Falkenberg
29.09.2022 - 11:10 Uhr

Mundartlyrik und Emanzipation: Geschichten von vergessenen Poeten aus Bayern

Berhold Kellner, Florian Winkelmüller, Hans G. Lauth, Hilde Lauth und Walter J. Pilsak lasen im Kapitelsaal der Burg Falkenberg Geschichten und Gedichte von Emerenz Meier und Eugen Oker vor.

Zahlreiche Gäste kamen in den Kapitelsaal der Burg Falkenberg, wo vier Männer und eine Frau am weiß gedeckten Tisch etwas zum Vorlesen hatten. Das gefiel besonders Eva Gibhardt. Die Kulturbeauftragte des Forums Falkenberg begrüßte Berthold Kellner, Florian Winkelmüller. Hans G. Lauth, Hilde Lauth und Walter J. Pilsak, die zum ersten Mal in dieser Formation als Autoren- und Vorlesegruppe zu Gast waren.

Die fünf Literaturliebhaber haben es sich zur Aufgabe gemacht, vergessene Autoren aus Bayern aufzuspüren. Das Publikum durfte sich über Werke von Emerenz Meier und Eugen Oker freuen. Während Eugen Oker heitere und lustige Gedichte schrieb, hatte es Emerenz Meier damals nicht leicht als Schriftstellerin zu ihrer Zeit. Florian Winkelmüller eröffnete die Lesung mit Meiers Geschichte über den "Brechelbrei".

In ihrem Werk beschrieb sie feinfühlig und eindringlich die damals schwere Arbeit auf den Bauernhöfen und den Feldern. Die Schriftstellerin wurde 1874 in Niederbayern als eines von sechs Kindern geboren und ist auf dem Land aufgewachsen. Hans G. Lauth erzählte, dass es für Meier nicht einfach war, sich als Schriftstellerin durchzusetzen, noch dazu als Frau.

Im Dorf sei sie als "narrische Verserlmacherin" beschimpft worden. Ihr Vater wollte, dass sie weiter auf dem Hof arbeitet. Doch Meier setzte sich durch, ging weg, verdiente Geld mit ihrer Schriftstellerei. Erst dann wurde sie daheim als verlorenes Kind wieder aufgenommen. Als sie 1874 im Alter von 83 Jahren, wie Hilde Lauth aus der Vita vorlas, vereinsamt und bettelarm starb, hinterließ sie auch ein Gedicht, das die Unterdrückung und Benachteiligung der Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen anprangerte.

Meier schreibt in Reimform von der Hinrichtung am Scheiterhaufen oder Steinigung für allzu emanzipierte Frauen: "Man schichte Scheitel, man werfe Steine, denn die Welt schuf Gott für den Mann alleine", zitierte Hilde Lauth. In der Lesung folgte ein Beitrag von Walter J. Pilsak, der nicht nur selbst schreibt, sondern seine Zeilen und Gedanken auch musikalisch immer wider auf seine Akkordeonmusik überträgt. Wenig später lockerte der Abend auf, mit humoriger Dichtkunst von Eugen Oker, der 1919 in Schwandorf geboren wurde und 2006 in München starb. Oker verfasste Mundartlyrik, veröffentlichte einen gesamtbayerischen Dialekt-Atlas und vieles mehr. Neben einigen Literaturpreisen wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

 
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