Eslarn
23.05.2019 - 10:23 Uhr

Max Linsmeier lässt die Puppen tanzen

In Eslarn begeistert seit 1989 im alten Sportheim eine Sammlung von kleinen und großen Puppen Erwachsene und vor allem Kinder. "Puppenmutter" Betty Linsmeier hat mit ihrem Sohn einen würdigen Nachfolger gefunden.

Das Sammeln von alten und neuwertigen Puppen ist für Betty Linsmeier, die sich über jedes neue Puppenkind freut, eine Leidenschaft geworden. In den vergangenen Jahrzehnten fanden über 3000 Exemplare in ihrem Mueum eine neue Bleibe. Die 89-jährige Sammlerin wird von den Besuchern liebevoll "Puppenmutter" genannt und hat in ihrem Sohn Max für die Betreuung des Museums einen Nachfolger gefunden. "Einige der Exemplare habe ich aus meiner zweiten Heimat aus Saarland mit nach Eslarn gebracht", erzählte der gelernte Bäcker und in seine Heimat als Rentner zurückgekehrte Linsmeier.

Das Puppenmuseum feiert in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen. "Bereits als Mädchen habe ich die Liebe zu den Puppen entdeckt und mit ihnen gespielt." So standen Puppen im Kinderzimmer von Barbara Balk und später im eigenen Haus von Barbara und Christian Linsmeier im Mittelpunkt. Die Eslarnerin erinnerte sich rund 80 Jahre zurück und erzählt von einem geschnitzten Holzscheit und ihren kindlichen Einfallsreichtum. "Das kahl wirkende Holz, mein erstes puppenähnliches Spielzeug, zierte ich werktags mit einer roten und blauen Wolle und an festlichen Sonntagen mit einer weißen Wolle."

Den großen Traum eines eigenen Puppenmuseums erfüllte 1989 die Marktgemeinde mit der Übergabe des ehemaligen Sportheims. Kräftige Unterstützung erfuhr Betty Linsmeier von ihrem bereits verstorbenen Ehemann Christian, der bei der Ausstattung des Puppenmuseums, Instandsetzung der nostalgischen Puppenküchen, sowie bei der Restaurierung der kaputten Exemplare Hand anlegte. Das Ehepaar scheute weder Mühen noch Kosten und schuf mit kräftiger Hilfe der Kinder gegenüber ihrem Wohnhaus ein sehenswertes Puppenparadies.

"Betty´s Puppensammlung" beherbergt neben der elegant und schlicht gekleideten Puppenvielfalt unter anderen Barbie-Puppen, Schlümpfe und Teddybären, aber auch kleine Puppenküchen und seltene Puppen-Schlafzimmer. Die Figuren aus Plastik und Holz sind für die Puppenoma keine leblosen Gegenstände, die man achtlos in die Ecke stellt, sondern liebgewordene "Geschöpfe" mit einer speziellen Geschichte. Puppenmutter Betty erzählte den Besuchern von der Herkunft ihrer Schützlinge, denen sie allen einen Namen gab. In den Erzählungen spiegeln sich traurige, nachdenkliche und lustige Episoden. Im Sperrmüll an der Straße entdeckte sie einen unscheinbaren kleinen "Puppenfuß", und da das Puppenkind ein kleines Loch im Kopf hatte, verpasste ihr die Puppenmutti einfach eine Perücke. Eine andere wurde von Bekannten aus dem Main geangelt und gelangte bei Linsmeier ans "sichere Ufer".

Beim Anblick der reichlichen Auswahl und spezieller Puppenkinder entfacht vor allem bei den jüngeren Besuchern der Wunsch nach einer "Gefährtin" und bei Erwachsenen die Erinnerung an die Kindheit. Große Freude bereiten der Seniorin unter anderem die Exemplare aus der Türkei, Kanada, vom europäischen, afrikanischen und asiatischen Kontinent, aber vor allem die ehemaligen Spielgefährten ihrer Kinder. Die mit 1,80 m größte Puppe "Jutta" rettete ihr Sohn Max nach einer Geschäftsschließung in Saarland. Manche waren Trophäen aus Schießbuden und die Barbiepuppen zierliche Dreingaben von Kindermenüs, die Max für seine Tochter Eva besorgt hatte. "Bevor eine Nikolaus-Puppe mit seiner Frau auf dem Müll landete, nahm ich diese auch mit nach Eslarn."

Unter den Puppen befinden sich elegant gekleidete Porzellanpuppen, schlichte und einfache Holz- und Stoffpuppen. "Ich zog meine Puppenkinder zu den verschiedenen Jahreszeiten dementsprechend an", erzählte Betty Linsmeier und zeigte auf den schmucken Hosenanzug, die elegante Tracht, das flotte Strandkleid oder hübsche Ballkleid hin. Stolz ist die Puppenoma auf ihre Kleinste, die lediglich einen Zentimeter misst und aus einem Nudelpaket stammt. Regelrecht ins Schwärmen kommt sie bei zwei seltenen thailändischen Tempeltänzerinnen und einer zweiköpfigen Märchengestalt, die sich beim Umstülpen der Kleider vom Rotkäppchen zur Großmutter verwandelt.

Viele der kleinen Hauptdarsteller bereichern in typischen Landestrachten den Raum und erinnern auf Schulbänken an die Schulzeit. Diese aussagekräftige Verwandlung in landestypische Stilfiguren ermöglicht ein umfangreicher Kleiderschrank und ein reichliches Ersatzteillager. „Bei mir sind alle Puppen gleich schön, aber die Schildkrötenpuppe mit dem Abbild von Papst Benedikt XVI., von denen es nur 1000 Stück gibt, ist sicherlich eine der schönsten Puppen“, ist Betty Linsmeier überzeugt. Aber nicht nur an den Puppenkindern, sondern auch bei der Puppenmutter sind die Jahre nicht spurlos vorüber gegangen.

Das Alter zwingt die Puppenomi ein wenig kürzer zu treten, so dass das große „Puppenhaus“ von ihrem Sohn Max Linsmeier betreut wird. Die Besucher, die gegen ein geringen Obolus für die Instandhaltung mit Linsmeier eine Runde durch die Märchenlandschaft unternehmen wollen, können sich unter Telefon 09653/9292073 gerne anmelden.

 
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