Seit der Friedenfelser Landarzt Dr. Siegfried Steinkohl 2017 das Stethoskop beiseite gelegt und seine Praxis geschlossen hat, lebt er seine Passion, die Natur- und Landschaftsfotografie, aus. In den vergangenen Monaten hat er jede freie Minute im Waldnaabtal verbracht, um Aufnahmen für ein neues Buch zu machen.
Das Ergebnis ist der Bildband „Wildromantisches Waldnaabtal“. Auf knapp 130 Seiten ermöglicht er faszinierende Einblicke in eine ungewöhnliche Stein-, Wasser-, Tier- und Pflanzenwelt. „Eigentlich müsste das Buch 1000 Seiten haben“, findet Siegfried Steinkohl. Nur dann wäre es seiner Meinung nach möglich gewesen, zumindest die meisten schönen Bilder, die er im Waldnaabtal geschossen hat, unterzubringen. Doch beim Verlag stieß er damit auf taube Ohren.
Atemberaubende Aufnahmen
Rund 250 Aufnahmen hat der Friedenfelser in dem Bildband trotzdem veröffentlichen können. Sie zeigen das Waldnaabtal in atemberaubenden Aufnahmen. Steinkohl zeigt die Schönheiten dieses Durchbruchstals nicht nur zu allen Jahreszeiten, sondern ist mit seiner Kamera auch einmündenden Nebenflüssen und Bächen gefolgt und hat nahen Ausflugszielen wie dem Geo-Zentrum an der Kontinentalen Tiefbohrstelle (KTB) sowie den Burgen Falkenberg und Neuhaus mit ihren Ausstellungen und Sammlungen Besuche abgestattet. Makroaufnahmen rücken Kleinstlebewesen in den Fokus, welche man in der Regel übersieht.
Blockhütte das Zentrum
Der Fotograf hat sein neues Buch so aufgebaut, dass der Leser die Kapitel später auch selbst erwandern oder erradeln kann. Im Zentrum steht dabei natürlich die von der Familie Höcht bewirtschaftete Blockhütte mit dem Wasserrad, dem heimlichen Wahrzeichen des Waldnaabtals. Steinkohl lotst mit seinem Buch aber auch zu weniger bekannten Sehenswürdigkeiten wie dem sagenumwobenen Orakel des Waldnaabtals: einem an einem alten Baum befestigten Bildnis des heiligen Antonius. Es soll Heiratswilligen Blicke in die Zukunft ermöglichen. „Das kannte ich vorher auch nicht“, erzählt Steinkohl.
Wenn man ein Buch über das Waldnaabtal herausgibt, kommt man natürlich am Zoigl nicht vorbei. Steinkohl hat mit seiner Kamera auch den Kommunbrauhäusern und Zoiglstuben in Falkenberg, Neuhaus und Windischeschenbach einen Besuch abgestattet und zeigt, wie der Zaubertrank der Oberpfalz gebraut wird. Bilder über Einrichtungen wie das Haus Johannisthal der Diözese Regensburg, den Campingplatz und das Ausflugslokal Schweinmühle und die Stützelvilla in Windischeschenbach, die bald eine Außenstelle des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung beherbergen wird, runden den Inhalt ab.
Vergleichsweise einfach war es für den passionierten Natur- und Landschaftsfotografen, die vielen Gesteinsformationen wie Tischstein, Amboss und Teufels Butterfass sowie die wechselnden Abschnitte des Flusslaufes in stimmungsvollen Bildern festzuhalten. Um einige Tiere vor die Linse zu bekommen, lag er manchmal tagelang auf der Lauer, bis er die gewünschte Aufnahme im Kasten hatte. Für Libellenfotos stand der der Friedenfelser stundenlang in Wathosen im kalten Wasser. Der Aufwand hat sich für ihn gelohnt. „Erstmals konnte ich im Waldnaabtal auch die seltene Wasseramsel fotografieren“, strahlt Steinkohl.
Startauflage 2900 Stück
Besonders fasziniert haben ihn dabei neben den bis zu 40 Meter hohen Granitriesen, die eindrucksvoll die typische Wollsackverwitterung des Urgesteins vor Augen führen, die sich ständig wechselnden Abschnitte der Waldnaab, die im Tal mal sanft dahinplätschert und dann wieder mächtig Fahrt aufnimmt und sich wild schäumend ihren Weg durch das Tal bahnt. Mit Langzeitaufnahmen hat er das wilde Wasser mit Stromschnellen und Strudellöchern immer und immer wieder auf Chipkarten gebannt, bis ihn das Ergebnis wirklich zufrieden gestellt hat. „Vor allem am Butterfass sind jede Menge tolle Aufnahmen entstanden“, verrät der Friedenfelser. Da fiel ihm die Auswahl besonders schwer.
Die begleitenden Texte für das Werk, das in einer Startauflage von 2900 Exemplaren in der renommierten Reihe Buch- und Kunstverlag der Battenberg-Gietl-Verlagsgruppe aus Regenstauf erschienen ist und 24,90 Euro kostet, stammen wieder vom Erbendorfer Journalisten Wolfgang Benkhardt, Redakteur unseres Verlagshauses Oberpfalz-Medien, mit dem Steinkohl bereits bei seinem Erstlingswerk über den Naturpark Steinwald erfolgreich zusammengearbeitet hat.
Das Waldnaabtal
- Die Waldnaab entspringt entspringt am Entenbühl in der Nähe der Stadt Bärnau unmittelbar an der tschechischen Grenze. Das Waldnaabtal ist im Sprachgebrauch der Abschnitt zwischen Falkenberg und Windischeschenbach.
- Seit 1950 ist ein Teil davon unter Naturschutz gestellt. Das 183 Hektar große Schutzgebiet beginnt bei der Hammermühle bei Falkenberg und erstreckt sich bis etwa zur Einmündung des Frombachs in die Waldnaab. Der Großteil davon, 153 Hektar, liegt im Landkreis Tirschenreuth, der Rest im Landkreis Neustadt/WN.
- Das Tal ist gut erschlossen. Es kann zu Fuß, mit dem Fahrrad oder bei ausreichendem Wasserstand streckenweise auch mit dem Kajak erkundet werden. Auch eine Goldsteig-Etappe führt durch das Tal.
- Der Fluss, nach dem das Tal benannt ist, heißt eigentlich Tirschenreuther Waldnaab. Erst bei der Einmündung der Fichtelnaab verliert der Fluss das Attribut „Tirschenreuther“ und wird zur Waldnaab, die sich bei Luhe-Wildenau dann mit der Haidenaab zur Naab vereint.
- Im Waldnaabtal leben seltene Arten wie Eisvogel, Wasseramsel, Fisch- und Seeadler, Schwarzstorch, Kreuzotter, Feuersalamander und Flussperlmuschel.
- Bekannte Ziele sind der Sauerbrunnen, der Burgstall Altneuhaus, die Felsformationen Kammerwagen und Butterfass sowie die bewirtschaftete Blockhütte mit dem Wasserrad.
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