Erfolgreich gebrütet und Jungvögel aufgezogen haben in diesem Jahr die Schwarzstörche im Bereich des Forstbetriebs Fichtelberg. Um Störungen zu vermeiden, hatten die Förster um die bekannten Nistplätze großräumig für Ruhe gesorgt. Jetzt sind die Jungvögel bereit für den Flug in die Überwinterungsgebiete in Afrika.
Horst Lochner hat ein Herz für den Nachwuchs. Nachdem seine beiden Kinder Paula und Jonas „aus dem Gröbsten raus sind“, gilt die Fürsorge des Försters bei den Bayerischen Staatsforsten jetzt „seinen“ Schwarzstorch-Kindern. Versteckt im Wald, weit abseits von Siedlungen legten die im Wald lebenden Verwandten des Weißstorches in den weit ausladenden Ästen eines Fichtengipfels ein Nest an. Schwarzstörche brüten laut Mitteilung nur in naturnahen Wäldern.
Immer mehr Schwarzstorch-Brutpaare
Für’s Brutgeschäft brauchen sie Ruhe und gleichzeitig versteckte Waldwiesen und Lichtungen, die sie zur Nahrungssuche nutzen. Und beides finden die Vögel im Revier von Horst Lochner rund um Fichtelberg. Dort wurden und werden vom Forstbetrieb die Wälder sehr naturnah bewirtschaftet, werden Waldwiesen gepflegt, Blühstreifen angelegt und Moore renaturiert. Für ein abwechslungsreiches Landschaftsbild, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Und eben auch für Schwarzstörche.
Deshalb fühlen sich die scheuen Waldbewohner im Fichtelgebirge zunehmend wohler. War vor 30 Jahren die erstmalige Beobachtung eines Schwarzstorchs in dieser Gegend noch eine ökologische Sensation, so beherbergen heute zum Beispiel die Wälder des Forstbetriebs Fichtelberg im Westen und Süden des Fichtelgebirges jährlich bis zu 7 Schwarzstorch-Brutpaare – Tendenz steigend.
Im etwa einen Meter großen Nest hoch oben in der Baumkrone brüteten seit April zwei Schwarzstörche. „Das war eine schöne Überraschung, als meine Mitarbeiter und ich das Nest gefunden haben“, sagt Horst Lochner. Sofort habe sein Team in einem Umkreis von 300 Metern alle Forstarbeiten eingestellt, um die Vögel nicht zu beunruhigen. Denn gerade zu Beginn der Brutzeit seien die Tiere sehr empfindlich. "Schon eine kurze Störung durch einen ahnungslosen Spaziergänger oder gar durch eine Maschine im Wald kann dazu führen, dass die Vögel das Gelege verlassen und die bebrüteten Eier absterben“, erklärt der Fachmann.
Fünf kleine Storch-Küken
Aber alles ist gut gegangen. Die beiden Elterntiere brüteten erfolgreich. Fünf kleine Storch-Küken schlüpften aus den Eiern. Um deren Hunger zu stillen, mussten die erwachsenen Vögel Unmengen Amphibien, Fische, Reptilien und Mäuse fangen. Dazu segelten sie teilweise bis hinunter zu den Wiesen bei Mehlmeisel, um Nahrung zu sammeln. Dort waren sie öfter zu beobachten.
In wenigen Wochen entwickelten sich aus den flaumigen Küken stattliche schwarz-weiße Vögel mit einer Flügelspannweite von etwa eineinhalb Metern. Da wurde es im Nest oft ziemlich eng. Aus großer Entfernung und gut versteckt beobachtete in den vergangenen Tagen Horst Lochner mit dem Fernglas die Jungstörche beim Training ihrer Flügel. Immer wieder balancierten sie am Nestrand und erprobten ihre Schwingen, bis sie die ersten Flugversuche wagten.
Mittlerweile haben sie ihre Flugkünste verbessert und fliegen oft gemeinsam mit den Eltern zu erfolgversprechenden Nahrungsbiotopen. Und in wenigen Tagen ab Anfang August beginnen sie schon ihre erste weite Reise in die Überwinterungsgebiete nach Afrika. „Von dort kommen sie hoffentlich im nächsten Frühjahr wieder zu uns zurück ins Fichtelgebirge“, hofft Förster Lochner auf ein Wiedersehen mit den scheuen Waldbewohnern.
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