In den Jahren 1842 und 1843 soll es laut Heimatforscher Josef Hanauer im ehemaligen Armenhaus in der Böhmerstraße eine "Kinderbewahrungsanstalt" mit zwei Kindergruppen unter der Leitung der ledigen Bürgerstochter Katharina Feil gegeben haben. Das seit 1821 bestehende "Almosenhaus" existierte bis 1933.
In all den Jahren wurde überlegt, ein separates neues Kinderheim zu bauen. Pfarrer Alexius Sperl hatte für 1900 Mark zwei erworbene Äcker an die Marktgemeinde Eslarn verkauft und die Kaufsumme Georg Bayer, seinem Nachfolger als Seelsorger, überwiesen. Das Geld sollte einer in Eslarn zu errichtenden Kinderbewahranstalt zugute kommen.
Im Jahr 1909 hörte Pfarrer Bayer, dass die Gemeinde sich verpflichtete, das Gelände des alten Friedhofs nach seiner Auflassung für die Errichtung einer Kinderbewahranstalt oder für einen ähnlichen Zweck unentgeltlich abzutreten. Das Vorhaben konnte jedoch nicht verwirklicht werden, weil das Geld der Inflation zum Opfer fiel.
Die ersten Planungen für ein Kinderheim fanden erst 1928 unter der Leitung von Regierungsbaurat Wüst aus Regensburg, Pfarrer Georg Bayer und Bürgermeister Ludwig Sauer statt. Schon drei Jahre später – vor nunmehr also über 90 Jahren – freuten sich Sauer und Pfarrer Johann Pöllath über die Eröffnung der Kinderschule.
Mit dem Bau eines Zentralschulhauses direkt neben dem Friedhof entstand im gleichen Jahr in unmittelbarer Nähe ein Elisabethenheim. Ordensschwestern der Dillinger Franziskanerinnen zogen in den Konvent ein, leiteten Schule und katholischen Kindergarten. Beide Gebäude waren im ersten Stock durch einen Gang miteinander verbunden.
Warme Suppe für zehn Pfennig
Eine große Ehre für Eslarn war der Besuch von "Seiner Königlichen Hoheit Rupprecht Maria Luitpold Ferdinand Kronprinz von Bayern, Herzog von Bayern, Franken und Schwaben, Pfalzgraf bei Rhein" (1869 bis 1955). Danach wurde im Elisabethenheim zusätzlich ein Altenheim eingerichtet und zur Nähschule eine Suppenschule eröffnet. Für jeweils zehn Pfennig erhielten 60 Kinder eine warme Suppe.
Im Sommer 1935 wurde unter der Verantwortung von Pfarrer Johann Wagner (1934 bis 1966) für 1000 Mark eine Kinderhalle gebaut und im Vorgarten für 106 Mark eine Schaukel angeschafft. Überrascht wurden die Eltern 1941 von der plötzlichen Schließung des Kindergartens durch die Nationalsozialisten. Nach dem Besuch sogenannter Lagermädchen wurden in der umfunktionierten Schule einige Mädchen aus Hamburg einquartiert.
Während des Zweiten Weltkriegs versorgten die Klosterschwestern in der zu einem SS-Lazarett umfunktionierten Schule leichtverletzte Soldaten. Am 24. April 1945 donnerten US-amerikanische Fahrzeuge und Panzer von der Waidhauser Straße kommend in Richtung Eslarn, und Panzergranaten trafen einige Gebäude, so auch das Kinderheim.
Nach der Instandsetzung war ab September 1945 mit Bewilligung der US-Amerikaner eine Wiedereröffnung zwar möglich wegen fehlenden Personals kam es allerdings nicht dazu. Die nachfolgenden Jahre übernahm eine Säuglingsschwester die Kindergartenarbeit. 1959 wurden dank einer 200-Mark-Spende durch die Caritas fehlende Tische und Stühle gekauft.
Die größten Sorgen bei den Umbaumaßnahmen bereitete die Finanzierung, die letztendlich durch ein Darlehen der Hilfskasse in Köln und mit Zuschüssen der Caritas und des Kultusministeriums gestemmt werden konnten. Die Leitung legte man in die Hände von Pfarrer Hugo Wagner, der am 1. Oktober 1964 nach Eslarn kam.
Vom Speisesaal zum Gruppenraum
Im Jahr 1970 wurde das Altersheim wegen des Fehlens von Pflegeschwestern aufgelöst. 1973 folgte mit dem Ausbau zweier Gruppenräume ein größerer Umbau. Im Kindergarten befanden sich somit drei Gruppenräume, ein Nähzimmer und zwei Zimmer, die von Geistlichen bewohnt wurden. Der ehemalige Speisesaal des Klosters wurde zum zweiten Gruppenraum umfunktioniert, der Musiksaal wurde später zum Gymnastikraum.
Vier Jahre später kamen Sporthalle und Gartenanlage, 1978 ein Allwetterspielplatz dazu. 1995 wurde eine verlängerte Gruppe gebildet, 1997 der Kindergarten saniert und 1998 um eine weitere Gruppe ergänzt.
Im Jahr 2013 installierte die Kirchenverwaltung um Pfarrer Erwin Bauer erneut mit finanzieller Hilfe der Gemeinde im Untergeschoss separate Räumlichkeiten für Kinder bis drei Jahren und gestaltete eine Außenanlage. Heuer richteten Gemeinde und Kirchenverwaltung eine zusätzliche "Dehngruppe" für Kinder unter drei Jahren im Kellergeschoss ein; eine fünfte Gruppe ist angedacht.
Die 90-jährige Geschichte der Einrichtung ist für die Nachwelt in über 20 Niederschriften und Alben dokumentiert. Mit der beeindruckenden Gestaltung vieler Bücher von 1996 bis 2020 hinterließ die mit 45 Jahren verstorbene Erzieherin Martina Müller ein beeindruckendes Lebenswerk.
Personal früher und heute
- Erste Oberin im Klosterkonvent: Schwester Arnolda Hahn
- In Erinnerung ebenfalls noch: Ordensschwestern Seraphia (1954 bis 1971) und Ehrengard (1972 bis 2006)
- Leiterinnen des Kindergartens danach: Erzieherinnen Beate Sparschuh und aktuell Ramona Zangl
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