Der 91-jährige genoss seinen langen Lebensabend, gesegnet mit geistiger und körperlicher Vitalität, mit Ausnahme weniger Monate völlig autark in seinem 1974 erbauten Eigenheim in der Blütenstraße. Erst im Herbst 2017 entschloss er sich, in Folge einer diagnostizierten Krankheit ins BRK-Seniorenheim nach Gmünd umzusiedeln. Auch nach dem Tod seiner Frau Martha hatte sich Mutzbauer seine schon fast sprichwörtliche Mobilität bewahrt. Er war fast täglich mit seinem VW Golf auf Achse, versorgte sich mit Informationen aus Zeitungen und Zeitschriften und besuchte Cafés. Unterstützung erhielt er, falls notwendig, von seinem Großneffen Thomas Radlbeck.
Die Wertschätzung der Mitbürger und der Arbeitskollegen erwarb sich Mutzbauer stets durch seinen offenen Umgang und seine klare Ansprache, nicht zuletzt auch durch seine fesselnden Erzählungen zu historischen Ereignissen. Anfang der 1970er Jahre übernahm er das Amt des SV-Vorsitzenden. Als Aktiver war er für den SVE und die TSG Weiherhammer unterwegs und leistete Pionierarbeit beim Wiederaufbau des Fußballvereins.
1941 bis 1986, nur unterbrochen von der Kriegszeit, verlief seine berufliche Laufbahn in der Glasbranche bei der Detag, später bei Flachglas, dann Pilkington. Der Gloshütterer mit Treue zu seinem Heimatort widerstand allen Abwerbeversuchen ins Frankenland. Er selbst bezeichnete sich bei der Feier seines 90. Geburtstags als "Atzariada Ureinwohner".
Als 17-Jähriger hatte ihm nach eigener Einschätzung eine Verwundung mit Lazarettaufenthalt das Überleben fern der Front gesichert. Mit List entzog sich der junge Kriegsgefangene dem Arrest bei der US Army in Bayreuth und kehrte in den Prölßenhof nach Etzenricht zurück. Dort war er mit vier Geschwistern aufgewachsen.
Eine weitere Leidenschaft galt schon vor der Einführung der Bundesliga dem 1. FC Nürnberg. Als es im Dorf erst drei Autos gab, düste der Club-Anhänger mit dem Arzt und erklärten Fan, Dr. Alfred Raimund, regelmäßig über die Landstraße in den "Zabo", um Max Morlock und seine Truppe anzufeuern.
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