„Die neue GAP-Reform – Glücksfall oder Desaster“, lautete das Hauptthema in der Mehrzweckhalle. Eigentlich sollte zur Gemeinsamen Agrarpolitik in der EU (GAP) Europaabgeordneter Albert Deß referieren. Krankheitsbedingt musste der allerdings passen. Mit Artur Auernhammer, Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Berliner Landwirtschaftsausschuss, hatte der Bauernverband aber einen fachlich versierten Vertreter verpflichtet.
Den Knackpunkt der Reform auf EU-Ebene sieht der Mittelfranke in der Verteilung der Gelder auf die erste und die zweite Säule der gemeinsamen Agrarpolitik. Während die erste Säule vor allem Direktzahlungen an Landwirte betrifft, werden über die zweite Säule allgemeinere Maßnahmen der ländlichen Entwicklung gefördert. „Das wird eine spannende Diskussion“, ist Auernhammer überzeugt, der den Zeitpunkt für die Reform indes für ungünstig hält: „Die Europawahl ist für diesen Prozess eher nicht hilfreich. Mir wäre es lieber, wenn wir diese Themen ohne Wahlkampfgetöse diskutieren könnten“, sagte der Abgeordnete, der selbst die komplette landwirtschaftliche Ausbildung von der Berufsfachschule bis hin zur Höheren Landbauschule durchlaufen hat.
Zum Thema Ferkelkastration zeigt sich Auernhammer zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werden kann, gebe es doch bis zu vier Möglichkeiten eines tiergerechten Vorgehens, die allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgereift genug seien. Jedoch dränge die Zeit. Es sei nicht leicht gewesen für das zweijährige Moratorium der betäubungsmittelfreien Kastration im Bundestag eine Mehrheit zu bekommen, da vielen Parlamentariern das Verständnis für die Landwirtschaft fehle. Eine weitere Verlängerung der Frist werde es nicht geben. „Entscheidend ist, dass die Ferkelzucht bei uns in Bayern noch eine Zukunft hat“, betonte Auernhammer.
Zum Thema Glyphosat forderte der Parlamentarier die Landwirte auf, sich an die eigene Nase zu fassen. „Wollen wir es nachhaltiger gestalten, oder wollen wir die Themen noch weiter auf die Spitze treiben?“, fragte er in die Runde. Zur Frage des Insektensterbens gäbe es keine einfachen Antworten. Zwar gäbe es Lösungsansätze, doch müssten diese intelligenter gestaltet werden. So habe sich gezeigt, dass etwa gelber Senf wunderbar blühe und die Bienen in Scharen anlocke, dann aber zu einer so starken Schwächung der Bienen führe, sodass diese den Winter nicht überleben.
Neue Herausforderungen bringe auch der Brexit mit sich. „An diesem Volksentscheid merkt man auch, wie schnell Menschen beeinflussbar sind“, sagte Auernhammer. Von Dürrehilfen sei er „kein großer Freund“, sieht er doch die Problematik, dass sich etwa Gaststättenbetreiber nach einem verregneten Sommer oder Skiliftbetreiber nach einem milden Winter ebenso hilfesuchend an den Staat wenden könnten. „Für mich ist das Wichtigste, dass sich die Verbraucher hinter die Ohren schreiben, dass volle Regale in den Supermärkten keine Selbstverständlichkeit sind“, sagte der Vertreter des Wahlkreises Ansbach, Weißenburg-Gunzenhausen, der auch die Bedeutung der Agrarbranche für die lokale Wirtschaft herausstellte: „Es muss unser aller Ziel sein, die Landwirtschaft weiter zu stärken und auch in der Region zu stärken.“
Den Stellenwert der Branche für die Region unterstrich Raiffeisenbank-Vorstand Jürgen Schnappauf, auf dessen Anregung hin der Kreisbauerntag in Floß stattfand. Seine Bank sei vor 125 Jahren durch Flosser Landwirte gegründet worden. „Ob lebendiges Dorfleben, die Erzeugung gesunder Lebensmittel oder die Pflege unserer herrlichen Landschaft – ein herzlichen Vergelt’s Gott dafür“, sagte stellvertretender Landrat Albert Nickl den Bauern. Den Stellenwert der Landwirtschaft beschrieben auch Kreisbäuerin Josefine Kick, Hans Zach von den Vereinigten Sparkassen und Bürgermeister Günter Stich in ihren Grußworten. Kreisobmann Josef Fütterer hatte bereits zu Beginn der Veranstaltung im gut besetzten Saal eine lange Reihe von Ehrengästen begrüßt. Die Tanzgruppe der Flosser Landfrauen zeigte ihr Können.
Emotional ging es in der anschließenden, über eine Stunde währenden Diskussion zu den Schäden durch Wolf, Biber, Kormoran oder Fischotter. „Herr Auernhammer ist fachlich absolut gut drauf. Er wusste von was er redet“, freute sich BBV-Geschäftsführer Hans Winter.
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