Eslarn
21.11.2019 - 10:06 Uhr

Deftige Predigt vom Pfarrer

Es knistert nicht nur im Gebälk des Eslarner Kindergartens. Auch in der Gemeinschaft Kirche scheint einiges nicht ideal zu laufen.

Kirchenpfleger Klaus Härtl erinnert an die Arbeitsleistung der Angestellten und vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter. Bild: gz
Kirchenpfleger Klaus Härtl erinnert an die Arbeitsleistung der Angestellten und vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter.

Die Ansprache von Pfarrer Erwin Bauer in der Pfarrversammlung glich schon einer deftigen Predigt. Der Geistliche mahnte die Notwendigkeit echter Reformen an und forderte eine Grundorientierung des katholischen Glaubens und die Rückkehr zum Bibelgeist. Zu den angefallenen Schwerpunkten der Kirchenarbeit nahm Kirchenpfleger Klaus Härtl ausgiebig Stellung und über die Finanzen und die Jahresabschlussrechnung berichtete Kirchenrechnungsführer Karl Schmid.

Das Organ jeder Kirchenstiftung ist die Kirchenverwaltung, die einmal im Jahr Rechenschaft in Form einer Jahresrechnung und einer Pfarrversammlung ablegt. Dabei wird den Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit geboten, einiges über die Arbeiten und Finanzen der Pfarrei zu erfahren. Die überwiegende Anzahl der Zuhörer waren Angehörige von kirchlichen Gremien und Vereinen. Besonders willkommen hieß Pfarrer Bauer seinen engsten Mitarbeiter Pfarrvikar Bivin Plapparambil. Die Kirche habe viele tragenden Säulen unter anderen die Kirchenverwaltung, den Pfarrgemeinderat, Frauenbund, die Kolpingsfamilie, die Mitarbeiter und Helfer. „Ohne diese rührigen Mitchristen, die solidarisch zusammenstehen, würde nichts gelingen und vorangehen“, dankte Pfarrer Bauer.

Wie andere Institutionen müsse auch die Kirche um Zuspruch werben. Der Kirche gehe es finanziell zwar gut, aber einer kräftigen Stärkung bedarf vor allem der Glaube. Die katholische Kirche müsse zum Geist der Bibel zurückkehren, den Glauben wieder leben und zur Grundorientierung des katholischen Glaubens echte Reformen in Angriff nehmen. „So kann es nicht weitergehen.“ Den Gläubigen, vor allem den Zweiflern, empfahl der Priester das Buch „Ausgeheuchelt“ von Stefan Jürgens, der darin beschreibt, wie es mit der Kirche aufwärts gehen könnte. „Ich bin nicht gänzlich seiner Meinung, aber die Grundanliegen teile ich voll.“ Der Autor wurde Priester, schwebte als Kaplan auf Wolke sieben und musste miterleben, wie sich eine Kirche durch ihre Hierarchie selbst lähmt, am Klerikalismus zu ersticken droht und an einer Sprache festhält, die keiner mehr versteht. Ja sogar Frauen, Homosexuelle und geschiedene Wiederverheiratete werden diskriminiert. „All das beschreibt Jürgens klar und provokant wie kaum ein Amtsträger vor ihm.“

Zugleich verrät er, weshalb er noch immer in dieser Kirche ist und was sich für einen Aufwärtstrend ändern müsse. Die gut organisierte katholische Kirche in Deutschland sei auf dem Weg in eine gut organisierte Bedeutungslosigkeit. Die Kirche sei weltfremd geworden und die Welt kirchenfremd. Nach den klaren Worten und der Empfehlung das Buch zu lesen, informierte Kirchenpfleger Klaus Härtl über die Schwerpunkte in der Pfarrgemeinde. Die anfallenden Tätigkeiten in einer Kirchenverwaltung verglich Härtl mit einem mittelständischen Unternehmen. „Ohne die vielen Angestellten, Mitarbeiter und die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer wäre das Arbeitspensum nicht zu schaffen“, stellte der Kirchenpfleger fest und dankte allen für die Unterstützung.

Den Schwerpunkt legte die Kirchenverwaltung zur Erhaltung der Liegenschaften auf Ausbesserungsarbeiten, mit denen größere Schäden vermieden und „pflegebedürftige“ Gebäude für die nächsten Jahre erhalten werden. Eine der zentralen Aufgaben ist der Erhalt der Kirche samt seiner kostbaren sakralen Ausstattung. Generalüberholt wurde die Orgel, wobei sich die anfallenden Kosten durch Spenden im Rahmen hielten. Das durch Geschosslöcher beschädigte Zifferblatt wurde saniert und durch ein Kunststoffblatt ersetzt. „Die Kosten für den Kran haben sich Gemeinde und Kirchenverwaltung geteilt.“ An der Fassade der Kirche wurden einige diversen Reparaturmaßnahmen vorgenommen. Ein großes Projekt war die Neugestaltung des Kindergartens unter der Leitung von stellvertretenden Kirchenpflegerin und Elternbeiratsvorsitzenden Nicola Hummer. Für die Mitarbeit konnte sie nicht nur ihre gesamte Familie, sondern zahlreiche HelferInnen unter anderem vom Kindergarten, Elternbeirat, der Gemeinde, Feuerwehr und aus der Bevölkerung mobilisieren und begeistern. Als nächstes Großprojekt steht die Sanierung des Dachbodens im Kindergarten durch eine Fachfirma an. „Im Holzgebälk ist der Wurm drin“ beschrieb Härtl das Problem. Abschließend bat Kirchenpfleger Klaus Härtl alle weiterhin um kräftige Unterstützung.

„Bitte redet nicht übereinander, sondern miteinander und geht aufeinander zu und packt mit an. Jeder könne mit seinen Stärken mitarbeiten und mit dem Besuch der kirchlichen Veranstaltung die Gemeinschaft stärken“, fügte der Kirchenpfleger an. Die Finanzen der Kirchenverwaltung für das Jahr 2018 mit 315.987,37 Euro Ein- und 238.962,12 Euro an Ausgaben erläutert anschließend Kirchenrechnungsführer Karl Schmid. „Wir haben 2018 ein Plus von 77.025,25 Euro erwirtschaftet.“ Die höchsten Ausgaben waren der 20-prozentige Zuschuss von 31.107,72 Euro für den Kindergarten. Erfreulich waren auch die 120.500 Euro an staatlichen Zuschüssen. Zu dieser positiven Entwicklung tragen laut Schmid vor allem die ehrenamtlichen Helfer bei, ohne die es überhaupt nicht voran gehen würde.

 
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