Der in Dürnsricht wohnende Elektromeister und Energieberater Bernhard Tschöpl las es in der Zeitung und war regelrecht geplättet. Was dem 64-Jährigen sauer aufstieß: Der Fensterbacher Gemeinderat hatte beschlossen, im Rathaus für die in ihre Jahre gekommene Ölheizung eine Anlage gleichen Typs einzubauen. "Und das in einer Zeit, die völlig andere Möglichkeiten bietet", wie Tschöpl erbost feststellte.
Bernhard Tschöpl ist auf die Barrikaden gegangen. Nach einem erfolglosen Schriftwechsel mit Bürgermeister Christian Ziegler, der den Protest gegen den mit 14:0 einstimmig erfolgten Gemeinderatsbeschluss zurückwies, beraumte Tschöpl eine Informationsveranstaltung im Jedinger Gasthaus "Zur Linde" an. Sie ging unter durchaus erwähnenswerten Begleitumständen vonstatten: Zum einen erschienen zahlreiche Bürger, die Bernhard Tschöpls Unmut teilten. Zum anderen aber waren zehn Gemeinderäte da, angeführt von Vizebürgermeister Florian Adam. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang: Bürgermeister Ziegler befand sich im Krankenstand.
Nicht in die Zeit passend
Eine Ölheizung für das Rathaus in Wolfring? "Es kann doch nicht sein, dass man 2022 so etwas einbaut", wetterte Bernhard Tschöpl gleich zu Beginn und wunderte sich: "Die bisherige Heizung, auch mit Öl befeuert, ist laut Wartungsfirma funktionsfähig." Damit begegnete der Energieberater den Mutmaßungen, die momentan eingebaute Anlage müsse dringend erneuert werden.
Tschöpls Entrüstung ging weiter. Er lenkte den Blick auf einen Kaminkehrermeister, der den Gemeinderat bei einer Sitzung zum Ende des Vorjahres informiert hatte. "Der hat dann natürlich aus naheliegenden Gründen nicht für eine Wärmepumpe plädiert". Auch den Modus der Beschlussfassung beanstandete Bernhard Tschöpl. Inzwischen hat er Kontakt zu einem Fachanwalt aufgenommen, will notfalls über eine gerichtlich erwirkte einstweilige Verfügung den offenbar bevorstehenden Einbau der Ölheizung im Rathaus verhindern.
Ausgangslage war noch anders
Es gab sachkundige Beiträge bei diesem Informationsabend. Der in Schmidgaden ansässige Heizungsbauer Moritz Gschrey schilderte, dass man heutzutage bei Heizungsentscheidungen eher nicht auf Öl setzt. Aus Poppenricht bei Amberg war der ehrenamtliche Gemeinde-Energieberater Jürgen Stauber angereist und erteilte dem Öl ebenfalls eine heftige Absage. Klar war allerdings bei diesen Statements: Als der Fensterbacher Gemeinderat seine Entscheidung traf, war die weltweite Energiesituation keineswegs so angespannt wie jetzt, wenige Monate später.
In seiner Eigenschaft als Gemeinderat ergriff Peter Neidl das Wort. Er nutzte es, um die Lage des Gremiums genau zu schildern und legte dar, dass bei allen Debatten um die Heizung "eine nutzbare Fernwärmeversorgung im Hintergrund stand." Sie habe sich "zunächst leider nicht realisieren lassen", bedauerte Neidl und lenkte den Blick auf den Umstand, dass man mit dieser durch Schlossbesitzer Carl Graf zu Eltz geplanten Fernwärme auch das Wolfringer Feuerwehrhaus und das gleich daneben stehende ehemalige Gemeindehaus mit Energie hätte versorgen wollen. Um nun der noch immer bevorzugten Fernwärme zeitlich Raum zu verschaffen, habe der Gemeinderat dem Einbau einer nur befristet im Rathaus ihren Dienst verrichtenden Ölheizung zugestimmt. Ein Projekt also für die folgenden Jahre und quasi nicht für die Ewigkeit.
In die Debatte kam anschließend eine Neuigkeit, die sich wie folgt anhörte: Angeblich soll dem Grafen zu Eltz erst jüngst eine Genehmigung für seine Fernwärme, erzeugt durch die Erweiterung einer in Wolfring bestehenden Biogasanlage, erteilt worden sein. Das, so konnte man zum Schluss die Meinung vieler Versammlungsbesucher zusammenfassen, sollte doch ausreichen, um zunächst den Einbau einer Ölheizung im Rathaus zu überdenken. Bernhard Tschöpl und Bürger, die seine Meinung teilen, werden nun damit beginnen, in der Gemeinde Unterschriften gegen den Einbau der Ölheizung zu sammeln. Dann, wenn es über 200 Eintragungen gibt, können erste Schritte zu einem Bürgerbegehren eingeleitet werden.
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