Knirschend gräbt sich der Pflanzspaten von Alexander Schirbel in den Waldboden. Der angehende Forstwirt bei den Bayerischen Staatsforsten pflanzt mit seinen Kollegen auf einer lichten Waldfläche am Fuß des Ochsenkopfs kleine Eichenpflanzen. In den Spalt, den das Pflanzwerkzeug geöffnet hat, schwingt er behutsam die Wurzeln des Setzlings. Weitere Einstiche mit dem Pflanzspaten beidseits der Pflanze drücken das Erdreich an die Wurzel an und verschließen das Pflanzloch. Schon sucht Alexander Schirbel den nächsten, geeigneten Pflanzenstandort im Abstand von gut zwei Schritt. Knirschend drückt er den Pflanzspaten in den Boden und öffnete das nächste Pflanzloch.
Mit seinen Kollegen beim Forstbetrieb Fichtelberg pflanzt er so in diesem Herbst insgesamt gut 100.000 Setzlinge - neben Buchen und Tannen auch viele Eichen, Linden, Esskastanien und weitere Baumarten, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Laut der wäre noch vor wenigen Jahren im Fichtelgebirge niemand auf die Idee gekommen, solche wärmebedürftigen Arten hier zu pflanzen.
Immer mehr Borkenkäfer
„Wir pflanzen viele Baumarten, die im Moment hier nur selten oder gar nicht vorkommen“, wird Winfried Pfahler in der Mitteilung zitiert. Er ist der Leiter des Forstbetriebs Fichtelberg und zuständig für den Staatswald im südlichen und westlichen Fichtelgebirge.
„Damit reagieren wir auf den sich abzeichnenden Klimawandel. Spätestens seit dem Jahr 2017 zeigt uns der zunehmende Borkenkäfer-Befall an den Fichten, wohin die Reise geht: in eine trockenere und wärmere Zukunft. Was im ersten Moment nach angenehm-sommerlichem Klima klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als echte Gefahr. Für die Natur, für den Wald und damit auch für uns Menschen. Denn die Fichte als Hauptbaumart unserer Region droht unter diesen Bedingungen abzusterben. Kahlflächen, wie im Frankenwald oder im Thüringer Wald, könnten die Folge sein. Mit allen negativen Auswirkungen, wie zum Beispiel Erosion, Beeinträchtigung des Trinkwassers, Verlust des Lebensraums für viele Waldtiere. Und auch Erholung und Tourismus würden unter dem Verlust des Waldes leiden.“
Auch andere Mischbaumarten
Dem kommen die Förster laut Pressemitteilung zuvor: Als „Felsen in der Brandung“ pflanzen sie demnach klimatolerante Baumarten zu den Fichten hinzu, also Bäume, die an trockeneres und wärmeres Klima angepasst sind, wie es heute beispielsweise am Untermain oder im Spessart herrscht. „Das machen wir im Fichtelgebirge zum Glück schon seit vielen Jahren“, bestätigt Pfahler. „Wo immer es geht, haben wir Tannen und Buchen angepflanzt. Wer in den Herbsttagen in unseren Wäldern unterwegs war, hat sicherlich gesehen, dass vielerorts unter und zwischen den dunklen Fichten buntes Buchenlaub herausleuchtet. Jetzt kommen auch Eichen, Linden und andere Mischbaumarten hinzu. Dadurch werden wir in der nächsten Waldgeneration noch vielfältigere Wälder haben, die widerstandsfähig sind gegen die Folgen des Klimawandels. Das ist aufwendig und mühsam. Aber auch notwendig. Denn wir tragen heute die entscheidende Verantwortung für die Umwelt unserer Kinder und Enkel“, so Pfahler.
Alexander Schirbel hat mittlerweile den kleinen Vorrat an Eichen-Setzlingen, den er auf die Fläche gebracht hatte, eingepflanzt. Zufrieden schaut er zurück. Wieder hat er durch seine Arbeit ein kleines Waldstück fit gemacht für die Zukunft.
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