Eslarn
08.06.2018 - 08:25 Uhr

Junger Verein, alte Mitglieder

Der Heimatverein Eisendorf feiert bald 25. Gründungsjubiläum. Die politische Wende des Jahres 1989 hat den Vertriebenen neue Möglichkeiten zur Erinnerung an die böhmische Heimat gegeben. Doch wie lange wird es den Verein noch geben?

Als ein gelungenes Werk bezeichnen Monsignore Pfarrer Gerhard Hettler aus Passau und Fahnenträger Otto Wilka aus München den von Ortsbetreuer Josef Hoffmann mit Meisterhand gefertigten Altar. gz
Als ein gelungenes Werk bezeichnen Monsignore Pfarrer Gerhard Hettler aus Passau und Fahnenträger Otto Wilka aus München den von Ortsbetreuer Josef Hoffmann mit Meisterhand gefertigten Altar.

(gz) "Die Zeiten haben sich zwar geändert, aber die Liebe zur Heimat bleibt." Mit diesen Gedanken bereiteten 15 heimatverbundene Frauen und Männer im Café Karl (Boderbeck) 1993 die Gründung eines Heimatvereins vor. Initiator Josef Hoffmann sprach zu den ehemaligen Eisendorfern und zur ehemaligen böhmischen Bevölkerung: "Die Fremde ist unsere Heimat geworden. Doch die Heimat darf nie zur Fremde werden, und deshalb ist ein Heimatverein mein größter Herzenswunsch, damit die Heimat und die überlieferte Heimatgeschichte nicht in Vergessenheit geraten."

Das Hauptaugenmerk legten die Gründerväter auf die Erinnerungen an die Heimat. Denn das kommunistische Regime machte nach dem Zweiten Weltkrieg viele Gebäude des 1800 Meter langen Eisendorfs dem Erdboden gleich und baute später einen Grenzzaun.

Erinnerung an Gefallene

Die Gründungsmitglieder wählten Hoffmann zum Vorsitzenden und wie versprochen trat der damalige Bürgermeister Karl Roth als zweites Mitglied bei. Der Verein wuchs bis auf 200 Mitglieder an. Auf Initiative von Ortsbetreuer Toni Ziegler und Hoffmann erhielt das am Ortseingang von Zelezna (Eisendorf) befindliche Ehrenmal einen neuen Standort und wurde im Juli 1992 eingeweiht. Neuen Glanz bekam das vier Meter hohe Kreuz am Steinock. Den unermüdlichen Einsatz von Toni Ziegler würdigte 1991 der Heimatkreis Bischofteinitz mit der Ernennung zum Ehrenortsbetreuer.

Eines der jüngsten Werke des Heimatvereins ist die Gedenktafel mit den Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 aus den ehemaligen Heimatgemeinden Eisendorf, Schmolau und Umgebung.

Als Handwerker fertigte der versierte Ortsvorsitzende einen Holzaltar mit Betschemel für die Kapelle, ein Kapellenbild, eine Gefallenentafel und Hinweisschilder aus Holz an. Zusammen mit den ehrenamtlichen Eigenleistungen und Sanierungen am Kriegerehrenmal durch die Mitglieder konnten insgesamt 16 000 Euro eingespart werden.

Die Geschichte von Eisendorf hatte der langjährige und bereits verstorbene Ortsbetreuer und spätere Ehrenortsbetreuer Toni Ziegler 1983 zusammengefasst. Aber auch Karl Hackl und Hoffmann ließen die Erinnerungen nicht verblassen und setzten sich 1975 mit Landsleuten für den Bau einer Waldkapelle am Goldberg ein. Das Ebenbild stand früher mitten im Wald zwischen den Marktgemeinden Eisendorf (Zelezna) und Weißensulz (Bela nad Radbuzou).

Am kleinen Gotteshaus trafen sich die Wanderer zur Rast und zum Gebet. Aber auch Familien aus den umliegenden Ortschaften kamen zum Abschiednehmen von ihren Männern, die in den beiden Weltkriegen gefallen waren. Nach der Vertreibung ab 1945 diente die Kapelle den tschechischen Soldaten als Wachstube und erst nach der politischen Wende 1989 bekam das kleine, bereits verfallene Gotteshaus wieder mehr Aufmerksamkeit.



"Wir werden weniger"

"Du sollst mir ein Stück Heimat sein, auch wenn du nie sie hast gesehen", stellte Karl Hackl bei der Einweihung der "Zwillingsschwester" nahe der Grenze im August 1975 fest. An der idyllischen und von Mutter Natur eingebetteten Waldkapelle feiern die ehemaligen Bewohner des Kirchsprengels Eisendorf, zu dem Ruhstein, Walddorf, Karlbachhütte, Schmolau, Franzl- und Eisendorfhütte gehören, seither an jedem ersten Sonntag im Juli einen Gedenkgottesdienst. Zwei gut erhaltene Säulen an der Kapelle und ein großer Felsbrocken mit einer Gedenktafel erinnern als steinerne Zeitzeugen an die verfallene "Schwester".

In den vergangenen Jahren verstarben viele Mitglieder und der Verein zählte nur noch 48 Personen. "Wir sind einer der jüngsten Vereine mit den ältesten Mitgliedern in Eslarn." Der Rückgang zeichnete sich vor allem bei den vergangenen Kapellenfesten deutlich ab. Einen besonderen Dank richtete Hoffmann an den Heimatpfarrer Monsignore Gerhard Hettler und an die Schlossberger, die in den vergangenen Jahren den Gottesdienst an der Waldkapelle mitgestaltet hatten, und an seinen Nachfolger Waldemar Hansl. "Wir werden immer älter und weniger, aber die Liebe zu unserer Heimat bleibt", stellte Hoffmann fest.

Dem Ortsvorsitzenden Josef Hoffmann folgt als Vorsitzender der Fahnenträger Waldemar Hansl. gz
Dem Ortsvorsitzenden Josef Hoffmann folgt als Vorsitzender der Fahnenträger Waldemar Hansl.
 
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