Wirklich? Tritt die Politik in die zweite Reihe? Immerhin bleibt Stich Marktrat - er wurde vom letzten Listenplatz auf Platz Zwei vorgewählt - und Kreisrat. Er lacht bei der Frage. Und er gibt zu, dass mit dem Bürgermeisteramt - „so schön es war“ - eine große Last von den Schultern fällt. Und diese große Last schaffe Platz für Privates, auch wenn die Politik weiterhin wichtig bleibe.
Frederik (2) und Katinka (6) in Lübeck sollen den Opa statt einmal im Jahr in Zukunft jedes Vierteljahr einmal ein Wochenende lang sehen. Das sei der Plan, sagt Stich. Und natürlich werde er sich dem Garten mehr widmen als bisher.
Sauna-Gruppe: Alles beim alten
Für seine Saunagemeinschaft, die er seit 40 Jahren pflegt und für die er auch als Bürgermeister konsequent einmal in der Woche drei Stunden freigeschaufelt hat, bleibt alles beim alten, aber die Runde wird künftig einen Günter Stich erleben, dessen Schultern etwas gelockerter sind.
Auf was er sich freue, so sagt Stich, das sei der von Störnsteins Altbürgermeister Boris Damzog koordinierte Stammtisch der Bürgermeister a. D. im Landkreis. Einmal im Vierteljahr sitzen sie dort beisammen, die früheren Gemeindeoberhäupter aus allen Ecken des Landkreises, die sich alle gut kennen. Und schon ist man im Gespräch mit Stich wieder bei der Politik angelangt.
"Übergangsaufgabe"
Er selbst spricht von einer „Übergangsaufgabe“, wenn die Rede auf seine Mandate in Kreistag und Marktrat kommt. Der geschrumpften SPD-Fraktion im Kreistag, deren Sprecher er seit zehn Jahren ist, will er eigenem Bekunden nach ebenso zur Seite stehen wie seinem Nachfolger im Bürgermeisteramt, Robert Lindner. Die hohe Stimmenzahl für den Marktrat Günter Stich wertet er als Zeichen dafür, dass die Bevölkerung im Markt seine Erfahrung und seinen Rat weiterhin schätze. Er betont, dass er gern Hilfestellung gebe, sich aber im Marktrat nicht über Gebühr einmischen wolle.
Er habe kein Problem damit, sagt Stich, nun auf „seinem“ Platz am Kopfende der Marktratsrunde einen anderen sitzen zu sehen. Vielmehr freue er sich, dass die rote Tradition im Markt fortgeführt werde, immerhin könne man in zwei Jahren „50 Jahre SPD-Bürgermeister in Floß“ feiern.
70 Prozent weniger Last
Insgesamt werde alles leichter, verweist Stich immer wieder auf die Last, die ihm von den Schultern genommen werde. 70 Prozent fielen künftig weg, seien nicht mehr zu tragen. Immerhin habe er täglich um sieben Uhr den Dienst begonnen und um 22 Uhr beendet, nahezu kein Abend zu Hause. Er habe 45 Jahre seines Lebens der Gemeinde gewidmet, zuerst als Bediensteter der Verwaltung, dann als Bürgermeister. Stich macht kein Hehl daraus, dass die 18 Jahre als Bürgermeister durchaus auch belastend gewesen seien.
Mit Blick auf die erste Sitzung des neuen Flosser Marktrates sagt er: „Etz schau ma mal, wo ma den alten Stich hinsetzen.“ Er selbst möchte am liebsten ins Eck auf den letzten Platz der SPD-Räte.














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