Etsdorf bei Freudenberg
07.06.2022 - 20:03 Uhr

Jederzeit schnelle Hilfe in seelischen Krisen

Bricht ein Feuer aus oder geschieht ein Unfall, ruft man die Notrufnummer 112. Aber welche Nummer wählt jemand, wenn er selbst oder ein anderer in eine psychologische Krise geraten ist?

Hilfe bei psychosozialen Krisen gibt es unter der Notfallnummer 0800/6553000. Bild: sche
Hilfe bei psychosozialen Krisen gibt es unter der Notfallnummer 0800/6553000.

Am Krisentelefon mit der bayernweiten Nummer 0800/6553000 können Menschen in psychosozialen Krisen 24 Stunden, an 365 Tagen im Jahr, mit speziell geschulten Fachkräften sprechen: Darauf machte der Geschäftsführer Krisendienste Oberpfalz, Jens Scheffel, bei einer Versammlung in Etsdorf (Freudenberg/Landkreis Amberg-Sulzbach) aufmerksam. Er war mit Katjenka Wild, der fachlichen Leitung der Leitstelle mit Sitz in Schwandorf, auf Einladung der CSU-Ortsverbände und der Arbeitsgemeinschaften ins Gasthaus Zum Steinköppl gekommen.

Barbara Gerl, die Bezirksvorsitzende der Frauenunion, merkte an, dass die Tätigkeitsfelder des Krisendienstes noch viel zu wenig bekannt seien, und dass die Notfallnummer noch stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken müsse. Scheffel, der seit 1. März 2021 die neu installierte Leitstelle führt, sieht den Krisendienst Oberpfalz in Schwandorf als Grundlage allen Handelns für Menschen an, die in psychosozialen Krisen eine Anlaufstelle benötigen und dadurch frühzeitige Unterstützung und wirksame Hilfe bekommen können. Prävention, Krisenintervention und Vermittlung in das bestehende Hilfesystem sollen eine Unterbringung ohne oder gegen den Willen Betroffener sowie Zwangsmaßnahmen vermeiden.

Es gibt auch Anlaufstellen mit umfassender Beratungs- und Hilfsangeboten, vorrangig in Trägerschaft der freien Wohlfahrtspflege. Das Problem dabei ist laut Scheffel, dass diese nicht rund um die Uhr besetzt sind. Am Krisentelefon mit der bayernweiten Nummer 0800/6553000 könnten Betroffene jederzeit mit erfahrenen Fachkräften sprechen. Katjenka Wild formulierte es so: „Wir hören zu, fragen nach und klären gemeinsam mit ihnen die Situation.“ Der Krisendienst biete erste Entlastung und Orientierung für Betroffene, Angehörige, Bezugspersonen. Er vermittele kurzfristig einen Termin in der nächstgelegenen psychiatrischen Praxis oder bei einem wohnortnahen sozialpsychiatrischen Dienst.

In dringenden Fällen kann der Einsatz erfahrener Fachkräfte am Ort der Krise die richtige Hilfe sein. Falls erforderlich, zieht der Krisendienst fachärztliche Hilfe hinzu. Manchmal kann auch eine vorübergehende stationäre Behandlung der geeignete Weg sein, um eine Krise zu überwinden. In diesen Fällen kann der Krisendienst direkt an die Krisen- oder Akutstation einer psychiatrischen Klink vermitteln.

Bezirksrätin Heidi Rackl nannte dieKrisendienste in Bayern eine unverzichtbare Einrichtung. Die sieben bayerischen Bezirke hätten auf Initative des Bayerischen Bezirkstages den gesetzlichen Auftrag erhalten, Krisendienste zu betreiben. Finanziert werden sie durch die Bezirke und den Freistaat Bayern. Sorgen bereitet der Politikerin die Zunahme an psychiatrischen Erkrankungen. Weiterhin fehlten im Bezirk ambulante und stationäre Behandlungsplätze, besonders für Kinder. Lange Wartezeiten bei Terminvereinbarungen seien die Folge.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.