Floß
27.05.2019 - 09:41 Uhr

Es zählt das Wohl aller

Einer der Väter der modernen Genossenschaftsidee, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, stand im Mittelpunkt des Monatstreffens des Seniorenkreises Klub 70.

Vorstandsvorsitzender Jürgen Schnappauf von der Raiffeisenbank Floß/Flossenbürg referiert beim Klub 70 über den Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Bild: le
Vorstandsvorsitzender Jürgen Schnappauf von der Raiffeisenbank Floß/Flossenbürg referiert beim Klub 70 über den Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen.

Vorstandsvorsitzender Jürgen Schnappauf entpuppte sich als Kenner der Biografie von Raiffeisen. In seinem Vortrag zitierte Schnappauf auch aus dem Buch „Ein Mann bezwingt die Not". "Heute sind es über eine Milliarde Menschen, die in Genossenschaften organisiert sind. Für Raiffeisen zählte das Wohl aller, nicht der Profit weniger."

Der am 30. März 1818 in Hamm geborene Raiffeisen entstammte einer Pastorenfamilie, wurde 1845 Bürgermeister in Weyerbusch und gründete im Hungerswinter 1846/47 eine Notstandshilfe. Ein Problem, unter dem die bäuerliche Bevölkerung litt, war der sogenannte „Viehwucher" mit Leihvieh. Dies veranlasste Raiffeisen, den „Flammersfelder Hülfsverein" zu gründen. Es war der erste Verein mit Solidarhaft, der es der bedürftigen und kreditwürdigen Landbevölkerung ermöglichte, ohne Wucherzinsen zu angemessenen vertretbaren Bedingungen die erforderlichen Kredite zu erhalten, um selbständig wirtschaften zu können, berichtete Schnappauf. Private Geldverleiher nahmen hingegen bis zu 200 Prozent Zins. Der Flammersdorfer Hilfsverein bildete noch keine Genossenschaft im rechtlichen Sinne des Genossenschaftsgesetzes, doch war er aufgrund seiner differenzierenden Satzung die erste größere und geschlossene Schöpfung Raiffeisens in der Frühgeschichte des Genossenschaftswesens.

1862 entstanden aus den Ideen der ersten Wohltätigkeitsvereine die Darlehenskassenvereine, deren Aufgabe es war, Darlehen zu vergeben. Raiffeisen kam von der Praxis her zu seinen sozial- und wirtschaftspolitischen Reformplänen. Nicht eine abstrakt gewonnene Theorie sollte der Wirklichkeit überstülpt werden, sondern ausschließlich die Erfordernisse der Praxis ließen ihn die notwendigen Maßnahmen ergreifen.

Wie aufgeschlossen sich die Flosser Bevölkerung der Genossenschaftsidee zuwandte, zeigte sich vor mehr als 125 Jahren durch die Gründung des Flosser Darlehenskassen-Verein, der heutigen Raiffeisenbank.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte der Genossenschaftsgedanke neu auf. So entstanden im Ort Selbsthilfeorganisationen wie der Bayerische Bauernverband, Ortsverband Floß, die Waldbesitzervereinigung Floß und Umgebung, die Anbaugenossenschaft für Qualitätskartoffel, die inzwischen aufgelassene Brennerei-Genossenschaft, die Bäuerliche Schlachtgemeinschaft Floß und Umgebung und der Steyr-Club Floß und Umgebung. Klub-70-Leiterin Renate Lindner dankte Schnappauf mit einem Geschenk für den Vortrag.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.