Bäckerei am Marktplatz in Eslarn schließt endgültig

Eslarn
04.09.2022 - 10:56 Uhr
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Steigende Energie- und Rohstoffpreise zwingen Bäckermeister Tino Treptow, den Betrieb nach etwas über einem halben Jahr schon wieder aufzugeben. Seine Familie und die Stammkunden bedauern diesen Schritt.

Die Energie- und Rohstoffpreise zwingen das Ehepaar Elisabeth und Tino Treptow zur Schließung der Bäckerei am Marktplatz.

Das Ehepaar Elisabeth und Tino Treptow war mit ihrer vierjährigen Tochter Helena und ihrem zehnjährigen Sohn Felix nach dem Kauf der Bäckerei Landgraf vom fränkischen Pommelsbrunn nach Eslarn gezogen. Den Erwerb verglichen die Treptows mit einem "Sechser im Lotto" und führten das Geschäft seit Januar mit Leidenschaft. Dank der etwa 200 Kunden am Tag und der Lieferung von Backwaren an einen Geschäftspartner in Schönsee lief der Betrieb sehr gut. "Wir machten mehr Umsatz als unser Vorgänger Landgraf, so dass die Schließung nicht an den treuen Kunden gelegen hat." Auch während der Coronapandemie steigerten die Kunden den Umsatz und das Handwerk blühte auf.

Erfolglose Mitarbeiter-Suche

Die Probleme für die Bäckerei begangen im Februar mit dem Ukraine-Krieg und dem Wegfall des Schönseer Kunden. Vergeblich war auch die Suche nach einem neuen Mitarbeiter für die Backstube, was nach Mitteilung der Handwerkskammer momentan auch aussichtslos sei. Die Rohstoff- und die Energiepreise explodierten. "Mein Vorgänger zahlte für Strom noch 1500 Euro, und im August musste ich 4500 Euro hinlegen. Da beide Öfen mit Heizöl laufen, zahlte ich für 5000 Liter Heizöl im Januar insgesamt 4000 Euro und Monate später bereits 8000 Euro", bedauert Treptow. Nachdem noch ein Großkunde wegen der billigeren Waren zu einer Industriebäckerei wechselte, verlor der Eslarner eine dreistellige Auftragssumme. Ein zweiter Kunde stand kurz vor der Schließung, so dass der Eslarner Bäckerei rund 7000 Euro im Monat fehlten. Dazu kam ein kaputter Silo, für den Reparaturkosten von 15.000 Euro anstanden.

Was folgten waren schlaflose Nächte, eine Betriebsberatung und Rücksprachen mit der Handelskammer. "Da wir einige Monate von unseren Ersparten lebten und der Betrieb nur mit Geld von der Bank fortbestehen konnte, mussten wir schweren Herzens schließen und mein Wunschtraum auf eine eigene Bäckerei löste sich in Luft auf." Da eine Verschuldung für den Betrieb nicht in Frage kam und es für den Bäcker wichtig war, dass es seiner Familie gut geht, gab es keine Alternative. "Wir hatten die Wahl, weiter wie die Verrückten 80 Stunden in der Woche arbeiten und versuchen, dass sinkende Schiff durch Bankkredite über Wasser zu halten oder aufzuhören."

Neue Beschäftigung

Wichtig war für das Ehepaar Treptow, dass alle Beschäftigten eine neue Anstellung erhielten. "Wir ließen niemand im Stich und haben gemeinsam mit dem Personal für jeden eine neue Beschäftigung gefunden." Der Bäckermeister weist ausdrücklich darauf hin, dass er niemand für das plötzliche Aus verantwortlich machten will. "In den schweren Zeiten müssen wir einfach zusammenhalten und das Beste daraus machen." Die ehemalige stellvertretende Stationspflegedienstleiterin und examierte Altenpflegerin Elisabeth Treptow wechselte in ihren ehemaligen Beruf zurück und erhielt in einem privaten Seniorenheim im Landkreis Nürnberger Land eine Anstellung.

"In ferner Zukunft wollen wir wieder in den Raum Hersbruck umziehen. Es ist nicht leicht, da wir zuerst eine Wohnung, eine Schule und einen Kindergarten für die Kinder finden müssen." Über die Schließung der Bäckerei ist nicht nur die Familie Treptow traurig, auch die Stammkunden bedauern diesen Schritt. Den Eslarnern legt Tino Treptow seine Philosophie ans Herz, im Ort einzukaufen und die örtlichen Lokale mit einem Besuch zu stärken.

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