Fichtelberg
19.10.2022 - 11:43 Uhr

"Tag der Heimat" in Fichtelberg: "Brückenbauer in Europa"

Zum "Tag der Heimat" kamen die Mitglieder des Bundes der Vertriebenen in Fichtelberg zusammen. Seit 72 Jahren bietet das Treffen Gelegenheit, an den Verlust der angestammten Heimat zu erinnern.

Auf der Festversammlung mit Christian Knauer (zweite Reihe, Dritter von links), Margaretha Michel (vordere Reihe, Dritte von links), Helmut Hempel (vorne, links), Rudolf Kiesewetter (zweite Reihe, Zweiter von links) und Ehrengästen. Bild: gis
Auf der Festversammlung mit Christian Knauer (zweite Reihe, Dritter von links), Margaretha Michel (vordere Reihe, Dritte von links), Helmut Hempel (vorne, links), Rudolf Kiesewetter (zweite Reihe, Zweiter von links) und Ehrengästen.

Unter dem Leitwort "Vertriebene und Spätaussiedler - Brückenbauer in Europa" stand der "Tag der Heimat 2022" in Verbindung mit dem Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation. Der Bund der Vertriebenen (BdV), Stadt- und Kreisverband Bayreuth, hatte nach Fichtelberg/Neubau eingeladen.

Die Bedenken des Kreisvorsitzenden Helmut Hempel bezüglich eines Neuanfangs nach zweijähriger coronabedingter Pause waren schnell zerstreut: Über 70 Besucher kamen zur Veranstaltung, die "einen Beitrag zum demokratischen Bewusstsein in unserem Lande darstellt und dem Auftrag der Völkerverständigung in Europa dient". Die Solidarität gelte auch den Betroffenen weltweit, besonders der Bevölkerung in der Ukraine.

"Wichtiges Sprachrohr"

An Gedenktage und von ihm ins Leben gerufene Wallfahrten mit wieder mehr jungen Leuten erinnerte der Vertriebenenseelsorger im Erzbistum Bamberg, Monsignore Herbert Hautmann. Er war sich sicher, dass Integration auch eine Sache der Religion sei. "Fichtelberg ist meine Heimat", Flucht und Vertreibung kenne er nur aus den Medien, betonte Bürgermeister Sebastian Voit. Er versprach weiterhin die Unterstützung der Gemeinde, die im vergangenen Jahr 112 ukrainische Flüchtlinge aufgenommen hat. Stefan Unglaub als Stellvertreter des Bayreuther Landrats Florian Wiedemann nannte den Bund der Vertriebenen "Experten der Verständigungspolitik und ihr wichtigstes Sprachrohr", mit der Bitte, weiterhin Brücken zu bauen.

Christian Knauer, BdV-Landesvorsitzender und Landrat a. D., bedankte sich mit einer Chronik bei Rudolf Kiesewetter, Ortsvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft (SL), für dessen jahrzehntelanges Engagement sowie bei Monsignore Hautmann für sein langjähriges Wirken.

Der "Tag der Heimat" sei seit 72 Jahren für die deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedler, Spätaussiedler und deren Nachkommen eine willkommene Gelegenheit, an den eigenen Verlust der angestammten Heimat zu erinnern, betonte Knauer. Mit dem diesjährigen Leitwort stelle der BdV seinen verständigungspolitischen Einsatz heraus in einer Zeit, in der ein Angriffskrieg der Russischen Föderation in der Ukraine als Verbrechen gegen die Menschlichkeit tobe und die Menschen sich vor einem kalten Winter und sozialer Not fürchteten. Sorge bereite ihm auch der zunehmende deutschfeindliche Nationalismus in Polen.

Alte Heimat besuchen

Gebannt und ohne Blick aufs Handy oder Tablet hörten Schülerinnen und Schüler zu, wenn er ihnen aus der Geschichte von Flucht und Vertreibung erzähle. Er hatte einen Geschenktipp an Kinder und Enkel: einmal mit den Eltern oder Großeltern die alte Heimat besuchen.

"Erzählen, aufschreiben, nachdenken, weitergeben" liege SL-Kreis- und Bezirksvorsitzender Margaretha Michel am Herzen, verbunden mit der Freude, dass das "Paurische" derzeit eine Neubelebung erfahre. Wolfgang Hagen sorgte für Musik mit Heimatliedern, Horst Skripalle und Gerhard Lang für heitere Mundartbeiträge.

 
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