiedelung, wobei die Grundbesitzer in den Jahren immer wieder wechselten. Nach und nach gelangte das ganze Gebiet von Altmannsrieth in den Besitz des Eslarner Junkers Bernhard Stöckl und Sohn Hieronymus. Zu dieser Zeit tauchten in Eslarn die Namen Puntzmann, "Hof des Putzo" auf, woraus sich der Ortsname Puntzhofen und ab 1593 Putzhof (Pützhöff) ableitete.

Im 16. Jahrhundert sollen in Putzhof zwei Höfe, ein Gut und ab dem 18. Jahrhundert zudem ein gemeinsames Hüthaus (Hirtenhaus) existiert haben. Die Bezeichnung "d'Hif" umfasste Unteraltmannsrieth, Putzhof, Obergmeinsrieth und die Mittleren Höfe. Bemerkenswert erschien dem Kreisheimatpfleger, dass mit Ausnahme von Putzhof 1 (Wirt) und Oberaltmannsrieth 3 alle anderen Anwesen in Gmeinsrieth, Putzhof und Oberaltmannsrieth auf längere Zeit mit dem Familiennamen Rauch verbunden waren. Der gemeinsame Ahnherr war Georg Rauch, der um 1620 den Bauernhof Putzhof 2 erworben hatte.

47 Steuerdistrikte

Aufgrund allerhöchster Verordnung vom 13. Mai 1808 wurde das Landgericht Vohenstrauß in 47 Steuerdistrikte eingeteilt, wobei der Weiler Putzhof mit dem Dorf Roßtränk, den Weilern Eulenberg, Gmeinsrieth, Lindau, Paßenrieth und den Einöden Heckermühle, Polster und Premhof zum Steuerdistrikt Roßtränk gehörten. Bei der Gemeindebildung im Landgericht Vohenstrauß im Jahre 1821 gehörte Putzhof zusammen mit den Weilern Gmeinsrieth und Ödmeiersrieth, den Dörfern Oberaltmannsrieth, Paßenrieth, Roßtränk und den Einöden Heckermühle und Premhof zur neugebildeten Gemeinde Gmeinsrieth.

Zwischen 1848 und 1935 gab es in Putzhof mit Unterbrechungen ein Wirtshaus mit dem Hausnamen „Wirt“. Der erste Gastronom der betriebenen Wirtstube war Michael Bäumler (Wirthansl) und später Adam Bösl, der Opa des heutigen Eigentümers Josef Bösl. Da Adam Bösl zu der Zeit gleichzeitig Bürgermeister war, befand sich in der Dorfschenke gleichzeitig das Bürgermeisteramt. Im Gemeindehaus wurde auch eine handbetriebene Feuerwehrspritze installiert, die heute noch im Feuerwehrhaus ausgestellt ist.

Glockentürmchen aus Holz

Noch vor 1900 soll auf dem Wohnhaus Putzhof 1 ein Glockentürmchen aus Holz errichtet worden sein. Woher die 1795 gegossene Glocke stammt und wo sie bereits im Einsatz war, ist nicht überliefert. Für das Gebetsläuten per Hand um 12 Uhr war bis 1970 die Wirtsresl, die Ehefrau Maria Theresia von Adam Bösl und Mutter des heutigen Besitzers Josef Bösl, verantwortlich. Später ertönte die Glocke nur noch bei Sterbefällen. Früher gab es auf dem Lande vermehrt Kapellen und das "Angelusläuten" war guter Brauch. Die Glocke mahnte zu den Gebetszeiten "Engel des Herrn" um 7 Uhr zum Morgengebet, um 12 Uhr zur Mittagszeit und um 18 Uhr zum Nachtgebet.

1946 wurde die Gemeinde Gmeinsrieth aufgelöst und die Ortschaften Gmeinsrieth, Heckermühle, Oberaltmannsrieth, Ödmeiersrieth, Paßenrieth, Premhof, Putzhof und Roßtränk in den Markt Eslarn eingemeindet. Bereits Jahre zuvor errichtete das Ehepaar Christa und Josef Bösl neben dem alten ein neues Wohnhaus, riss 2021 das Elternhaus der Großeltern ab und baute an selber Stelle für die alte Glocke einen neuen Turm. Bei der Segnung des Glockenturms Ende Juli bezeichnete Pfarrer Erwin Bauer diesen als "Fingerzeig zum Himmel, der uns optisch und akustisch daran erinnern will, wo unser wahres Zuhause ist, bei Gott im Himmel". In Sicherheit gebracht wurde außerdem die Marienfigur aus dem alten Hausgiebel.

Die Geschichte des Anwesens Putzhof 1 wurde durch die Segnung des Glockenturms und des vor Ort gefeierten 100. Jubiläums fortgeschrieben. Wie vor einem Jahrhundert ertönt die alte Glocke im neuen Turm weiterhin zur Mittagszeit und zum Abendgebet.

Eslarn07.08.2022
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.