Die Luft ist geschwängert von den Abgasen der Zweitaktmotoren. Bläulicher Nebel hängt über der genau einen Kilometer langen und von Strohballen gesäumten Rennstrecke. Stollenbewehrte Hinterreifen fressen sich in die vom Hitzesommer ausgedörrten Stoppelfelder. Künstlich eingebaute Schikanen gibt es nicht. Die Belastungen für Fahrer und Material sind schon groß genug. Groß ist auch der Name des Chefs des spektakulären Events, das auf eine 25-jährige Tradition zurückblicken kann.
Fetzige Stunden
Schon seit 1997 gibt es Mofa-Rennen auf dem Barbaraberg bei Speinshart. Stefan Groß holte das bundesweite Spektakel im Vorjahr auf die Piste zurück. Nun ist es auch für den Rennleiter und Veranstalter das Event ein Traditionsrennen mit viel Action. Mit einem wesentlichen Unterschied: Das Rennen wird nachts nicht unterbrochen. Es ist deshalb ein echtes 24-Stunden-Highlight. Zur langen Vorbereitung und zum Rennen selbst gäbe es für den Cheforganisator viel zu erzählen über die vielen Mofa-Geheimnisse, über Sicherheitsvorkehrungen, Prüfstände, Kontroll- und Vorsichtsmaßnahmen und über Biker-Traditionen. Doch Groß drängt es auf die Strecke. "Es sollen jedenfalls fetzige Stunden mit einem hohen Unterhaltungswert unter Gleichgesinnten werden", ruft der Mofa-Enthusiast dem neugierigen Fragen-Steller zu.
Der Cheforganisator freut sich über 32 Anmeldungen. Zum Teil weit angereist sind einige Teams, zum Beispiel aus dem Stuttgarter Raum und aus Österreich. Auch zwei Frauen-Teams wagen sich auf die Strecke.
Kein Rennen ohne Gottes Segen: Den erteilt vor dem Start Pressaths Stadtpfarrer Edmund Prechtl. Unfallfreies Ankommen wünscht Bürgermeisterin Carmen Pepiuk. Vor allem im Start-Ziel-Bereich fiebert eine riesige Fangemeinde dem Mofarennen entgegen und vor den Fahrer-Boxen haben sich Fan-Gruppen der Teams positioniert. Auch Cheerleader gehören zu den Schlachtenbummlern.
Viel Arbeit für die Rennmechaniker
Kaum ist der Massenstart, untermalt vom Zweitakter-Klangteppich, ohne Rempler gelungen, kommen schon nach einigen Runden die ersten Fahrer in die Box. Verdächtige Motorengeräusche geben Anlass zur Sorge. Schon schlägt die Stunde für die Fahrzeugmechaniker. Dem Dauerstress auf der Strecke sind manche Zweiräder nicht gewachsen. Da und dort streikt die Zündung, die Benzinzufuhr ist defekt, Federbeine geben den Geist auf, zwischen Sitz und Gabel klemmt es, ein erster Kolbenring verabschiedet sich, gerissene Gaszüge, defekte Kupplungen, Plattfüße, gebrochene Rahmen. Der Rennalltag lässt das Begleitpersonal nicht zur Ruhe kommen.
Für die Monteur-Trupps der 32 Teams beginnt ein 24-Stunden-Dauerstress zur Tages- und Nachtzeit. Schon Totgesagte erwecken die Spezialisten mit ihren mobilen Werkstätten in den Boxgassen zu neuem Leben. Und: Im Gelände ist für den Ernstfall ein Löschfahrzeug der Feuerwehr stationiert. Auch ein Erste Hilfe Team der Malteser aus Weiden ist vor Ort. Das Renngeschehen überwacht eine Drohne.
Die Zuschauermassen bekommen diese Sorgen und Belastungen meist gar nicht mit. Ihre Aufmerksamkeit und Unterstützung gilt den Teams, die Runde um Runde den ausgedörrten Rennparcours in eine Ackerlandschaft verwandeln. Da müssen Landwirte nachhelfen. Mit Düngefässern bewässern sie einige Male die Rennstrecke. Spektakuläre Überholmanöver, Aufholjagden, auch der eine oder andere folgenlose Sturz bestimmen fortan das Renngeschehen. Adrenalin pur auch für das Publikum. Zwischendurch heißt es Fahrerwechsel. Die Dreier-Teams sind immer auf dem Sprung. Ausfallen gilt nicht, nur die Ablösung ist erlaubt. Dann heißt es in einer Pause Entspannen und ein kurzes Nickerchen nach Stunden auf dem harten Mofa-Sitz, der den Hintern zum Glühen bringt. Als der Streckenposten am Sonntag pünktlich um 16 Uhr das Rennen abwinkt, haben die Sieger bei 672 Runden genau 672 Kilometer Fahrleistung unter den Rädern.
Die Regeln des 24-Stunden-Mofa-Rennens
- Zugelassen: Zweiräder mit luftgekühlten Motoren, einem maximalen Hubraum von 50 Kubikzentimetern und einem Höchstgewicht von 90 Kilogramm
- Lautstärke: Bis zu 84 Dezibel als Fahrgeräusch und bis zu 104 Dezibel als Vollgas-Standgeräusch erlaubt
- Pferdestärken: Überwiegend Zündapp-Maschinen mit bis zu 9 PS
- Höchstgeschwindigkeit: Bis zu 50 km/h
- Boxengasse: Reparaturen und Tanken erlaubt
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