Falkenberg
31.05.2023 - 10:22 Uhr

Trauer um den "Boder" in Falkenberg: Ehrenbürger Josef Hannig im Alter von 96 Jahren verstorben

Der "Boder" ist in Falkenberg ein fester Begriff, mit seinen Anekdoten erlangte Josef Hannig auch über den Ort hinaus Bekanntheit. Jetzt ist der Ehrenbürger der Marktgemeinde mit Wurzeln in Schlesien im Alter von 96 Jahren verstorben.

Zu den Höhepunkten im Leben von Josef Hannig (links) zählte die Primiz seines Enkelsohns Jaime-Pasqual im Juni 2019. Das Foto entstand bei der Heimatprimiz des Neupriesters in Falkenberg. Archivbild: wro
Zu den Höhepunkten im Leben von Josef Hannig (links) zählte die Primiz seines Enkelsohns Jaime-Pasqual im Juni 2019. Das Foto entstand bei der Heimatprimiz des Neupriesters in Falkenberg.

Im Seniorenpflegeheim „Haus Steinwaldblick“ in Wiesau verstarb am vergangenen Sonntag, 28. Mai, der Falkenberger Ehrenbürger Josef Hannig. Zur Welt gekommen war er am 30. Dezember 1926 in Lassoth (Schlesien).

Bereits mit acht Jahren verlor er einst seinen Vater. Wegweisend für ihn war später die Entscheidung, Friseurlehrling zu werden. Als 16-Jähriger folgte er der Einberufung zum Arbeitsdienst nach Polen. Danach wurde er zur Division Hermann Göring in die Niederlande versetzt. Und von dort aus - so berichtete Hannig einmal in einem Gespräch mit Oberpfalz-Medien – "wurde ich mit 40 Rekruten zur Wolfsschanze in Ostpreußen geschickt". Weitere Stationen waren die Eifel, Pommern und das Sudetenland, wo er von einem Granatsplitter getroffen und schwer verletzt in ein Lazarett in Brünn gebracht wurde.

Nach der Genesung wurde Hannig verlegt und kam mit der Eisenbahn über Prag, Eger und Wiesau nach Tirschenreuth. Hannig geriet in US-Kriegsgefangenschaft, nach der Entlassung fand er eine Bleibe beim "Stoffel" (Familie Schuller) in Gumpen. Drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs bezog er beim "Mühlwastl" (Familie Zrenner) eine Wohnung. Weil er Friseur gelernt hatte, mietete er sich beim "Seger" (Familie Haberkorn) und später beim "Hansgierch" (Familie Kunz) ein, um einen kleinen Friseurladen zu betreiben.

Vielfältiges Engagement

1960 erwarb er das "Doktorhaus" am Falkenberger Marktplatz, wo der "Hannig-Boder" nahezu 50 Jahre lang als Damen- und Herrenfriseur wirkte. Rege beteiligte er sich stets am Gemeindeleben. Seine Leidenschaft galt aber nicht nur dem Friseurhandwerk. Hannig brachte sich musikalisch, malerisch und schriftstellerisch ein. Auf sein Konto gehen die unvergesslichen Büttenreden beim Falkenberger Fasching, die bunten Faschingsumzüge, Bühnendekorationen und ein Werk, auf das er ganz besonders stolz war: das Buch mit dem Titel "Aus der Baderstube". Darin erzählt er humorvoll vom "Boderleben" und dem Geschehen in einer Landgemeinde. "Es gibt wohl keinen Handwerksberuf, der so viel Nähe zum Kunden mit sich bringt", bemerkte Hannig bei einem früheren Gespräch über das Werk mit Oberpfalz-Medien. Der OWV-Zweigverein Falkenberg beschenkte Hannig mit einem Rundwanderweg. Dessen Ausgangspunkt ist das "Boderhaus" nahe der Pfarrkirche in Falkenberg, wo Hannig jahrzehntelang arbeitete.

Neue Heimat gefunden

Für seine Verdienste ernannte ihn der Markt Falkenberg zum Ehrenbürger. Bei der Verleihung Anfang 2017 erklärte Hannig: "Ich bin überwältigt, fast sprachlos über die große Ehre." In "unseliger Zeit" sei er einst heimatlos geworden. Hier - in Falkenberg - habe er eine neue Bleibe gefunden. "Ich traf auf gute Menschen", betonte Hannig.

Der damals amtierende Bürgermeister Herbert Bauer würdigte Hannigs Heimatliebe. "Heimat ist dort, wo man sich wohlfühlt", so Bauer. Seinen Geburtsort in Schlesien besuchte Hannig nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. "Ich stand dort, wo wir als Kinder spielten, wo wir groß wurden und zur Schule gingen", schilderte Hannig damals. Er versicherte aber auch, dass er nach dem Besuch in Schlesien wieder gerne nach Falkenberg zurückgefahren sei.

Zu den Höhepunkten im Leben von Josef Hannig wurden im Juni 2019 die Primiz seines Enkelsohns Jaime-Pasqual (Jamie) Hannig und dessen Heimatempfang in Falkenberg mit Festgottesdienst und großer Feier an der Kirche. "Ein wunderbarer gesegneter Tag", betonte der "Boder" damals gegenüber Oberpfalz-Medien.

Am kommenden Freitag, 2. Juni, nehmen Hannigs Familie, die Marktgemeinde Falkenberg, Vereine, Verbände, Freunde und Bekannte Abschied von dem beliebten Ehrenbürger, Handwerker, Künstler, Erzähler und Menschenfreund. Der Sterberosenkranz in der Pfarrkirche Sankt Pankratius in Falkenberg beginnt um 14 Uhr. Daran schließen sich die Trauerfeier und die Beerdigung auf dem Friedhof an.

 
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