Falkenberg
24.05.2022 - 12:29 Uhr

Waldnaabaue ist eine naturbelassene Konzertbühne für unzählige Vogelarten

Die Stimmen von Kibitz, Feldlerche, Krickente und mehr lockten 14 Teilnehmer einer Vogelstimmenwanderung tief in die Waldnaabauen. Ziel war es, die Vögel anhand ihrer Gesänge zu outen. Aber welcher Vogel ruft "Bier"?

Es singt und klingt in den Waldnaabauen. Und das ist gut so. Es sollte ein Zeichen sein, dass es der Vogelwelt im naturgeschützten Areal gut geht. Weitgehend - denn der Klimawandel wirkt sich auch auf das Bundesnaturschutzgebiet und seine Flora und Fauna aus.

Welcher Vogel hier weiterhin trällert und trilliert, weiß Erwin Möhrlein. Er leitete erst kürzlich wieder nahe Gumpen eine Vogelstimmenwanderung für den Landesbund für Vogelschutz.

Möhrlein ging besonders auf die vielen Veränderungen der Vogelbestände im Laufe der vergangenen Jahrezehnte im Gebiet der Waldnaabaue ein. Diese ist mittlerweile in der Fachwelt weit über die Grenzen der Oberpfalz bekannt und hat für einige Vogelarten eine herausgehobene Bedeutung. Zum Beispiel, erklärte Möhrlein, lebe hier die Hälfte des bayerischen Bestandes des Waldwasserläufers.

Auch Verluste

Den Beweis lieferten die Vögel selbst: In Gehölzen am Ortsrand von Gumpen waren gleich jede Menge Sänger zu hören. Schwerpunkt der Wanderung waren aber die Wasservögel und die Wiesenbrüter.

Ausgiebig konnten die 14 Teilnehmer im weitläufigen Wiesegelände den Gesang des Braunkehlchens genießen. "Dieser Vogel war zusammen mit dem Wiesenpieper noch bis in die 80er Jahre ein verbreiteter Brutvogel in unserer Region. Beide Arten können jetzt im Landkreis fast nur noch als Durchzügler in ihre meist weiter nördlicher liegenden Brutgebiete beobachtet werden", hatte Möhrlein auch bittere Verluste zu beklagen. Und nicht nur das Braunkelchen verschwindet.

Mit Schafstelze, Kiebitz und Feldlerche waren weitere wiesen- und feldbrütende Arten anwesend. Auch die Bestände dieser Arten gehen seit Jahren mehr oder weniger stark zurück. "An den Teichen sang ein Blaukehlchen in der Schilfzone. Diese Art ist erst seit 1986 als Brutvogel im Stiftland angekommen, während sie zum Beispiel entlang der Donau und in der mittlerern Oberpfalz schon länger siedelte", erklärte der Vogelkenner. Mittlerweile können zehn Reviere entlang der Waldnaabaue registriert werden. Unter anderem mit Wasserralle, Zwergtaucher, Schnatter- und Schellente wurden zudem Bewohner der Teichlandschaft gesichtet. Die Wasserralle fiel durch ihr Rufen auf, das dem Quieken eines Ferkels ähnelt.

Die gute Nachricht: Dank der Reaktivierung alter Teichstellen im Rahmen des Waldnaabauen-Bundesnaturschutz-Großprojektes konnten sich unter den Wasservögeln einige in ihrem Bestand erholen. Zum Beispiel die Krickente, die vor dem Beginn des Projektes Waldnaabaue bereits für einige Jahre aus den Tirschenreuther Teichen verschwunden war. Leider gebe es auch unter einigen Schwimmvogelarten, wie den an den Neuteichen anwesenden Reiherenten und Tafelenten, seit spätestens der 1990er Jahre aus unterschiedlichen Gründen wie dem Prädatiorendruck starke Bestandsrückgänge, wusste Möhrlein. Eine Ausnahme stelle der Höckerschwan dar, der 2021 mit 20 Brutpaaren im Bereich um die Waldnaabauen ein bisheriges Maximum zu verzeichnen habe.

Baumfalke schaut vorbei

Schöne Momente blieben bei der Vogelstimmenwanderung auch für das Auge nicht aus. An einem Kiefernwaldsaum flog der Baumfalke über die Köpfe hinweg, erkennbar an seinem sichelartigen Flugbild.

Kurz vor Ende fiel in einem abgelassenen Teich neben rastenden nordischen Bruchwasserläufern ein immer wieder "Bier" rufender Vogel auf. Es handle sich hier um den Flußregenpfeifer, freute das Möhrlein sehr. "Dieser in den Waldnaabauen stets nur mit ein bis zwei Pärchen brütende Vogel wollte uns damit wohl erinnern, dass im Anschluss der Exkursion eine Einkehr versprochen wurde", fügte er lachend sehr zur Erheiterung der Teilnehmer an.

Die Exkursion hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Insgesamt konnte Vogelexperte Möhrlein der Gruppe immerhin an diesem Abend 46 Vogelarten präsentieren.

Diese Exkursion war Teil der Veranstaltungsreihe "Naturschutzstammtisch" des Landesbundes für Vogelschutz, die einmal monatlich jeden zweiten Donnerstagabends stattfindet.

 
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