Dem Auerhuhn im Fichtelgebirge geht ein Team aus Behördenvertretern, Bayerischen Staatsforsten, Verbänden und Ehrenamtlichen bei einem sogenannten Monitoring auf den Grund. Die Federführung für das Projekt liegt bei der Bayerischen Forstverwaltung und hier insbesondere der „Fachstelle für Waldnaturschutz Oberfranken“, einer für Waldnaturschutzfragen zuständigen „Spezialeinheit“, informiert der Forstbetrieb Fichtelberg in einer Pressemitteilung.
Projektleiterin Sabine Schulze freut sich, dass diese Erhebung mit so vielen verschiedenen Akteuren erfolgt. Neben Mitarbeitern der Forstverwaltung, der Bayerischen Staatsforsten und des Naturparks Fichtelgebirge beteiligen sich auch Mitglieder des Landesbunds für Vogelschutz (LBV). „Ein so breit aufgestelltes Bündnis, das den aktuellen Auerhuhnbestand ergründet, ist bisher einmalig und signalisiert, welch hohes gesellschaftliches Interesse an dieser Untersuchung besteht“, betont Schulze in dem Presseschreiben.
Gut zwei Monate Balzzeit
Ein Erlebnis, das niemand vergisst, der es einmal gesehen hat, ist die höchst imposante Auerhahnbalz“, berichtet Martin Hertel vom Forstbetrieb Fichtelberg. Diese findet einmal im Jahr zwischen Ende Februar und Anfang Mai statt. Der balzende Auerhahn stößt dabei einen unverwechselbaren Gesang aus Klicklauten aus und schlägt mit seinen Schwanzfedern ein perfektes fächerförmiges Rad. Davon erhofft sich der Hahn die Aufmerksamkeit einer Auerhenne und deren baldige Bereitschaft zur Paarung. Konkurrenten werden aggressiv bekämpft. Nach erfolgreicher Begattung legt die Henne mehrere Eier in eine Nestmulde ab und bebrütet sie. Die Küken schlüpfen nach knapp einem Monat und bleiben die ersten Lebenswochen noch im Nest, wo sie von der Mutter vor Kälte, Regen und zu großer Hitze beschützt werden.
Einen Auerhahn oder eine Auerhenne zu erkennen, ist eine ziemlich eindeutige Sache. Doch den meisten an der Erhebung Teilnehmenden dürfte dieses Vergnügen wohl kaum beschieden sein, sind die Tiere doch insgesamt sehr scheu und schwer auffindbar. Deshalb wird in erster Linie nach anderen Hinweisen wie Federn, Kot oder typischen Krallenabdrücken am Boden gesucht.
Ergebnisse vergleichen
Wie genau diese Spuren aussehen, an welchen Punkten im Gelände aufgenommen wird und wie die Ergebnisse zusammengeführt werden, das erfuhren die an der Suche Beteiligten in einer Schulung, die ein Spezialistenteam der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ausrichtete. Wie der Leiter der Veranstaltung, Martin Lauterbach, ausführte, sei die Aufnahme im Fichtelgebirge Teil eines bayernweiten Monitorings. Sie erfolge nach genau vorgegebenen Standards, damit die hiesigen Ergebnisse auch mit jenen in den Alpen oder im Bayerischen Wald verglichen werden können. „So verschaffen wir uns einen objektiven Eindruck über den gesamten bayerischen Auerhuhnbestand.“
Einer der zukünftigen Kartierer des LBV ist Andreas von Herßberg: „Ich bin schon gespannt, was wir finden und kann’s kaum erwarten, bis es Ende Juli los geht.“ Die Aufnahme erfolgt dann an insgesamt 784 Geländepunkten in einem fest vorgegebenem Rasternetz. Sie soll bis Ende Oktober dauern. Alle Funde und Beobachtungen werden sorgsam notiert und GPS-vermessen. Außerdem werden an jedem Aufnahmepunkt bestimmte, für die Auerhühner wichtige Waldstrukturen wie Biotopbäume, Totholz, vorkommende Ameisenhaufen oder Heidelbeerteppiche erhoben.
Damit die Aufnahme reibungslos vonstatten geht, braucht es von Anbeginn eine gute Koordination. Projektleiterin Sabine Schulze wird die Aufnahmeteams eng betreuen und ihnen, wo immer nötig, Unterstützung zukommen lassen. Mit dem neuen Auerhuhn-Monitoring werden objektive, belastbare Aussagen zum Zustand aller bayerischen Auerhuhnpopulationen gewonnen. Veränderungen der Vogelbestände und ihrer Lebensräume sollen rechtzeitig erkannt werden, heißt es in der Pressemitteilung des Forstbetriebs. Dadurch könne bei negativen Trends bei Bedarf mit geeigneten Maßnahmen gezielt gegengesteuert werden. Eben diese Aussagen fordere auch die EU von ihren Mitgliedstaaten zur Erfüllung ihrer Natura 2000-Berichtspflichten.
Stärkung für Netzwerk
„Was auch immer am Ende herauskommt – und wir alle hoffen natürlich inständig, dass es dem Auerhuhn im Fichtelgebirge gut geht – lässt sich jetzt bereits sagen, dass die Zusammenarbeit von Behörden, Staatsforsten und Verbänden in dieser Form bisher einmalig ist und Vorbild sein kann für künftige ähnliche gemeinsame Projekte“, meint Klaus Stangl, Leiter der Fachstelle Waldnaturschutz. Die Zusammenarbeit komme nicht nur dem Auerwild zugute, sondern stärke auch das seit Jahren bestehende Netzwerk für den Waldnaturschutz.
Die Ergebnisse der Aufnahme werden voraussichtlich Ende des Jahres vorliegen.
Das Auerhuhn
- bis zu einem Meter große Vogelart
- scheues, sogenanntes Raufußhuhn
- deutschlandweit die meisten in Bayern (Alpen, Bayerischer Wald, Fichtelgebirge)
- bevorzugen großflächige, lichte, störungsarme und strukturreiche Nadelmischwälder
- Heidelbeersträucher sowie Samen und Knospen von Nadelbäumen als Nahrungsgrundlage, im Sommer Ameisen und Insekten als Eiweißquellen für Aufzucht der Küken
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