Fair und sachlich gingen die Kontrahenten am Dienstagabend in der Gemeinderatssitzung miteinander um. Zum Ende des öffentlichen Teils stand der Ortsteil Schellenbach auf Bitten der CSU-Fraktion noch einmal auf der Tagesordnung. Mehr Publikum als sonst interessierte sich für das in der Tagesordnung als „Feststellung von Baumängeln“ angekündigte Thema.
Den zugrunde liegenden Antrag der CSU-Fraktion verlas Bürgermeister Reiner Gäbl ungekürzt. Demnach entspreche die Bauausführung nicht jener Planung, die im Marktrat erklärten und geschildert worden war. Eine Bitte aus Reihen des Gremiums zu einer diesbezüglichen Stellungnahme sei bislang nur unzureichend erfüllt worden.
Weit zurück zum Start der Maßnahme habe er sich deshalb begeben, begann Gäbl sein Statement. „Diese gesamte Planung wurde in einer mehrstündigen Sitzung am 21. April 2015 durch das Ingenieurbüro Zwick erläutert. Im Marktrat wurde die gesamte Tiefbauplanung vorgetragen und erläutert.“ Er erinnerte an Aussagen des Wasserwirtschaftsamts, an die Vorgeschichte der Kanalsanierung und die Gewässerregulierung. Erst als der Bürgermeister das neue Regen-Rückhaltebecken aufgriff, war der ganze Rathaussaal wieder so richtig bei der Sache. Die Unterteilung des Hochwasser-Schutzes betroffener Anwesen in drei mögliche Eskalationsstufen zeigte sich im Nachhinein als Wegbereiter für einen gemeinsamen Nenner des gesamten Gremiums.
Gäbl verdeutlichte die Erfüllung aller gesetzlichen Vorgaben ohne Widerspruch. Letztlich stand die zusätzlich durch das Ingenieurbüro zugegebene Übererfüllung der behördlichen Vorgaben in der Kritik. Bei einem Überlaufen des Beckens hätten die Planer durch einen kontrollierten Ablauf über die Schellenbachstraße aufgrund ein entsprechendes Gefälle vorgesorgt.
Am 5. November 2019 gab es eine Anfrage im Marktrat: „Was ist denn nun gebaut worden, und wie wurde es ausgeführt?“. Noch in der Sitzung habe Gäbl unter Hinweis auf das Planungsbüro bestätigt, dass alles planmäßig ausgeführt sei. Am 14. Januar habe es eine erneute Anfrage gegeben, woraufhin er das Ingenieurbüro nochmals um eine detaillierte, schriftliche Stellungnahme gebeten habe. Daraufhin liege nun eine neue Geländeaufnahme von vergangener Woche mit einer Vermessung des neuralgischen Bereichs in 5-Zentimeter-Höhenlinien vor.
Der Bürgermeister ergänzte: „Ich möchte dazu anmerken, dass nirgends manipuliert wurde, sondern es wurde genau so gebaut, wie es vom Architekturbüro angeschafft wurde.“ Außerdem habe ihm das Ingenieurbüro gesagt, wenn mehr Wasser komme, könne das gegenüberliegende Anwesen mit Sandsäcken abgeschottet werden. Um dieses ging es letztlich aber gar nicht.
Kurt Baumann monierte: „Es wurde bisher noch nicht erwähnt, dass ein Hochwasser und Überwasser über die Straße abgeleitet werden kann.“ Auch sei Bürgermeister Gäbl auf die Anfrage vom 14. Januar bislang das Datum der Überprüfung durch das Ingenieurbüro schuldig geblieben. Die CSU-Fraktion habe deshalb einen Maurermeister gebeten, den betreffenden Bereich auszunivellieren. Dabei habe sich eine Differenz von zwei Zentimetern ergeben, was bedeute, „das Wasser muss bergauf laufen“. Baumann kritisierte weiter: „Anstatt der Sache nachzugehen, ist dem Fachmann vielmehr die Qualifikation abgesprochen worden."
Am vergangenen Sonntag sei deshalb eine „Probe aufs Exempel“ gemacht worden. Mit dieser Aussage bat Baumann darum, „vielleicht einmal die Bilder einzuspielen, die dabei gemacht wurden“ und auf der Leinwand allen zu zeigen. Geschäftsleiter Georg Würfel konnte dieser Bitte wegen der Datensicherheit des gemeindlichen EDV-Systems nicht nachkommen. Baumann hatte für diesen Fall Ausdrucke vorbereitet.
Gäbl gab zu bedenken, dass es bislang immer geheißen habe, die Messungen durch das Ingenieurbüro seien falsch. Während Baumann dies bejahte, brachte dessen Fraktionskollege Josef Illing mit seiner Frage die entscheidende Wendung. „Wo genau läuft das Wasser nach den Messungen von Stahl über? Das möchte ich sehen.“ Mit Hilfe der ausgedruckten Bilder versuchte Baumann zu verdeutlichen, dass ein volles Rückhaltebecken überlaufendes Wasser nicht in die Straße abgebe, sondern in den Hof eines unmittelbar angrenzenden Anwesens: „An die Schellenbachstraße kommt nie und nimmer Wasser hin, sondern das läuft die Böschung hinunter.“
CSU-Fraktionssprecher Wolfgang Voit verdeutlichte die Aussage Baumanns: „Das Wasser läuft also zum Anwesen und nicht in die Straße. Wenn wir die Bilder anschauen, ist es einfach nicht so, dass das Wasser da läuft, wie es vom Architekten ausgeführt wird. Das stimmt nicht von den Höhen her; es läuft in den Hof, nicht in die Straße.“ Voit riet deshalb dazu, das Ansinnen in den Bauausschuss zu geben.
Gäbl erklärte, dass ihm die von der CSU-Fraktion vorgebrachte Senke bislang nicht bekannt gewesen sei: „Dann sind diese Höhenlinien, die da drin sind, falsch.“ Der angeregten Augenscheinnahme vor Ort zeigte sich der Bürgermeister zugleich sofort aufgeschlossen: „Das schauen wir uns an.“ Und SPD-Fraktionssprecher Georg Zierer pflichtete ihm bei: „Dann kann man das klären.“ Beider Fraktionskollege Siegfried Wild meinte zwar: „Wenn das einmal überläuft, haben wir in Eslarn ganz andere Probleme“, worauf Voit energisch konterte: „Das mag sein, aber hier haben wir einen Haufen dafür bezahlt, damit es passt.“
Von Seiten der Freien Wähler plädierte auch Eduard Forster für eine Bauausschusssitzung mit einem Vertreter des Ingenieurbüros und einer Besprechung vor Ort. Illing gab jedoch zu bedenken, dass das Staubauwerk selbst keine Baufehler aufweise, aber der Weg dahinter sei abschüssig und das Gefälle führe von der Straße weg.“ Einstimmig verständigte sich das Gremium für einen Auftrag an den Bauausschuss zur Klärung der Situation vor Ort.
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