Die Mitgliederzahlen sind niedrig und das Durchschnittsalter der verbliebenen Mitglieder ist hoch. Viele von ihnen sind erkrankt und es kommen nur wenige jüngere Neumitglieder hinzu. Trotzdem wird der 1993 gegründete Heimatverein „Eisendorf und Umgebung“ nach einem einstimmigen Beschluss in der Versammlung vom Juli 2023 als Interessensgemeinschaft weitergeführt. Ziel der Vereinigung ehemaliger Eisendorfer ist es, die Tradition aufrechtzuerhalten, an die Geschichte der Vertreibung zu erinnern und vor allem die gemeinsamen Messfeiern an der 1975 geweihten Goldberg-Kapelle beizubehalten.
Die Interessensgemeinschaft "Eisendorf und Umgebung" verbindet mit dem jährlichen Gottesdienst am ersten Julisonntag an der Waldkapelle "Maria Heimsuchung" am Goldberg Glauben, Brauchtum und Erinnerungen. Unter den knapp 50 anwesenden Frauen und Männern aus Eslarn und Umgebung konnte Waldemar Hansl einen ehemaligen Eisendorfer begrüßen, der aus dem 460 Kilometer entfernten Wiesbaden angereist war. Einige Anwesende haben durch ihre Eltern oder Großeltern eine Verbindung zum Böhmerland.
Unter die Besucher mischten sich Zweiter Bürgermeister Thomas Kleber, Markträtin Agnes Härtl, Marktrat Karl Grießl und Ehrenvorsitzender Sepp Bauer vom Heimatverein „Die Eslarner in München“ sowie eine Fahnenabordnung des Krieger- und Soldatenvereins. Die Schlossbergkapelle führte die sogenannte Deutsche Messe von dem Komponisten Franz Schubert aus dem Jahr 1826 auf.
Der 76-jährige Heimatpfarrer Monsignore Gerhard Hettler war zur Messfeier aus Passau angereist. „Ich bin zwar in Weiden geboren, aber auch ich habe Wurzeln in Eisendorf“, sagte er. Seine Vorfahren mit dem Hausnamen „Trollinger“ besaßen ein Anwesen im Ortsteil „Hundsschwanz“ von Eisendorf. Seinen Heimatdialekt habe er beibehalten, fügte Hettler hinzu. In seiner Predigt erinnerte er an seinen Onkel Schmid Wenzl und seine Tante "Nane", die das Gasthaus "Waldfrieden" an der Schanz in Eslarn betrieben hatten.
Obwohl er keine Noten lesen konnte, spielte Wenzl jedes gehörte Musikstück auf seiner Klarinette nach, selbst schwierige Stücke von Verdi. „Am Karfreitag 1954 um drei Uhr, genau vor 70 Jahren, hörte Wenzel eine laute Detonation im Osten.“ Später erfuhr er, dass die Kirche in Eisendorf gesprengt worden war.
Nach dem Böhmerwaldlied spendeten die Anwesenden kräftigen Applaus. Elisabeth Würfl entschuldigte den erkrankten 89-jährigen Ehrenvorsitzenden Josef Hoffmann aus Baden-Württemberg. Danach gedachte eine Abordnung am Denkmal in Železná, ehemals Eisendorf, der Gefallenen und Vermissten sowie aller Verstorbenen des Kirchensprengels. Zu diesem gehörten Eisendorf, Eisendorferhütte, Franzlhütte, Waldorf, Ruhstein, Karlbachhütte und Schmolau.
Nach der Messfeier und dem Gedenken trafen sich die Dorfbewohner wie schon am Vortag beim Zoiglwirt "Strehern" zu einem gemütlichen Beisammensein. Seit 1990 fand das Böhmentreffen im Gasthaus Waldfrieden bei "Schmid-Wenzel" statt, später im Bauriedlsaal, dann im Café Karl und nun beim Zoiglwirt "Strehern". Nachdem der Heimatverein 1993 gegründet worden war, stieg die Mitgliederzahl auf bis zu 200 an. Heute sind es noch etwa 30 Landsleute. Die Gemeinschaft wünscht sich eine Sanierung der Kapelle und einen Glockenturm.
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