Patenschaft für IT-Fachkräfte aus der Ukraine

Falkenberg
03.04.2022 - 12:59 Uhr

Aus der Ukraine flüchten immer mehr Menschen, gleichzeitig herrscht in Deutschland empfindlicher Facharbeitermangel: Können davon beide Seiten gewinnen? Ein großes Oberpfälzer IT-Unternehmen setzt auf eine „Win-Win-Situation“.

Das Unternehmen IGZ aus Falkenberg (Kreis Tirschenreuth) will geflüchteten IT-Spezialisten aus der Ukraine bei der Integration in Deutschland helfen und ihnen auch einen Arbeitsplatz bieten.

Falkenberg/Erbendorf. (cf) Die auf SAP-Anwendungen spezialisierte Firma IGZ wirbt mit einem „Paten-Programm“ für ukrainische IT-Fachkräfte. Auf freiwilliger Basis erklären sich viele der 500 IGZ-Mitarbeiter bereit, als potenzielle „Paten“ den neuen Kollegen aus der Ukraine bei Behördengängen, Wohnungssuche, Deutschkursen, Trainee-Programmen u. a. zur Seite zu stehen. „Die Hilfsbereitschaft ist riesig“, betont der für Automation zuständige IGZ-Geschäftsführer Christian Mattes. „Die Ukrainer sind uns mental sehr ähnlich. Die wollen arbeiten.“

In manchen Teilbereichen der Informationstechnologie und Digitalisierung ist das von einer russischen Invasion heimgesuchte Land weit fortschrittlicher als Deutschland. Die Anerkennung von Bildungsabschlüssen stellt kein Problem dar: In einem nicht regulierten Beruf wie der IT ist eine sogenannte „Gleichwertigkeitsprüfung“ nicht mehr notwendig. Die Ukrainer können sich generell mit ihrem Aufenthaltstitel gleich bewerben - und dann arbeiten, zeigen die Recherchen Oberpfalz-Medien.

"Wir reichen ihnen die Hand"

Der geschäftsführende IGZ-Gründer Wolfgang Gropengießer sieht sein Unternehmen in der Verantwortung, den Flüchtlingen „ein Stück Normalität“ zurückzugeben und ihnen ein gesichertes Einkommen für sich und ihre Familien zu verschaffen. Den weiblichen und männlichen IT-Fachkräften aus der Ukraine langfristig konkrete Hilfe anzubieten, ist Gropengießer ein persönliches und brennendes Anliegen: mit den IGZ-Standorten Falkenberg und Erbendorf als „neuer Wirkungsstätte“. „Wir reichen ihnen die Hand, um die belastenden und traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.“

Weil immer mehr Kunden der IGZ in Osteuropa Logistikzentren bauen, wächst der Bedarf an entsprechenden Kapazitäten. „Wir werden als Unternehmen wohl einen anderen Blick dafür entwickeln“, deutet der stellvertretende Verkaufsleiter der IGZ, Markus Wenning, eine stärkere Internationalisierung des Unternehmens an. Dazu komme, dass in der Oberpfalz der Bedarf an IT-Fachkräften kaum mehr zu decken sei.

Hilfsaktion gemeinsam mit der OTH

Geschäftsführer Gropengießer hofft, dass möglichst viele Unternehmen in der Oberpfalz nachziehen und Hilfsinitiativen mit Arbeitsplatzangeboten starten. „Wir sollten den geflüchteten Fachkräften mit unseren Mitteln als Unternehmen die Integration in der Nordoberpfalz erleichtern und können auch Arbeitsplätze mit IT Know-how besetzen, die ansonsten vakant geblieben wären. Ich bin davon überzeugt, dass dieses solidarische Engagement die Oberpfälzer Wirtschaft nachhaltig stärken kann.“ Die ersten IGZ-Stellenangebote für Softwareentwickler und Trainees gingen auf dem Internetportal „Job Aid for Ukrainian Refugees“ bereits online.

Bereits Mitte März stellten die IGZ-Mitarbeiter mit Unterstützung weiterer regionaler Organisationen und Vereine eine humanitäre Hilfsaktion auf die Beine: Neun Kleintransporter, ein großer Kastenwagen und ein Reisebus lieferten lebensnotwendige Güter in die polnisch-ukrainische Grenzregion. Auf der Rückfahrt brachten die ehrenamtlichen Helfer zahlreiche Flüchtlinge in die sichere Oberpfalz. Geschäftsführer Christian Mattes war selber mit vor Ort. Gemeinsam mit der OTH Amberg-Weiden führt die IGZ die Hilfsaktion für die Menschen in der Ukraine fort.

 

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