Von einer Flosser Sintflut und einem Jubiläum, das niemand wahrnimmt

Floß
30.05.2023 - 09:01 Uhr

An die Unwetterkatastrophe in Floß vor 75 Jahren erinnert sich heute kaum noch jemand. Der ehemalige Bürgermeister Fred Lehner schon. Er schildert die Ausmaße und blickt auf 1948, als Floß 1000 Jahre alt wurde.

Sintflutartige Regenfälle setzten 1948 weite Teile von Floß unter Wasser. Eine riesige Katastrophe so kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. "Ich erinnere mich, als wäre es erst vor kurzem geschehen, was sich an diesem 20. Mai 1948 ereignete. Als Verwaltungslehrling im Flosser Rathaus absolvierte ich meine Ausbildung. Der innerhalb weniger Minuten einsetzende Wolkenbruch versetzte das Hardter Bachl in einem reißenden Fluss."

Die Wasserströme zogen sich in Sekundenschnelle in Richtung Tankstelle Hans Krapf in die Flossenbürger Straße zum Marktzentrum. Die Wassermassen waren so gewaltig, dass selbst eine riesige Fläche des befestigten Böschungsbereiches an der großen Bahnbrücke weggeschwemmt wird. Die Bahnlinie Floß-Flossenbürg musste bis zur Behebung des Schadens stillgelegt werden. Auch die Floßbach-Brücke von der Flossenbürger Straße zum Werkbach der Haberstumpfmühle im Mühlgraben beim früheren Anwesen Sendlbeck/Bickl (heute Klara Menke) hält den Wassermassen nicht stand und stürzt teilweise ein. Die Folgeschäden in den Anwesen der Flossenbürger Straße und der Freiherr-von-Lichtenstern-Straße sowie in der Unteren und Oberen Bachgasse sind unübersehbar.

Die Hochwasserkatastrophe nahm ein Ausmaß an, dass man sich heute kaum mehr vorstellen kann. Zu keiner Zeit in den vergangenen 1000 Jahren gab es seit dem Großbrand 1813 so viel Unheil an den Häusern der heutigen Freiherr-von-Lichtenstern-Straße und in den beiden Bachgassen an der Floß bis hinunter zur Blendersmühle (Beiglmühle).

Sofort einsatzbereit waren bei der Katastrophe die Männer der Feuerwehr in Verbindung mit der damals schon bestehenden Wasserwachtgruppe im Bayerischen Roten Kreuz. Sie begannen unmittelbar nach dem Ende des Wolkenbruchs, er dauerte kaum eine halbe Stunde, mit den Aufräumungsarbeiten.

Auch der seit 1. Mai 1948 im Amt befindliche Bürgermeister Josef Lehner, der erste sozialdemokratische Bürgermeister von Floß, machte sich ein Bild über das Ausmaß der Sintflut.

Und noch eine Besonderheit: Floß wurde 1948 1000 Jahre alt. Doch wer dachte schon 1948 an ein Ortsjubiläum? Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hatte viel größere Probleme. Zudem waren sich die Geschichtsschreiber nicht schlüssig darüber, zu welcher Zeit der Markt Floß tatsächlich erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das erforschte Landgerichtspräsident Dr. Adolf W. Schuster aus Weiden. In seinem Standartwerk von 1976 „1000 Jahre Floß“ hält er fest: In den Annalen des Klosters St. Emmeram in Regensburg ist neben der Jahreszahl 948 eingetragen: „ Occisio paganorum ad flozzun“.

 
 

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